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Kenia: Eastleigh – Villenviertel für Piraten

 
Meldung vom 31.08.2012

Eastleigh, ein Stadviertel in Nairobi, mausert sich zum Villenviertel. Nirgendwo entstehen mehr neue Prachbauten in Kenia als in Eastleigh, dem somalischen Viertel in der kenianischen Hauptstadt. Der neue Reichtum ist offensichtlich. Immobilienpreise schnellen in die Höhe. Mietpreise steigen. Banken öffnen. Doch woher kommt das Geld? Fließen Piratengelder hierher?

Ahmed Ali recherchiert für seine Radioshow am Abend. Das Thema lautet: Wie sollen Muslime in der christlich-geprägten Gesellschaft Kenias ihre Kinder erziehen? Das sind explosive Fragen in Eastleigh, einer somalischen Enklave in Nairobi. Immer mehr Somalis lassen sich in Eastleigh nieder, führen ihre Kultur ein und vor allem viel Geld. Vor zehn Jahren, erinnert Ahmed, konnte man hier nicht einmal eine Wechselstube finden, heute entsteht ein Finanzimperium.

„Hinter uns ist die Barclays Bank, direkt daneben die Co-Operative Bank“, erklärt Ahmed Abdi Ali, der Radiojournalist von Star FM. „Und der Grund, warum sie alle hier Filialen eröffnen, ist doch klar: Weil hier das Geschäft blüht!“

Die Banken finden sich an jeder Ecke. Jeden Monat strömen angeblich aus dem Ausland 50 Millionen Dollar frisches Kapital nach Eastleigh. Die Kenianer bezeichnen den Stadtteil „Klein-Mogadischu“. Werden in Eastleigh womöglich die Lösegelder der somalischen Piraten rein gewaschen?

„Wie kann es sein, dass jemand kommt, für viele Millionen Shilling ein Haus kauft, dann reißt er es ab und baut einfach ein neues“, wundert sich Ahmed. „Wo hat der soviel Geld her?“ Diese Frage stellen sich hier viele. Aber niemand weiß genau, ob das Geld aus der Piraterie stammt oder von Geschäftsleuten aus dem Ausland, die es hier investieren. „Keiner kann das genau sagen. Doch es gibt viele Diskussionen darüber, wo das Geld herkommt.“

Die Vereinigung der Geschäftstreibenden in Eastleigh schweigt zu dem Geld aus der organisierten Kriminalität. Gerede darüber beeinträchtigt den guten Ruf. Freut euch darüber, dass wir den Aufschwung nach Nairobi bringen, warnen sie. Investiert lieber in vernünftige Straßen und Bürgersteige, anstatt uns den Geschäftserfolg zu neiden, so ihr Standpunkt.

„Es fließt in Eastleigh kein Piratengeld“, möchte Omar Gannad von der Handelskammer in Eastleigh glauben machen. „Dafür legen wir unsere Hand ins Feuer. Alle Geschäfte hier sind sauber. Die Steuerbehörde weiß das. Die kommen und sammeln von uns das Geld ein. Alle Geschäfte hier zahlen ordentlich ihre Steuern und sind bei der kenianischen Regierung registriert.“

Doch er gibt keine Auskunft darüber, woher das Kapital kommt, mit dem ein neues Geschäftshaus nach dem anderen aus dem Boden gestampft wird. Eastleigh ist ein guter Standort für somalische Geldanlagen. Kenia wächst und gedeiht. In der eigenen Heimat Somalia aber, vom Bürgerkrieg zerrüttet, ist die Sicherheitslage noch ungewiss. Kenias Regierung ist sich bewusst, dass sie gegen mögliche Geldwäsche in Eastleigh kaum durchgreifen kann.

„Jeder, der Schwarzgeld besitzt, kann sich dafür eine Immobilie kaufen“, bestätigt Geoffrey Mwau vom kenianischen Finanzministerium. „Er kann es problemlos in den legalen Geldkreislauf bringen. So funktioniert nun mal Geldwäsche. Kriminell erworbenes Geld wird für legale Transaktionen verwendet. Indem man entweder selbst Immobilienbesitz erwirbt, oder es an Strohmänner überweist, die es legal investieren.“

Der Boom Eastleighs hat auch eine Kehrseite der Medaille. Boaz Vidi ist Besitzer eines Internetcafés. Ein gutes Geschäft, betont er. Doch vor ein paar Jahren begann es. Die Preise stiegen. Heute ist Eastleigh eine teure Gegend. Die Miete für das Internetcafé verdoppelte sich fast. Er kann sich das noch leisten, denn sein Laden ist gut besucht, meint Boaz.

„Die meisten wollen gar nicht wissen, wo all das Geld in Eastleigh herkommt“, schildert Boaz Vidi. „Die Kenianer fragen sich vielleicht, wo der oder der das Geld her hat, um so ein Haus zu bauen oder einen neuen Laden aufzumachen.“ Nur die Kenianer zerbrechen sich darüber den Kopf. „Die Somalis kümmert das nicht. Und eigentlich ist es auch egal, Hauptsache es kommt Geld rein.“

Einer hatte den Mut, darüber zu reden, in Somalia, hat Kritik geübt an den Machenschaften der Mächtigen in seiner Heimat: Mohammed Daban, Journalist aus Somalias Hauptstadt Mogadischu. Er wurde ins Gefängnis geworfen, gefoltert, floh vor den Islamisten und Kriminellen nach Kenia. Und wer legt hier Geld an? „Die Somalier! Ihr könnt es mir glauben: Auch die, die an der Piraterie dort verdienen, sind an den Geschäften hier in Eastleigh beteiligt.“


Video-Beiträge zu diesem Thema

 Piratenmillionen in Kenia




Quelle: „3sat“, www.3sat.de

Schlagwörter: Kenia, Piraten, Villen, Geldwäsche, Eastleigh, Piraterie, Anlage, Immobilien, Lösegelder, Schwarzgeld, Banken, Mietpreise, Nairobi, Kapital, Standort, Anlage, Villa, Haus, Geschäft, Klein Mogadischu, Finanzministerium, Steuern