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Afghanistan: Entfesselter Mob will deutsches Camp stürmen |
Meldung vom 19.05.2011
Eine wütende Menschenmenge hat versucht, das deutsche Bundeswehrcamp bei Talokan zu stürmen. Talokan, die beschauliche Hauptstadt von Takhar, der östlichen Nachbarprovinz von Kundus, galt bislang als einer der ruhigsten Orte im Einsatzgebiet der Bundeswehr. Darum haben sich die rund 40 Soldaten in diesem Außenposten auch nicht, wie in Kundus, hinter tiefgestaffelten Betonmauern und Barrikaden verschanzt, sondern lebten hinter einer ziemlich gewöhnlichen Mauer.
Doch nun rannten mehr als tausend teils bewaffnete Demonstranten auf das „Provincial Advisory Team“ (PAT) der Deutschen zu. Sie eröffneten das Feuer, schleuderten Molotow-Cocktails und Handgranten über die Mauern ins Camp und verwundeten dabei drei deutsche Soldaten sowie vier afghanische Wachmänner.
Die Menge sei es fast gelungen, in das Camp einzudringen, meldeten Soldaten. Wäre ihnen das gelungen, hätte sich ein schreckliches Szenario entwickeln können: Ein rasender Mob von über tausend gewalttätigen, bewaffneten Männern gegen 40 Soldaten. Den Bundeswehrsoldaten wurde ein Schießbefehl erteilt, um die Stürmung zu verhindern. Sie durften Demonstranten in die Beine schießen. Aber es seien die afghanischen Wachleute des PAT gewesen, die in Notwehr gezielt zurück schossen, wobei nach bisherigem Stand ungefähr ein Dutzend Demonstranten getötet wurden.
Auslöser dieses plötzlichen Ausbruchs der Gewalt war eine Aktion amerikanischer Special Forces in der Nacht zuvor. Sie drangen in ein Gehöft bei Talokan ein und erschossen dabei vier Menschen – darunter auch zwei Frauen, die nach NATO-Angaben mit einer Kalaschnikow und einer Pistole bewaffnet gewesen seien. Aber schon auf die Frage, wer eigentlich das Ziel der Operation war, gibt es verschiedene Antworten: Laut NATO war es ein „Key Facilitator“, ein wichtiger Unterstützer der usbekischen Taliban. Laut afghanischen Sicherheitskräften war der einzige Aufständische in dem Haus ein einfacher Taliban-Kämpfer namens Qari Hassan.
Doch was zählt, ist die Meinung der Straße. Und die lautete schon am Morgen: Es sind vier Zivilisten ermordet worden! Und die Frauen, so das schnell kursierende Gerücht, seien vergewaltigt worden! „Ob so etwas dann stimmt, interessiert in dem Moment niemanden“, meint Matin Beq, der Sohn eines örtlichen Parlamentsabgeordneten: „Jeder glaubt es, weil die Menschen es glauben wollen.“
Als die noch kleine Menge am Morgen mit den in geblümte Decken gehüllten Leichen durch die Stadt marschierte, konnte die afghanische Polizei sie noch mit Warnschüssen auseinandertreiben, als sie sich vor dem deutschen Camp postierten. Aber dann kehrten sie zurück, zehnmal so viele und auf einmal trugen viele Waffen. „Mein Bruder Abdullah war am Morgen auch dabei“, erklärte Matin Beq, „aber dann habe ich ihn angerufen, unbedingt zurückzukommen, da nicht weiter mitzumachen“, als aus einer Protestaktion plötzlich ein Kampf um Leben und Tod wurde. War das ein Sturm aus dem Nichts?
Es ist eher anders herum. Die Ruhe ist trügerisch. Die Lage ist auch in bislang friedlichen Städten des Nordens wie Mazar-e Sharif oder eben Talokan zum Zerreißen gespannt. Der geringste Anlass wird zum Ventil für unterdrückte Wut, Hoffnungslosigkeit und Gewalt. Diesmal wurde die nächtliche US-Attacke zur Ursache des Tumults. Kommen Afghanen bei militärischen Operationen ums Leben, ist inzwischen häufiger ein Aufschrei der Empörung die Folge, und oft verdammen Imame die Tötung überall in den Freitagspredigten.
Die Exekutionen werden in der Bevölkerung als willkürlich empfunden und die aufgestaute Wut darüber führt zu Gewalteskalationen. Eine weitere wichtige Tatsache ist, dass entfesselte Mobs als Waffe benutzt werden. Zumeist mischen sich Taliban-Kämpfer unter den Mob und stacheln die Menge zur Gewalt an. Die Bundeswehrsoldaten waren weder an dem Bombardement der Amerikaner, noch an der jetzigen Operation beteiligt, aber wurden dennoch attackiert: weil sie eben einfach vor Ort sind. Das wirkliche Ziel mag die afghanische Regierung sein.
Auf solche gewalttätigen Ausbrüche sind die afghanischen Sicherheitsbeamten noch nicht genügend vorbereitet. Ein Polizeioffizier klagt: „Und was sollen wir denn machen? Wir haben keine Wasserwerfer, kein Tränengas, um Demonstranten unter Kontrolle zu halten, wenn sie gewalttätig werden. Wir haben nur Schusswaffen. Wir wollen hier keinen Krieg, aber alles spitzt sich immer weiter zu.“ Außenminister Guido Westerwelle äußerte angesichts dieser Ausbrüche ernste Besorgnis über die Sicherheitslage in Afghanistan und die allgemeine Stimmung in der Bevölkerung.
Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Stern“, stern.de
Schlagwörter: Afghanistan, Mob, Bundeswehr, Aufstand, Protest, Aufruhr, Gewalt, Talokan, Special Forces, Provincial Advisory Team, Imam, Hasspredigten
Doch nun rannten mehr als tausend teils bewaffnete Demonstranten auf das „Provincial Advisory Team“ (PAT) der Deutschen zu. Sie eröffneten das Feuer, schleuderten Molotow-Cocktails und Handgranten über die Mauern ins Camp und verwundeten dabei drei deutsche Soldaten sowie vier afghanische Wachmänner.
Die Menge sei es fast gelungen, in das Camp einzudringen, meldeten Soldaten. Wäre ihnen das gelungen, hätte sich ein schreckliches Szenario entwickeln können: Ein rasender Mob von über tausend gewalttätigen, bewaffneten Männern gegen 40 Soldaten. Den Bundeswehrsoldaten wurde ein Schießbefehl erteilt, um die Stürmung zu verhindern. Sie durften Demonstranten in die Beine schießen. Aber es seien die afghanischen Wachleute des PAT gewesen, die in Notwehr gezielt zurück schossen, wobei nach bisherigem Stand ungefähr ein Dutzend Demonstranten getötet wurden.
Auslöser dieses plötzlichen Ausbruchs der Gewalt war eine Aktion amerikanischer Special Forces in der Nacht zuvor. Sie drangen in ein Gehöft bei Talokan ein und erschossen dabei vier Menschen – darunter auch zwei Frauen, die nach NATO-Angaben mit einer Kalaschnikow und einer Pistole bewaffnet gewesen seien. Aber schon auf die Frage, wer eigentlich das Ziel der Operation war, gibt es verschiedene Antworten: Laut NATO war es ein „Key Facilitator“, ein wichtiger Unterstützer der usbekischen Taliban. Laut afghanischen Sicherheitskräften war der einzige Aufständische in dem Haus ein einfacher Taliban-Kämpfer namens Qari Hassan.
Doch was zählt, ist die Meinung der Straße. Und die lautete schon am Morgen: Es sind vier Zivilisten ermordet worden! Und die Frauen, so das schnell kursierende Gerücht, seien vergewaltigt worden! „Ob so etwas dann stimmt, interessiert in dem Moment niemanden“, meint Matin Beq, der Sohn eines örtlichen Parlamentsabgeordneten: „Jeder glaubt es, weil die Menschen es glauben wollen.“
Als die noch kleine Menge am Morgen mit den in geblümte Decken gehüllten Leichen durch die Stadt marschierte, konnte die afghanische Polizei sie noch mit Warnschüssen auseinandertreiben, als sie sich vor dem deutschen Camp postierten. Aber dann kehrten sie zurück, zehnmal so viele und auf einmal trugen viele Waffen. „Mein Bruder Abdullah war am Morgen auch dabei“, erklärte Matin Beq, „aber dann habe ich ihn angerufen, unbedingt zurückzukommen, da nicht weiter mitzumachen“, als aus einer Protestaktion plötzlich ein Kampf um Leben und Tod wurde. War das ein Sturm aus dem Nichts?
Es ist eher anders herum. Die Ruhe ist trügerisch. Die Lage ist auch in bislang friedlichen Städten des Nordens wie Mazar-e Sharif oder eben Talokan zum Zerreißen gespannt. Der geringste Anlass wird zum Ventil für unterdrückte Wut, Hoffnungslosigkeit und Gewalt. Diesmal wurde die nächtliche US-Attacke zur Ursache des Tumults. Kommen Afghanen bei militärischen Operationen ums Leben, ist inzwischen häufiger ein Aufschrei der Empörung die Folge, und oft verdammen Imame die Tötung überall in den Freitagspredigten.
Die Exekutionen werden in der Bevölkerung als willkürlich empfunden und die aufgestaute Wut darüber führt zu Gewalteskalationen. Eine weitere wichtige Tatsache ist, dass entfesselte Mobs als Waffe benutzt werden. Zumeist mischen sich Taliban-Kämpfer unter den Mob und stacheln die Menge zur Gewalt an. Die Bundeswehrsoldaten waren weder an dem Bombardement der Amerikaner, noch an der jetzigen Operation beteiligt, aber wurden dennoch attackiert: weil sie eben einfach vor Ort sind. Das wirkliche Ziel mag die afghanische Regierung sein.
Auf solche gewalttätigen Ausbrüche sind die afghanischen Sicherheitsbeamten noch nicht genügend vorbereitet. Ein Polizeioffizier klagt: „Und was sollen wir denn machen? Wir haben keine Wasserwerfer, kein Tränengas, um Demonstranten unter Kontrolle zu halten, wenn sie gewalttätig werden. Wir haben nur Schusswaffen. Wir wollen hier keinen Krieg, aber alles spitzt sich immer weiter zu.“ Außenminister Guido Westerwelle äußerte angesichts dieser Ausbrüche ernste Besorgnis über die Sicherheitslage in Afghanistan und die allgemeine Stimmung in der Bevölkerung.
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Afghanistan: Tote bei Protesten vor Bundeswehrlager |
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Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Stern“, stern.de
Schlagwörter: Afghanistan, Mob, Bundeswehr, Aufstand, Protest, Aufruhr, Gewalt, Talokan, Special Forces, Provincial Advisory Team, Imam, Hasspredigten