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Afghanistan: ein Land ohne Sicherheit

Meldung vom 03.12.2007

Die Sicherheitslage in Afghanistan ist katastrophal. Kaum eine Woche vergeht ohne einen neuen Anschlag. Taliban und Al-Kaida sind nach wie vor im Land. Die Regierung aber verschließt offenbar die Augen.

Zemarai Baschari, Sprecher des afghanischen Innenministeriums in Kabul, ist nicht zu beneiden. Während die übrigen Verantwortlichen für Sicherheitsfragen in Afghanistan ziemlich kamerascheu geworden sind, muss er Rede und Antwort stehen. Über die Zahl der Opfer in den Kampfgebieten oder über die Hintermänner eines Selbstmordanschlages irgendwo im Land – und das seit mehr als einem Jahr beinahe täglich.

Die Sicherheitslage in Afghanistan ist alles andere als zufriedenstellend. Die Taliban und ihre Helfer agieren mittlerweile im ganzen Land. Bombenanschläge und Selbstmordattentate gehören ebenso zu ihrem Handwerk wie Angriffe auf Militärstützpunkte und Bezirksregierungen. Baschari hat mittlerweile angesichts der Flut von Ereignissen Standard-Antworten für die vielen lästigen Fragen parat. Er spricht von Feinden des afghanischen Volkes, von Fehlinformationen, von Missverständnissen und von Journalisten, die alles übertreiben und Sicherheitskrisen absichtlich herbeireden. In Wahrheit sei alles viel weniger schlimm, als allgemein angenommen.

Ähnlich lautete auch seine Antwort, als er zum jüngsten Überlaufen von 13 Polizisten samt Ausrüstung zu den Taliban in der Südwestprovinz Farah gefragt wurde: „Hier liegt ein Missverständnis vor“, erklärt er. „Die Polizisten sind nicht übergelaufen. Sie hatten Urlaub und sind mit ihren Waffen und Fahrzeugen zu ihren Wohngebieten gefahren. Später wurden sie von ihrem Kommandanten zurück beordert und kamen zu den Dienststellen zurück.“

Agenturen berichten aber das Gegenteil. Sogar der verantwortliche Offizier für die Südwest-Provinzen lehnt die Version des Sprechers vom Innenministerium ab: „Nach meinen Informationen waren einige Polizisten mit ihren Vorgesetzten unzufrieden, weil sie angeblich einige Zeit kein Gehalt bekommen haben, und sind deshalb nicht mehr bei ihrer Dienststelle erschienen.“

Es ist nicht das erste Mal, dass Polizisten und Soldaten sich den Taliban ergeben. Die afghanischen Sicherheitskräfte werden schlecht und unpünktlich bezahlt, sind schlecht ausgerüstet und haben oft keine Motivation mehr, sich dafür einem Feind entgegen zu stellen, der von Tag zu Tag stärker und brutaler wird. Die Bevölkerung hat schon lange kein Vertrauen mehr zu Sicherheitskräften und Regierungsbehörden, da letztere häufig bei Klagen demjenigen Recht geben, der mehr Bakschisch zahlen kann. Die Regierung in Kabul lehnt solche Beschwerden kategorisch ab und verschließt die Augen vor der Realität im Land.

Anfang dieser Woche wurde die Regierung von acht Stammesvertretern erneut aufgefordert, mit den Taliban über eine Zusammenarbeit zu verhandeln. Sie forderten Aufbauprojekte für ihre Regionen und ein Ende der Militäraktionen. Eine Antwort steht noch aus. Der Afghanistan-Experte Fahim Daschti warnt davor, die wachsende Stärke der Taliban zu unterschätzen: „Wenn die Regierung und die helfenden Staaten nicht endlich brauchbare Konzepte zum Wiederaufbau des Landes liefern, müssen wir in ein oder spätestens zwei Jahren mit dem Sieg der Taliban im ganzen Land rechnen.“ Zemarai Baschari, der Sprecher des afghanischen Innenministeriums, sieht das natürlich ganz anders.




Quelle:  „Deutsche Welle“, dw-world.de