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Afghanistan: Gewalt nach Koran-Verbrennung schaukelt sich hoch

 
Meldung vom 27.02.2012

In Afghanistan weiten sich die Unruhen der Bevölkerung wegen der Koran-Verbrennung durch US-Soldaten aus. Im afghanischen Innenministerium wurden Schüsse abgefeuert. Zwei NATO-Soldaten wurden getötet. Daraufhin wurden alle Berater aus Ministerien zu ihrer eigenen Sicherheit abberufen.

Die radikal-islamischen Taliban zeigten sich für die Schüsse auf die beiden NATO-Soldaten verantwortlich. Gegenüber der Presse proklamierten sie, es sei ein Akt der Vergeltung gewesen für die Schändung des Koran.

Die NATO-geführte, internationale Schutztruppe definiert den Täter lediglich als ein „Individuum“, das seine Waffe auf die beiden ISAF-Soldaten gerichtet habe, die im afghanischen Innenministerium als Militärberater arbeiteten. Es sei jedoch viel zu früh, genaue Schlussfolgerungen zu ziehen. Sprecher der afghanischen Polizei und des Innenministeriums ließen sich auf keine Stellungnahme ein, was den Verdacht erhärtet, dass der Todesschütze aus den eigenen Reihen stammt.

Das Innenministerium im Zentrum Kabuls befindet sich in der Hochsicherheitszone. Wer in den Kommando- und Kontrollbereich vordringen will, muss entsprechende Papiere haben und mehrere Check-Points und Sicherheitsschranken passieren. Vor den tödlichen Schüssen soll es nach afghanischen Angaben zu einem verbalen Streit zwischen Afghanen und den beiden westlichen Militärberatern gekommen sein. Was der Anlass war, ob die Koran-Verbrennung durch US-Soldaten auf dem Stützpunkt Bagram in dem Streit behandelt wurde und wer letztendlich geschossen hat, ist noch unklar.

In der Zwischenzeit ist es in anderen Landesteilen erneut zu schweren Gewaltausbrüchen wegen der Koran-Verbrennung gekommen – trotz aller Beteuerungen und Entschuldigungen der USA, dass die Entsorgung der Koranbücher in eine Müllverbrennungsanlage keine Absicht, sondern ein Irrtum aus Unwissenheit gewesen sei.

Besonders heftig brodelte es in der Menschenmasse in Kundus im Norden Afghanistans, wo auch die Bundeswehr ein großes Feldlager hat. Dort attackierte eine Gruppe von mehr als 1.000 wütenden Demonstranten das UN-Gebäude: „Wir Muslime verteidigen unseren Koran, wir werden es den Ausländern niemals erlauben, den heiligen Islam zu missachten“, schreit ein junger, zorniger Demonstrant in die Mikrofone der Journalisten.

Die Demonstranten bewarfen das Gebäude mit Steinen und Brandsätzen. Afghanische Polizeieinheiten eröffneten das Feuer. Bei dem Zusammenstoß wurden mindestens drei Menschen getötet, rund 50 weitere sollen verletzt worden sein. Auch in anderen Provinzen wurden neue Opfer registriert.

Am Montag, den 27.02.2012, kam es durch eine Autobombe zu einer großen Explosion auf dem Flughafen in Djalalabad. Bei der Detonation kamen neun Menschen ums Leben. Das Gelände vor dem Flughafen gleicht einem Trümmerfeld. Zu der Tat bekannten sich die Taliban.

In Afghanistan ist eine hochexplosive Mixtur entstanden – aus verletzten religiösen Gefühlen, aus Wut und Enttäuschung über den Westen und die eigenen Lebensverhältnisse, aus Unkenntnis und mangelnder Bildung und aus radikalem, religiösem Extremismus. Mehr als 30 Menschen sind in diesen fünf Protesttagen den Unruhen zum Opfer gefallen.

General John Allen, der Oberbefehlshaber der internationalen Truppen, bemüht sich, beruhigend auf die Afghanen und seine eigenen Soldaten einzuwirken. Er hatte am besonders blutigen heiligen Freitag gemeinsam mit dem Chef der afghanischen Armee dem US-Stützpunkt im Osten Afghanistans einen Besuch abgestattet, auf dem ein afghanischer Soldat aus Rache für die Koran-Schändung schon Mitte der Woche zwei amerikanische Soldaten erschossen hatte.

„Es gibt Momente wie diese, in denen ihr euch fragt, welchen Sinn diese Mission hat und in dem eure Gefühle nach Rache verlangen. Aber das sind die Momente, in denen ihr euch bewusst werdet, dass ihr disziplinierte Soldaten der US-Armee seid. Wir sind für unsere Freunde hier“, wandte sich Allen an die Soldaten.

„Wir sind hier für unsere Partner und für das afghanische Volk. Wir sind heute zusammen hierher gekommen, um euch zu sagen, dass wir zusammengehören, dass wir Seite an Seite stehen und dass wir gewinnen werden, wegen Euch.“ General Allens wiederholte Entschuldigungen haben die wütenden Menschen auf der Straße, die von religiösen Extremisten aufgeputscht werden, gar nicht mehr erreichen können.

Da die Gewalt sich weiter hochschaukelt, hat General Allen den Befehl erteilt, dass alle westlichen NATO-Berater die afghanischen Ministerien verlassen müssen. Unterdessen forderte Hamid Karzai eine gerechte Strafverfolgung der Soldaten, die für die Koran-Verbrennung verantwortlich sind. Damit gerat die ISAF zunehmend unter Druck.






Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „ARD-Nachrichten online“, ard.de

Schlagwörter: Afghanistan, Koran, Koran-Verbrennung, NATO, ISAF, Unruhen, Innenministerium, Todesschütze, Militärberater, John Allen, General John Allen, Mission, Bagram, Kunduz, Muslime, Taliban, Extremisten, Flughafen, Autobombe, Djalalabad