Philippinen: Entsetzen über politisch motiviertes Massaker

Meldung vom 25.11.2009

Die philippinische Präsidentin Arroyo bezeichnet das Massaker als einen der schlimmsten Vorfälle politischer Gewalt: Als Vize-Gouverneur Mangudadatu auf dem Weg zur Registrierung seiner Wahl-Kandidatur war, wurde sein Konvoi überfallen und etwa 46 Menschen wurden grausam massakriert. Einige Opfer wurden enthauptet. Arroyo kündigt eine schnelle Aufklärung und mehr Sicherheit an. Ein Polizeichef soll bereits des Amtes enthoben worden sein.

Bewaffnete Männer hatten gestern einen Konvoi von Familienangehörigen und Freunden eines Kandidaten für die Gouverneurswahlen im nächsten Jahr in ihre Gewalt gebracht. 46 Opfer gingen aus dem darauffolgenden Massaker hervor. Die Zahl der Toten war gestiegen, nachdem man weitere Leichen in einem Massengrab entdeckt hatte. Immer noch werden einige Personen vermisst. „Sie wurden alle hier ermordet und vergraben. Bis heute Abend können wir vielleicht alle ausgraben und identifizieren. Das Problem ist, dass einige der Passagiere offenbar woandershin gebracht wurden“, teilte Polizeichef Felicismo Khu mit.

Nach dem Vorfall hat Präsidentin Gloria Arroyo über zwei Provinzen auf der Insel Mindanao den Ausnahmezustand verhängt. Zusätzlich bezog ein Bataillon mit 500 Soldaten in der Region Stellung, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Mit der Verhängung des Ausnahmezustands solle weiteren Gewaltausbrüchen vorgebeugt werden: „Wir werden alles tun, damit den Opfern Gerechtigkeit widerfährt und damit die Täter im vollen Umfang des Gesetzes zur Verantwortung gezogen werden. Der Stabschef der Armee hat Kontrollposten in der Region angeordnet und es wurden zusätzliche Truppen stationiert, um die Gegend abzusichern.“

Die Opfer des Massakers waren Familienmitglieder von Vize-Gouverneur Ismael „Toto“ Mangudadatu und zahlreiche Journalisten, die auf dem Weg zum Wahlbüro waren, um sich dort für die allgemeinen Wahlen im nächsten Jahr registrieren zu lassen. Mangudadatu und sein Familienclan standen bisher hinter dem Gouverneur der Provinz Maguindanao, hatten sich aber vor kurzem abgespalten, um selbst bei den nächsten Wahlen zu kandidieren. Philippinischen Fernsehberichten nach hat Gouverneur Datu Andal Ampatuan seinen Sohn als Nachfolger im Amt bestimmt und wollte die Kandidatur seines Stellvertreters deshalb abwehren.

Man geht davon aus, dass die rund 100 schwer bewaffneten Männer, die den Konvoi gestern überfallen hatten, zu der Privatarmee des Gouverneurs gehörten. Mangudadatu will trotz der Ermordung seiner Frau, Freunde und Anhänger bei der Wahl in 2010 kandidieren. Er forderte von den Behörden, die Täter zu fassen: „Ich rufe die Behörden auf, die Polizei und die Armee, sich diese Sache genau anzusehen. Das war ein völlig idiotischer, barbarischer und satanischer Akt.“ Der Polizeichef der Provinz musste bereits seinen Posten räumen. Gegen seinen Stellvertreter werde ermittelt, weil Augenzeugen angaben, ihn am Tatort gesehen zu haben.

Dem Massaker fielen auch mindestens zwölf Journalisten zum Opfer. Ihren Redaktionen gelang es bisher nicht, eine Verbindung zu ihnen herzustellen. Falls sich die Zahl bestätigen sollte, müsse man von dem „größten einzelnen Massaker an Journalisten in der Geschichte“ ausgehen, meldete die in Paris ansässige Organisation Reporter ohne Grenzen.


Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „ARD“, ard.de