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Global: Kinderbräute – Zu jung, um zu heiraten

 
Meldung vom 28.03.2012

In vielen Ländern der Erde ist es Brauch, Mädchen im frühesten Alter oft gegen ihren Willen zu verheiraten. Dabei hat die UN erst im Jahr 2001 Kinderheiraten offiziell zu einer Menschenrechtsverletzung erklärt. Die Fotografin Stephanie Sinclair hat sich in einer mehrjährigen Recherche in Ländern aufgehalten, wo dieser Brauch besonders angewandt wird, und hat sich den Betroffenen zu nähern versucht.

Es gibt sie in Afghanistan und Äthiopien, in Jemen, Indien und Nepal – die Mädchen, die eigentlich noch über den Schulbüchern sitzen oder Ball spielen sollten, und die stattdessen kochen, waschen, spülen oder die Folgen einer viel zu frühen Schwangerschaft tragen müssen. In rund fünfzig Ländern wird die Kinderheirat noch praktiziert, jährlich werden 10 bis 12 Millionen Mädchen unter 18 Jahren verheiratet: „Das wirklich Herz Zerreißende daran“, meint Micol Zarb vom United Nations Population Fund, „ist die Tatsache, dass dieser Schmerz und dieses Elend im Stillen stattfindet. Es sind ja bloß Kinder. Sie können sich nicht wehren. Wir hören nie von ihnen.“

Doch nun wurden sie sichtbar gemacht – in den aufrüttelnden Bildern, welche die Fotografin Stephanie Sinclair über acht Jahre hin in den eingangs genannten Ländern gemacht hat. Eines der Fotos wurde 2007 von Unicef zur „Fotografie des Jahres“ erklärt. Dabei drängt sich dem Betrachter die Frage auf, wie Stephanie Sinclair und ihre Kollegin, die Reporterin Cynthia Gorney, in den zutiefst konservativen, männerdominierten Gesellschaften überhaupt Zugang zu diesem sensiblen Thema bekamen, wie sie Einlass zu Hochzeitsfeiern fanden, sehr berührende Momente aus nächster Nähe wahrnehmen konnten und die Ängste, die Verzweiflung festhalten konnten, die oft hinter der bunten, festlichen Pracht hervor scheinen.

Nicht einfach und doch wichtig ist es, die flankierenden Informationen der Reportage zu lesen. So erfährt man, dass der mit fünf Jahren schon verheirateten Rajani nach der Hochzeitsfeier zumindest noch einige Jahre im Schutz des großelterlichen Hauses gegönnt sein werden, wo sie aufgewachsen ist, und dass sie nicht, wie Leidensgefährtinnen etwa in Afghanistan oder Jemen, einem zwanzig, dreißig Jahre älteren Mann übereignet wurde, sondern nach indischer Sitte einem nur gerade vier oder fünf Jahre älteren Partner anvertraut wird.

Aber dennoch steht diesen indischen Bräuten in der Regel kaum ein gutes Leben bevor: Es sind vor allem arme Familien, die keine große Mitgift für ihre Töchter aufbringen können, die diese schon im Kindesalter unter die Haube bringen wollen, und entsprechend wenig Achtung wird den Mädchen in der Familie des Ehemanns entgegengebracht.

Solche Ausbeutung, die nicht selten auch in häuslicher Gewalt endet, ist nur eine der schwer aushaltbaren Folgen der Kinderheirat. In konservativen Gesellschaften werden die Mädchen oft weder in Bezug auf die Sexualität noch auf Schwangerschaft und Geburt aufgeklärt, mit entsprechenden psychischen und physischen Folgen. Ist der zarte Körper den Strapazen einer Schwangerschaft und Geburt nicht gewachsen, tragen sie lebenslange gesundheitliche Schäden davon.

Weniger tragisch, aber nicht minder folgenschwer ist die Tatsache, dass die Ehe für die meisten der betroffenen Mädchen auch ein Ende des Schulbesuchs bedeutet. Auch die aus bescheidenen Verhältnissen stammenden Mädchen haben Träume für ihre Zukunft und hungern nach Wissen. Auch sie – und ihre Kindern – hätten bessere Chancen, wenn ihnen das nötige Maß an Bildung zukommen würde. Denn dass Bildung die beste Maßnahme im Kampf gegen Kinderehen ist, haben Studien der UN oder des International Center for Research on Women inzwischen bestätigt.

In Indien ist die Rate der Kinderheiraten dank eines zugänglicheren Bildungssystems um rund zwei Drittel zurückgegangen, und in Entwicklungsländern, wo den Mädchen zumindest der Abschluss der Grundschule zugestanden wird, steigt das Heiratsalter um durchschnittlich vier Jahre und die Geburtenzahl sinkt. Gebende Hände unterhält seit Jahren in Ländern wie Afghanistan und Indien Waisenhäuser, in denen Mädchen Schutz und Geborgenheit finden und wo sie eine ordentliche Schulbildung erhalten.


Video-Beiträge zu diesem Thema

 Zu jung, um zu heiraten (In Englisch)




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Neue Zürcher Zeitung, NZZ Online“, nzz.ch

Schlagwörter: Globale Projekte, Kinderbraut, Kinderheirat, Kinderbräute, Menschenrechtsverletzung, UN, Brauch, Mitgift, Bildung, Stephanie Sinclair, Hochzeit, Gender