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Südsudan: Gefahr eines neuen Krieges – Nordsudan in Abyei einmarschiert

 
Meldung vom 23.05.2011

Die nordsudanesische Armee ist in die erdölreiche Grenzregion Abyei einmarschiert. Das bedeutet eine schwerwiegende Provokation für den sich gerade bildenden neuen Staat Südsudan und könnte zu einem neuen Krieg führen. Die offizielle Unabhängigkeitserklärung der Republik Südsudan am 9. Juli droht, in Kriegswirren zwischen Nord und Süd unter zu gehen. Die Autokratie von Omar al-Bashir hatte sich unter internationalem Druck – aber auch mit wirtschaftlichen Versprechen seitens der USA – bisher relativ ruhig verhalten und versprochen, die Referendumsergebnisse anzunehmen. Doch die jetzige militärische Aktion zeigt das Gegenteil.

Offenbar ist aber Khartum nicht bereit, die umstrittene Region Abyei zu verlieren. Dort musste ein separates Referendum vertagt werden, weil keine Einigung darüber erzielt werden konnte, wer wahlberechtigt sei. Die andauernden Gefechte und Gewaltausbrüche mit Opfern auf beiden Seiten hat nun die sudanesische Regierung als Anlass für eine Intervention benutzt und die Armee anrücken lassen.
Das meldete nun auch eine Delegation des UN-Sicherheitsrats, die sich derzeit in Khartum aufhält und die den Stand der Verhandlungen zur komplizierten Abwicklung des riesigen Staats auskundschaften sollte. International wird nun der Rückzug der Truppen aus Abyei verlangt. Ob und wie der Süden auf den nordsudanesischen Vorstoß reagieren wird, war noch unklar. Aus dem Norden heißt es, man beseitige „illegale Kräfte“ aus Abyei.

Internationale Vermittlungsversuche und zuletzt monatelange Verhandlungen konnten keine Einigung zu Abyei herbeiführen. Abyei hatte bisher eine gemischt nord-südliche Verwaltung mit einer ebenso gemischten militärischen Präsenz. Abyei bezeichnet sich selbst als kulturell zum Süden gehörend, war aber durch einen britischen Beschluss ab 1905 – so auch zur Zeit der Unabhängigkeitserklärung 1956 – Teil des Nordens. Die Ansprüche beider Länder an Abyei sind also nicht einfach zu ignorieren.

Der relative, oft übertriebene Ölreichtum der Region ist sicherlich wichtig für den Norden. Darüber hinaus hat der Konflikt aber auch eine ideologische und emotionale Seite: Das Regime in Khartum, das es sicherlich als beschämend empfindet, dass es die Abspaltung des Südens akzeptieren musste, will nun umso mehr unter Beweis stellen, dass es seine Klientel, die nomadisierenden „arabischen“ Stämme, nicht im Stich lässt. In diesem Fall sind es die Misseriya, die in Abyei ihre Viehherden weiden lassen. Das militärische Eingreifen offenbart, dass nun in Khartum, kurz vor dem Zerfall des Landes, einige Sicherungen durchbrennen.






Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Der Standard“, derStandard.at

Schlagwörter: Sudan, Abyei, Nordsudan, Armee, Einigung, Krieg, Unabhängigkeit, Regime, Omar al Baschir, Referendum, Khartum, Öl, Nomaden, Viehherden, Misseriya