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Südafrika: Politiker müssen tanzen können |
Meldung vom 24.05.2011
Die jüngsten Kommunalwahlen in Südafrika haben erneut bestätigt, dass die Regierungspartei ANC mit Abstand die stärkste Partei ist. Aber Präsident Zuma hat ein deutliches Warnsignal empfangen: Die Oppositionspartei DA von Helen Zille hat an Stimmen gewonnen – sie hat erstmals auch in den Townships Anhänger gefunden.
Südafrikas Politiker müssen tanzen können. Das ist unabdingbar in der Tradition der Afrikaner, in der die Lebenskraft, die Kraft des Wortes und der Rhythmus zusammen gehören. So versuchte auch die 60 Jahre alte Oppositionsführerin Helen Zille im Wahlkampf öffentlich zu tanzen, so oft wie nie zuvor. „Sie tanzt herum wie ein Affe“, mokiert sich der radikale Jugendpolitiker der Regierungspartei Afrikanischer Nationalkongress (ANC), Julius Malema, über die Regierungschefin der Kapprovinz, die deutsche Vorfahren hat.
„Wenn Tanzen solche Resultate bringt, mache ich das bei den nächsten Wahlen auch“, entgegnete Zille strahlend. Denn ihre Demokratische Allianz (DA) war die einzige Partei, die bei den Kommunalwahlen deutlich – auf 22 Prozent der Stimmen – Zuwachs zeigte, fast acht Prozent mehr als 2006. An der Vorherrschaft des ANC (63,7 Prozent) ändert das allerdings wenig. Mit Tanz und Gesang unterstrich auch Staatspräsident Jacob Zuma auf der ANC-Siegesparty in Johannesburg, wer in Südafrika nach wie vor das Sagen hat. „Wir sind die einzige wirkliche Macht im Land“, proklamierte er, umgeben von leicht bekleideten Schönheiten, mit denen er zuvor ungehemmt getanzt hatte. Auch ANC-Jugendliga-Chef Malema schwang das Tanzbein vor Scheinwerfer und Kameras. Aber trotz ihres gemeinsamen Auftritts muss Zuma in dem ehrgeizigen Politik-Star der Linken einen Rivalen fürchten.
Der erst 30 Jahre alte Malema, der die DA als „Partei der Weißen“ angreift und die Enteignung weißer Minen- und Landbesitzer verlangt, hat aus Sicht vieler ANC-Mitglieder alle Eigenschaften zum parteiinternen „Königsmörder“. Die Kommunalwahl galt als Politbarometer für den seit 2009 amtierenden Zuma. Sein ANC blieb zwar Sieger, verlor aber fast überall an Einfluss. Das wird seine ohnehin umstrittene Position weiter angreifen. Es ist noch lange nicht festgelegt, ob der ANC bei den Wahlen 2014 mit Zuma als Spitzenkandidat ins Rennen ziehen wird. Die DA spürt derzeit viel Rückenwind, erstmals erzielte sie Stimmen in den Townships. Stolz machte Zille darauf aufmerksam, dass schon fünf Prozent der Schwarzen DA wählten: „Wir sind die einzige gemischtrassige Partei des Landes“. Ihre Freude darüber offenbart allerdings ungewollt auch die nach wie vor existierende Grenzlinie zwischen den Rassen in Südafrika.
17 Jahre nach dem Ende der rassistischen Apartheid kann sich der ANC nach wie vor auf die überwältigende Mehrheit der Schwarzen stützen, die 80 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Selbst in Orten, wo sich die Bürger seit langem heftig über desolate öffentliche Dienste und Korruption in den Verwaltungen beschweren, wurde der ANC wiedergewählt. „Die Gefahr droht, dass die DA die Minderheiten repräsentiert und der ANC die schwarze Mehrheit. Das wäre ein tragischer Beleg für die Langlebigkeit der Apartheid-Muster“, meinte die Sunday Times.
Dennoch konnte man an der Kommunalwahl auch den Reifestand einer jungen Demokratie ablesen. Es gab zwar auch manipulative Wahlpropaganda. Malema warnte beispielsweise, eine Niederlage des ANC könnte den Tod des alten und kranken Nationalhelden Nelson Mandelas (92) bedeuten. Zuma drohte einmal damit, die Vorfahren würden alle bestrafen, die ihre Stimme nicht dem ANC geben – was in einem abergläubischen Land wie Südafrika mit etwa 400.000 „Sangomas“ (Wunderheiler) nicht spurlos an den Menschen vorüber geht. Später nahm Zuma alles zurück, er habe nur ein Späßchen gemacht. Aber solche Ausrutscher gab es nur vereinzelt in einem durchaus fairen, friedlichen und zivilisierten Wahlkampf. Auch auf die Wahlbeteiligung von 57 Prozent in einer Kommunalwahl darf das Land stolz sein.
„Als ich durch das Wahlzentrum lief, überlief mich der Schauer von tiefer innerer Freude über diese wundervolle Republik Südafrika, nur 17 Jahre nach dem Ende der hässlichen Vergangenheit“, freute sich der Publizist Mondli Makhanya. Wer mit den Mühen afrikanischer Staaten mit politischer Friedfertigkeit vertraut ist, kann die Freude über eine lebendige und funktionierende Demokratie in Südafrika mit seiner besonders schwierigen Geschichte nachempfinden.
Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Nürnberger Nachrichten“, nordbayern.de
Schlagwörter: Südafrika, Kommunalwahlen, Jacob Zuma, Helen Zille, Afrikanischer Nationalkongress, Demokratische Allianz, Township, Apartheid, Rassenkampf, Mehrheit, Wahlkampf, Republik, Demokratie
Südafrikas Politiker müssen tanzen können. Das ist unabdingbar in der Tradition der Afrikaner, in der die Lebenskraft, die Kraft des Wortes und der Rhythmus zusammen gehören. So versuchte auch die 60 Jahre alte Oppositionsführerin Helen Zille im Wahlkampf öffentlich zu tanzen, so oft wie nie zuvor. „Sie tanzt herum wie ein Affe“, mokiert sich der radikale Jugendpolitiker der Regierungspartei Afrikanischer Nationalkongress (ANC), Julius Malema, über die Regierungschefin der Kapprovinz, die deutsche Vorfahren hat.
„Wenn Tanzen solche Resultate bringt, mache ich das bei den nächsten Wahlen auch“, entgegnete Zille strahlend. Denn ihre Demokratische Allianz (DA) war die einzige Partei, die bei den Kommunalwahlen deutlich – auf 22 Prozent der Stimmen – Zuwachs zeigte, fast acht Prozent mehr als 2006. An der Vorherrschaft des ANC (63,7 Prozent) ändert das allerdings wenig. Mit Tanz und Gesang unterstrich auch Staatspräsident Jacob Zuma auf der ANC-Siegesparty in Johannesburg, wer in Südafrika nach wie vor das Sagen hat. „Wir sind die einzige wirkliche Macht im Land“, proklamierte er, umgeben von leicht bekleideten Schönheiten, mit denen er zuvor ungehemmt getanzt hatte. Auch ANC-Jugendliga-Chef Malema schwang das Tanzbein vor Scheinwerfer und Kameras. Aber trotz ihres gemeinsamen Auftritts muss Zuma in dem ehrgeizigen Politik-Star der Linken einen Rivalen fürchten.
Der erst 30 Jahre alte Malema, der die DA als „Partei der Weißen“ angreift und die Enteignung weißer Minen- und Landbesitzer verlangt, hat aus Sicht vieler ANC-Mitglieder alle Eigenschaften zum parteiinternen „Königsmörder“. Die Kommunalwahl galt als Politbarometer für den seit 2009 amtierenden Zuma. Sein ANC blieb zwar Sieger, verlor aber fast überall an Einfluss. Das wird seine ohnehin umstrittene Position weiter angreifen. Es ist noch lange nicht festgelegt, ob der ANC bei den Wahlen 2014 mit Zuma als Spitzenkandidat ins Rennen ziehen wird. Die DA spürt derzeit viel Rückenwind, erstmals erzielte sie Stimmen in den Townships. Stolz machte Zille darauf aufmerksam, dass schon fünf Prozent der Schwarzen DA wählten: „Wir sind die einzige gemischtrassige Partei des Landes“. Ihre Freude darüber offenbart allerdings ungewollt auch die nach wie vor existierende Grenzlinie zwischen den Rassen in Südafrika.
17 Jahre nach dem Ende der rassistischen Apartheid kann sich der ANC nach wie vor auf die überwältigende Mehrheit der Schwarzen stützen, die 80 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Selbst in Orten, wo sich die Bürger seit langem heftig über desolate öffentliche Dienste und Korruption in den Verwaltungen beschweren, wurde der ANC wiedergewählt. „Die Gefahr droht, dass die DA die Minderheiten repräsentiert und der ANC die schwarze Mehrheit. Das wäre ein tragischer Beleg für die Langlebigkeit der Apartheid-Muster“, meinte die Sunday Times.
Dennoch konnte man an der Kommunalwahl auch den Reifestand einer jungen Demokratie ablesen. Es gab zwar auch manipulative Wahlpropaganda. Malema warnte beispielsweise, eine Niederlage des ANC könnte den Tod des alten und kranken Nationalhelden Nelson Mandelas (92) bedeuten. Zuma drohte einmal damit, die Vorfahren würden alle bestrafen, die ihre Stimme nicht dem ANC geben – was in einem abergläubischen Land wie Südafrika mit etwa 400.000 „Sangomas“ (Wunderheiler) nicht spurlos an den Menschen vorüber geht. Später nahm Zuma alles zurück, er habe nur ein Späßchen gemacht. Aber solche Ausrutscher gab es nur vereinzelt in einem durchaus fairen, friedlichen und zivilisierten Wahlkampf. Auch auf die Wahlbeteiligung von 57 Prozent in einer Kommunalwahl darf das Land stolz sein.
„Als ich durch das Wahlzentrum lief, überlief mich der Schauer von tiefer innerer Freude über diese wundervolle Republik Südafrika, nur 17 Jahre nach dem Ende der hässlichen Vergangenheit“, freute sich der Publizist Mondli Makhanya. Wer mit den Mühen afrikanischer Staaten mit politischer Friedfertigkeit vertraut ist, kann die Freude über eine lebendige und funktionierende Demokratie in Südafrika mit seiner besonders schwierigen Geschichte nachempfinden.
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Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Nürnberger Nachrichten“, nordbayern.de
Schlagwörter: Südafrika, Kommunalwahlen, Jacob Zuma, Helen Zille, Afrikanischer Nationalkongress, Demokratische Allianz, Township, Apartheid, Rassenkampf, Mehrheit, Wahlkampf, Republik, Demokratie