Indien: Serie von Vergewaltigungen erschüttert Inder

Meldung vom 12.10.2012

Mehrere Fälle von Vergewaltigungen verunsichern die Menschen in Nordindien. Zuletzt hatte dort ein Opfer Selbstmord verübt, indem es sich mit Benzin übergossen und in Brand gesetzt hatte. Experten gehen davon aus, dass der Frauenmangel ein Grund für die Vergewaltigungen sein könnte. Denn in Indien herrscht ein Geschlechterungleichgewicht, da jedes Jahr weibliche Föten getötet werden.

Die Vergewaltigungen haben nun eine Diskussion über die Sicherheit von Frauen und ihren gesellschaftlichen Stellenwert ausgelöst. Die Chefin der Kongresspartei, Sonia Gandhi, besuchte am Dienstag, den 09.10.2012, im nordindischen Sachhakhera die Familie eines der Opfer und verlangte „die heftigste Strafe“, wie die Nachrichtenagentur IANS mitteilte.

Innerhalb eines Monats wurden in dem von Landwirtschaft geprägten Bundesstaat Haryana ein Dutzend Frauen vergewaltigt. Dabei hatten meist mehrere junge Männer oft minderjährige Mädchen gewaltsam entführt. Die lokale Frauenministerin kündigte schnelle Gerichtsverfahren und landesweite Programme für eine größere Sicherheit von Frauen an.

Gandhi, die zum mächtigen Gandhi-Nehru-Clan gehört und als Indiens heimliche Herrscherin angesehen wird, sandte mit ihrer Reise ein Signal aus. Sie warnte, dass diese Übergriffe nicht nur in Haryana, sondern überall im Land gestoppt werden müssten. „Ich kritisiere diese Vorgänge auf das Schärfste“, sagte sie.

Einen schrecklichen, vorläufigen Höhepunkt hatten die brutalen Übergriffe am Wochenende erreicht, als sich ein 16 Jahre altes Mädchen mit Benzin übergossen und in Flammen gesetzt hat. Auf dem Sterbebett im Krankenhaus gestand die junge Frau, zwei Jungen aus ihrer Nachbarschaft hätten sie vergewaltigt. Der erste Vorfall war Mitte September in die Schlagzeilen geraten, als der Vater eines vergewaltigten Mädchens Selbstmord verübte. Seitdem wurden zahlreiche weitere Opfer gemeldet.

Die Regierung des Bundesstaates bildet nun ein Komitee, das die Übergriffe klären soll. Indische Frauenrechtlerinnen wiesen auf das Geschlechterverhältnis in dem Staat hin – auf 1.000 Männer kämen wegen der häufigen Tötung von weiblichen Föten nur 830 Frauen. „Das Geschlechterverhältnis in Haryana ist so schlimm, dass Jungs keine Mädchen für die Heirat finden“, bestätigte eine Sprecherin der Indischen Demokratischen Frauenvereinigung AIDWA. „Solche Faktoren schaffen eine Umgebung, die nicht sicher ist für Frauen.“

Eine lokale, einflussreiche Gruppe verlangte, das Heiratsalter zu senken, um den Vergewaltigungen vorzubeugen. „Jungs und Mädchen sollten mit 16 Jahren verheiratet sein, damit sie nicht herumstreunen“, behauptete einer ihrer Sprecher der Zeitung „The Hindu“.

Die Frauenministerin des Bundesstaates, Krishna Tirath, bezeichnete diese Ideen als „lächerlich“ und verdeutlichte, dass nun die Zeit reif wäre, Bildung und Frauenrechte durchzusetzen. Sie wandte sich an die Zentralregierung, Programme für die Sicherheit der Frauen zu starten.


Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Welt Online“, welt.de