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Afghanistan: Wut über Koran-Verbrennung eskaliert

 
Meldung vom 24.02.2012

Aufgebrachte Afghanen empören sich über die Verbrennung von Koran-Schriften durch die US-Truppen. Die Proteste könnten sich zu einem Flächenbrand ausweiten, befürchten Experten der ISAF. Zwei NATO-Soldaten wurden bereits erschossen, in ganz Afghanistan sind wütende Muslime auf die Straße gegangen oder haben sich vor den Militär-Camps der ISAF versammelt und werfen mit Steinen. „Wir bereiten uns auf einen heißen Freitag vor“, warnt ein Offizier in Kabul.

Die internationale Schutztruppe ISAF in Afghanistan ist wegen der anhaltenden Demonstrationen aufgebrachter Muslime gegen die Koran-Verbrennungen durch US-Soldaten in höchstem Alarmzustand. Sie rechnet mit einer weiteren Eskalation der Gewalt am Hindukusch. Mit den tödlichen Schüssen auf zwei Soldaten der ISAF haben die Proteste am 23.02.2012 ein neues Niveau erreicht. Internationale Diplomaten und die Schutztruppe sagen inzwischen einen regelrechten Flächenbrand voraus.

Überall im Land protestierten am Donnerstag Tausende Afghanen gegen die Schändung der heiligen Schriften in der Basis in Bagram. Nach ersten Ermittlungen der ISAF hatten die Soldaten die Bücher aus einer Bibliothek des Gefängnisses in dem Lager weggenommen, weil die Gefangenen durch handschriftliche Notizen geheime Nachrichten mit ihnen wechselten. Noch nicht eindeutig geklärt ist, warum man die Bücher dann der Verbrennungs-Müllentsorgung zuführte – besonders im streng-muslimischen Afghanistan werden Koran-Bücher als heilige Dokumente angesehen und Verbrennung gilt als Schändung.

Zwar stellte man im NATO-Hauptquartier in Kabul am späten Donnerstagnachmittag eine vorsichtige Beruhigung der Lage fest, dennoch richten sie sich besorgt auf weitere Unruhen am Freitag ein: Angestachelt durch Predigten in den Moscheen, so die Sorge, könne sich die Gewalt noch einmal potenzieren. „Wir bereiten uns auf einen heißen Freitag vor“, meinte ein Offizier in Kabul.

In der Regel haben die lokale Polizei und die Armee Sicherheitsaufgaben wie die Eindämmung gewalttätiger Proteste selbst übernommen. Nehmen die Angriffe jedoch ein noch größeres Ausmaß an, wird auch die NATO sich die Frage stellen müssen, ob sie aus ihren gut geschützten Lagern herauskommen muss. Die radikal-islamischen Taliban jedenfalls ergriffen die Gelegenheit, und erneuerten am Donnerstag ihre Forderung an alle gläubigen Afghanen, die Ausländer in Afghanistan niederzumachen.

Die USA haben sich inzwischen beim afghanischen Präsidenten Hamid Karzai formell für die Verbrennung von Koran-Schriften auf dem US-Stützpunkt Bagram entschuldigt. Nach Angaben des Präsidialamtes in Kabul überreichte der US-Botschafter einen Brief von Präsident Barack Obama an Karzai. In dem Schreiben vermittelt Obama sein „tiefes Bedauern über den berichteten Zwischenfall“ und bittet um eine „aufrichtige Entschuldigung“.

Der vom afghanischen Präsidialamt bekannt gegebenen Erklärung zufolge sagte Obama weiter, dass es sich bei dem Vorfall um ein Versehen handelte: „Ich versichere Ihnen, dass wir alle erforderlichen Schritte einleiten, um eine Wiederholung zu vermeiden“, so der Wortlaut des US-Präsidenten. Dazu gehöre auch, dass sich die Verantwortlichen für die Verbrennungen zu verantworten hätten. Der Brief Obamas offenbart, wie besorgt die USA inzwischen wegen der Unruhen sind.

Bisher konnten die Entschuldigungsgesten der USA und der NATO, auch die ISAF-Schutztruppe hatte sich für den Vorfall in Bagram entschuldigt, die Wut der Afghanen nicht aufhalten. Angetrieben von religiösen Führern und wohl auch durch immer neue Aufrufe der Taliban genügt in Afghanistan oft eine kleine Zahl von Demonstranten, um schnell einen wütenden Mob zu entfesseln. Die Mischung aus einigen Aufrührern und Plünderern, Dieben und der verarmten Bevölkerung mündet im Handumdrehen in Gewaltexzesse, schnell gehen Autos in Flammen auf und fliegen Steine. Die afghanische Polizei, noch immer mangelhaft ausgebildet und organisiert, heizt die Aggression oft durch Schüsse in die Menge oder Schläge an.

Die NATO gerät in der heiklen Affäre auch juristisch in einen Engpass. Nachdem vom Oberbefehlshaber bis zum US-Präsidenten hin Aufklärung zugesagt und Demut gezeigt worden war, verlangen die Afghanen nun einen öffentlichen Prozess gegen die beschuldigten US-Soldaten und indirekt auch Strafen, die dem islamischen Recht entsprechen. In einer gemeinsamen Erklärung zweier Delegationen, die den Vorfall untersuchen soll, wird ein offener und fairer Prozess gegen die Soldaten verlangt, die aus afghanischer Sicht eine Todsünde begehen wollten.

Die USA sind damit in einer Sackgasse: Zwar hatte man erklärt, solche Vorfälle werden nicht wieder vorkommen. Doch eine juristische Aufarbeitung, vor allem gemäß der afghanischen Rechtsvorstellungen, war damit wohl nicht gemeint. Nach amerikanischem Recht wäre selbst die Verbrennung des Korans wohl nur schwer juristisch zu ahnden, wie der Fall des Koran-Hassers Jones aus Florida schon gezeigt hat. Im Jahr 2011 hatte dieser demonstrativ einen Koran verbrannt, die Gerichte in den USA konnten diese Handlung schon wegen der Meinungsfreiheit nicht verbieten.

Der Ernst der Lage wurde so richtig bewusst, als ein Afghane in Militärkleidung der afghanischen Armee zwei NATO-Soldaten erschoss. Der Schütze habe sich offenbar den Protesten angeschlossen. Bisher sei noch nicht eindeutig festgestellt worden, ob es sich bei dem Angreifer tatsächlich um einen Soldaten der Afghan National Army (ANA) handelte oder ob sich der Täter mit der Uniform tarnte.






Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de

Schlagwörter: Afghanistan, Protest, Koran, Koran-Verbrennung, Schändung, Freitag, Proteste, Moscheen, Hassprediger, Muslime, Hindukusch, Kabul, Hasspredigten, ISAF, USA, Barack Obama, Entschuldigung, Aufruhr, Unruhen, Proteste, Hamid Karzai, Flächenbrand, Taliban, Prozess, Bagram