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Nicaragua: Ein Kanal in weiter Ferne

Meldung vom 25.07.2012

Seit 400 Jahren hegt Nicaragua einen Traum: eine Wasserstraße mitten durch das schlanke Land, die als Alternative zum Panamakanal genutzt werden könnte. Der Plan für den Bau eines solchen Kanals ist ehrgeizig, scheitern könnte das Projekt schon an der Finanzierung.

Könnte ein lang gehegter Traum einer Nation in Erfüllung gehen? Ist der Bauplan eine Garantie für eine Zukunft in Wohlstand? Oder stellt das Projekt nur ein politisches Beruhigungsmanöver in Krisenzeiten dar? Noch sind sich die Menschen in Nicaragua nicht völlig bewusst darüber, welches Ausmaß jener Beschluss hat, den ihr Parlament Anfang des Monats ohne Gegenstimme getroffen hat: Das Land soll endlich seine Wasserstraße realisieren, über die seit mehr als 400 Jahren fantasiert wird.

Schon im Jahre 1567 erteilte der spanische König Philip II. erstmals den Auftrag, einen Kanal von der Karibik über den riesigen Cocibolca-See bis in den nur 30 km vom westlichen Seeufer gelegenen Pazifik zu graben. Das Vorhaben scheiterte, wie einige andere, die über die Jahrhunderte folgen sollten. 1890 begann eine US-Firma schon mit den Grabungen, doch diese wurden eingestellt, nachdem lancierte Falschmeldungen in US-Zeitungen über angebliche Vulkanausbrüche und Erdbeben in Nicaragua nordamerikanische Geldgeber dazu bewegte, ihr Geld lieber in den Panamakanal anzulegen.

Zwischen 1914 und 1971 konnten sich die USA durch ein Knebelabkommen die Kontrolle über alle möglichen Kanalbaupläne in Nicaragua verschaffen, was bewirkte, dass der US-kontrollierte Panamakanal konkurrenzlos blieb. Das soll sich nun ändern. Die neue Rinne soll doppelt so breit ausfallen wie der bald 100 Jahre alte Panamakanal.

„Das ist eine großartige Idee“, begeistert sich Nicaraguas Präsident Daniel Ortega. Seine Argumente sind nicht von der Hand zu weisen: Der Panamakanal bleibt auch nach dem Ende der bis 2014 dauernden Ausbauarbeiten ein teurer „Engpass“ für den Welthandel. Vor allem Chinas Rohstoffhunger ruft nach immer größeren Schiffen und einer zweiten Verbindung, um venezolanisches Erdöl, brasilianische Erze und argentinisches Soja in seine Häfen zu transportieren.

China ist Brasiliens größter Handelspartner, und es ist der Zukunftsmarkt für das immer noch vom USA-Handel abhängige Venezuela. Außerdem bedeutet für die Chinesen ein Kanal, der nicht von den USA kontrolliert wird, ein wichtiges Standbein im Wettstreit mit den USA. Seitdem Präsident Barack Obama das „pazifische Jahrhundert“ angekündigt hat und US-Diplomaten auch lateinamerikanische Pazifikstaaten wie Mexiko, Kolumbien, Peru und Chile in ihrer „pazifischen Allianz“ mit berücksichtigen, muss China unbedingt Vorkehrungen treffen, um seine Rohstoffversorgung von der atlantischen Seite Südamerikas zu gewährleisten.

Deswegen hofft die Regierung in Managua auf finanzielle Unterstützung aus dem Reich der Mitte. Als Finanziers werden sowohl Privatfirmen als auch Staaten akzeptiert. Auch aus Venezuela, Brasilien, Russland, Japan und Südkorea gebe es schon Interessenten, eröffnete der Ortega-Vertraute Edén Pastora.

Dabei ist überhaupt noch nicht kalkulierbar, was der Kanal an Geld verschlingt. Ortega behauptet, dass zehn Jahre Bauzeit und 30 Milliarden Dollar genügen. Doch das ist eine riesige Summe für das nach Haiti zweitärmste Land Amerikas, dessen Bruttoinlandsprodukt nach Angaben der Zentralbank im Vorjahr bei sieben Milliarden Dollar lag. Außerdem ist noch nicht einmal ausgehandelt, auf welcher der sechs möglichen Routen gegraben werden soll. Zunächst will die Regierung Machbarkeitsstudien in Auftrag geben.

Weil der Kongress zudem beschlossen hat, dass 51 Prozent der Anteile der künftigen Kanalgesellschaft dem nicaraguanischen Staat zugesprochen werden sollen, regen sich Zweifel, ob das für private Geldgeber attraktiv ist. „Wer zahlt schon 100 Prozent des Baus, um dafür 49 Prozent des Aktienkapitals zu bekommen?“, gibt der Oppositionsabgeordnete Pedro Joaquín Chamorro zu bedenken.

Zudem gibt der Zustand der Weltwirtschaft nicht unbedingt Anlass zu Großinvestitionen. „Europa ist in der Rezession, Japan auch. Chinas Wirtschaft wächst langsamer, und Russland geht es schlecht“, meint der Ex-Abgeordnete José Pallais. Der Kanal sei nur „ein Traum“. In Panama kann man sorglos der Hundertjahrfeier entgegen graben. 2014 soll die Verbreiterung des dortigen Kanals beendet sein. „Wir sind nicht beunruhigt, wir sind konkurrenzfähig“, kontert Panamakanal-Chef Alberto Alemán. Aber er sagt auch: „Jedes Infrastrukturprojekt in der Region ist positiv.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Presse“, diepresse.com

Schlagwörter: Nicaragua, Kanal, Wasserstraße, Traum, Panamakanal, Welthandel, China, Versorgung, Transport, Engpass, Finanzierung, Baupläne, USA, König Philip II., Rohstoffe, Zukunftsmarkt, Daniel Ortega, Wettstreit, Südamerika, Weltwirtschaft, Aktienkapital, Hafen, Schifffahrt