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Uganda: Ohne Bestechung keine Geburtshilfe

Meldung vom 21.07.2011

Die medizinische Versorgung in Uganda ist immer noch sehr mangelhaft, besonders für die Armen. 16 Frauen kommen täglich in Uganda bei der Geburt ums Leben, weil sie Hebammen und Ärzte nicht bestechen können. Zum ersten Mal kam jetzt ein Fall unterlassener Hilfeleistung vor das Verfassungsgericht.

Bei der ersten Anhörung geht es eher wie auf einer Trauerfeier zu. Knapp hundert Frauen bevölkern den Saal von Ugandas Verfassungsgericht in der Hauptstadt Kampala. Die meisten sind in schwarzen T-Shirts mit der Aufschrift „Nicht noch ein unnützer Tod“ gekommen. Als die Richterinnen und Richter antreten, erhebt sich Anwalt David Kabanda und verliest eine Petition: „Der Staat verletzt die durch die Verfassung garantierten Rechte auf Gesundheit, den Mutterschutz und das Recht auf Leben.“

Kabanda vertritt die Rechte von Goodfrey Kisiga, der in der ersten Reihe im Gerichtssaal sitzt. Dessen Mutter starb 2009 im Kreißsaal bei der Geburt von Zwillingen. „Das erste Kind wurde geboren, aber das zweite lag irgendwie schief im Bauch“, berichtet der 23-Jährige. Doch die Ärzte waren nicht bereit, einen Kaiserschnitt vorzunehmen. „Sie verlangten Geld und wollten ihr ohne Bezahlung nicht helfen“, bezeugt er. Doch die Familie konnte das Geld nicht aufbringen.

Nach acht Stunden in Wehen starb die Mutter. Das Baby starb im Bauch mit ihr. „Sie hätte nicht sterben müssen, wenn die Ärzte und Hebammen ihr geholfen hätten“, betont Kisiga. Jetzt muss der junge Mann für seine sieben Geschwister sorgen, der Vater hat die Familie verlassen.

Doch Kisiga hat Fürstreiter gefunden. Knapp 30 Frauenrechtsorganisationen haben sich vereint, um den Staat vor dem Verfassungsgericht zu verklagen. Der Tod von Kisigas Mutter ist kein Einzelfall. Die US-Organisation Healthgap, die diese Klage finanziell trägt, hat errechnet: 16 Frauen sterben täglich in Uganda im Kindbett. Das bedeutet 435 Frauen pro 100.000 Geburten. „Diese Zahlen stagnieren in den vergangenen zehn Jahren, obwohl die Wirtschaft boomt und diese Regierung darauf stolz ist“, stellt Asia Russel, Ugandas Vertreterin von Healthgap, fest.

Für die Korruption im Krankenhaus seien vor allem die schlechten Gehälter verantwortlich. Ärzte und Hebammen erhalten ihren Lohn nur unregelmäßig, die Gehälter sind bescheiden. Kliniken und Geburtshäuser verfügen kaum über Medikamente oder sterile Handschuhe, um sich gegen HIV-Infektionen zu schützen. Das Jahresbudget für den Gesundheitssektor belief sich im vergangenen Haushaltsjahr lediglich auf umgerechnet 270 Millionen Dollar. In diesem Haushaltsjahr, das Anfang Juli begann, wurde es immerhin auf 412 Millionen aufgestockt. Doch in der Rüstungspolitik spart Uganda nicht. Im Vergleich zu dem mageren Budget des Gesundheitswesens hat die Regierung erst kürzlich sechs Kampfjets im Wert von 744 Millionen Dollar angeschafft.

In Uganda gibt es nach Nigeria die höchste Geburtenrate weltweit. Ursache für die schwierige Lage im Gesundheitswesen ist die Korruption. Bereits an allerhöchster Stelle im Gesundheitsministerium wurden Gelder beiseite geschafft. Derzeit untersucht das Gesundheitsministerium die Veruntreuung von rund 300.000 Dollar, die für Impfungen vorgesehen waren. Ähnlich versickern auch Gelder für die sogenannten Mama-Geburtspakete. Diese Pakete sollten eigentlich Rasierklingen, Handschuhe, Klemmen für die Nabelschnur und Mullbinden enthalten, die internationale Partner den Geburtskliniken zur Verfügung stellen. Derzeit müssen schwangere Frauen zur Geburt diese Utensilien selbst mitbringen.

Der Fall vor Gericht ist ein Meilenstein. Doch um für die Rechte der Frauen einzutreten, braucht man einen langen Atem. Staatsanwältin Patricia Mutesi fordert bei dieser ersten Anhörung mehr Zeit, um von Seiten des Gesundheits- und Finanzministeriums Stellungnahmen zu erhalten. Dies könne aufgrund der Sommerpause rund drei Wochen in Anspruch nehmen, sagt sie. Kisigas Anwalt Kabanda wendet sich aufgebracht an die oberste Richterin: „Jeder Tag kostet 16 schwangeren Frauen das Leben“, empört er sich. Doch diese lässt sich nicht beirren und vertagt das Verfahren bis nach der Sommerpause.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Tageszeitung“, taz.de

Schlagwörter: Uganda, Krankenhaus, Gesundheitswesen, Korruption, Geburtshilfe, Mütter, Geburt, Geburtenrate, Kaiserschnitt, Mutterschutz, Kampala, Verfassungsgericht, Baby, Hebammen, Ärzte, Frauenrechtsorganisationen, Frauenrechte, Sommerpause, Geburtsklinik