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Afghanistan: Weltfrauentag – düstere Aussichten für Afghaninnen

 
Meldung vom 08.03.2012

Am 8. März ist Weltfrauentag. Immer zu diesem Anlass werden die Fortschritte in Sachen Gleichberechtigung in allen Ländern der Welt evaluiert. In Afghanistan zeichnet sich indessen eine düstere Zukunft für die Frauen ab. Es gibt Besorgnis erregende Signale dafür, dass die in der afghanischen Verfassung garantierten Rechte der Frauen Schritt für Schritt wieder zurückgefahren werden. So verlangte der Religionsrat jüngst, Frauen sollten nicht mit Männern zusammen im selben Büro arbeiten – und Präsident Karzai unterstützt das.

Was vor etwas mehr als zehn Jahren, in den finsteren Zeiten der Taliban-Herrschaft, ein Verbrechen gewesen wäre, gehört heute zum Alltag: Frauen sind auf afghanischen Bildschirmen und in Radiosendungen präsentdoch wie lange noch? Unlängst forderte die afghanische Regierung per Brief alle Medienschaffenden dazu auf, das züchtige Auftreten von Frauen in Informationssendungen zu gewährleisten. Das Kopftuch sei zwingend notwendig, zu starkes Make-Up dagegen sei verpönt.

„Es könnten erste Maßnahmen sein, sich von der Freiheit der Medien in Afghanistan zu verabschieden. Und es könnte zurückzuführen sein auf die Friedensgespräche mit den Taliban“, bewertet der Nachrichtenchef des Senders TV One, Sami Mehdi, die neuen Tendenzen. Er ist nicht der einzige, der darin einen ersten schleichenden Rückschritt in die Vergangenheit vermutet. Und gleichzeitig einen Schritt zu auf die Taliban.

Denn seit kurzem sprechen weitere Anzeichen dafür, dass Afghanistan daran arbeitet, die Uhren zurückzudrehen: „Wir sollten akzeptieren, dass wir in einer islamischen Gesellschaft leben. Und die unterscheidet sich von einer nicht-islamischen. Wir wollen für uns selbst und für unsere Frauen und Schwestern ein Leben nach den Regeln des Islam. Die sind ja auch muslimisch“, verdeutlichte Maulawi Chalikdad, ein Mitglied des einflussreichen Religionsrats.

Der Mullah betonte im selben Atemzug auch, was ein vorschriftsmäßiges Leben in der praktischen Umsetzung heißt: „Frauen dürfen nicht ohne eine männliche, enger verwandte Begleitperson reisen. Sie dürfen sich nicht in einem Büro oder in einer Umgebung aufhalten, in dem sich Männer befinden, mit denen sie nicht verwandt sind.“

Dass Präsident Hamid Karzai diese Forderungen guthieß, schürt die Befürchtungen der afghanischen Frauen. Hatten sie doch in den vergangenen zehn Jahren Dinge erzielt, die zwar einem Talib die Barthaare zu Berge stehen lassen würden, aber auch aus Sicht des Westens zu den größten Erfolgen des Afghanistan-Einsatzes zählen: eine Vielzahl von Kandidatinnen ging in die Politik und trat zur letzten Parlamentswahl an; Mädchen erhalten Schulunterricht, Frauen lehren in Schulen und Universitäten.

Die Parlamentarierin Fawzai Kofi bemängelt: „Wir haben zehn Jahre lang gekämpft und so viel erreicht. Jetzt fangen die an, einige der Grundrechte wieder zurückzunehmen: zusammen zu leben, zu arbeiten, sich frei draußen zu bewegen.“

Dass Afghanistans Frauen die Zukunft in schwarzen Farben sehen, hat mit ihren traumatischen Erinnerungen an die Vergangenheit zu tun: die Taliban-Ära war für die Frauen in Afghanistan ein Alptraum. Mittlerweile besteht jedoch weitgehend ein Konsens darüber, dass Verhandlungen mit den Extremisten der einzige Ausweg aus einer erneut herannahenden afghanischen Katastrophe sind.

Zwar kann man von echten Verhandlungen noch nicht sprechen, es wurden lediglich erste vorsichtige Vorgespräche abgehalten. Doch die afghanischen Frauen sind schon jetzt alarmiert und ahnen, dass sie diejenigen sind, die es am meisten zu spüren bekommen werden, wenn man mit den Taliban bald Kompromisse schließen muss.


Video-Beiträge zu diesem Thema

 Situation in Afghanistan: Sport am Frauentag




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „ARD-Nachrichten online“, ard.de

Schlagwörter: Afghanistan, Weltfrauentag, Frauen, Gleichstellung, Gleichberechtigung, Medien, Hamid Karzai, Kopftuch, Frauenrechte, Verfassung, Make-Up, Gender, UN, Religionsrat, Taliban, Verhandlung, Pressefreiheit, Islam