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Indien: Mehr Tempel als Toiletten

Meldung vom 20.11.2012

Indien kämpft mit seinem großen Mangel an Toiletten. Etwa die Hälfte der rund 1,2 Milliarden Inder kann keine Toilette aufsuchen – weil es entweder keine gibt, oder weil die vorhandenen Klos so verschmutzt sind, dass man sich besser nicht hineinwagt. Und viele Schüler in Indien handhaben es genau so.

Eine staatliche Schule am östlichen Stadtrand von Delhi wird inspiziert: Hier gehen vormittags fast 1.700 Mädchen zum Unterricht, nachmittags dann noch einmal genauso viele Jungen. Für beide Schichten stehen zehn Toiletten zur Verfügung. Auch in Deutschland können Schulklos manchmal eklig sein. Aber immerhin gibt es sie an allen Schulen, und es gibt ausreichend davon. Das ist in Indien leider nicht so, vor allem auf dem Land haben viele Schulen keine Klos.

„Die Klos sind eklig und dreckig. Ich benutze sie nie. Es gibt noch nicht einmal Mülleimer“, gibt ein kleines Mädchen zu. „Lügnerin“, widersprechen die anderen Mädchen. Sie sagen, dass die Toiletten total sauber sind – und schauen dabei ihre Lehrerin an.

Schließlich erscheint die Direktorin. Sie gibt Befehle, verjagt die Kinder und will offizielle Papiere vorgelegt haben, die den Besuch ihrer Schule erlauben. Während dessen drehen eine Putzfrau und ein älterer Herr, der eigentlich das Schultor beaufsichtigen soll, auf den Toiletten alle Wasserhähne auf. Dann bringt der Mann einen Schlauch und spritzt die Wände und den Boden ab. Es riecht übel. Die braune Brühe auf dem Boden ist klar definierbar.

Die Putzfrau berichtet, dass sie morgens um sechs Uhr beginnt und dann bis nachmittags immer wieder die Toiletten reinigt. Die Direktorin nickt bestätigend. Aber das kann man an den Toiletten leider nicht erkennen. Einige sind kaputt. Andere sind mit Spinnweben überzogen und mit Kot und Urin verschmutzt.

Ein kleines Mädchen hockt sich vor einer offenen Toilettentür auf den Boden und verrichtet ihr Geschäft. Die Direktorin rechtfertigt sich. Diese Kinder haben keine Toiletten zu Hause. Ihre Eltern sind arm. Sie leben in den Slums, viele in Hütten aus Blech und Pappe. Wir versuchen, den Kindern beizubringen, wie man ein Klo benutzt. Sie verdrecken die Toiletten trotzdem.“

Aber das begründet noch lange nicht, warum die meisten Klos in einem so katastrophalen Zustand sind. Der Besuch in einer zweiten Schule erhärtet den ersten Eindruck: Auch hier gibt es Klos – einige sogar mit Sitz und Wasserspülung. Aber die meisten sind Plumpsklos zum Hinhocken, in denen theoretisch mit dem Wassereimer abgespült werden muss, weil das weniger Wasser verschwendet. Aber Eimer sind nirgendwo zu sehen. Und die Toilette für die Jungen ist ganz abgeschlossen. Die Schüler pinkeln gegen die Schulmauer und in die Ecken.

Mütter, die ihre Kinder zur Schule bringen, äußern ihre Kritik draußen vor dem Schultor. Nicht nur die Klos, auch die Klassenzimmer seien verschmutzt und keiner kümmert sich darum. Aber weiter als zum Klagen reicht es nicht. Keiner bemüht sich aktiv um eine Lösung. Keiner fühlt sich verantwortlich. Die Lehrer nicht, die Eltern nicht, und die Schüler auch nicht.

Tatsächlich haben in Indien mehr Menschen ein Mobiltelefon als eine Toilette. Der zuständige Minister für Trinkwasser und Abwasser kritisiert sogar höhnisch, dass es in Indien mehr Tempel als Toiletten gibt. Die junge Sozialarbeiterin Sunita unterstreicht das. „Der Minister hat Recht.“ Die Menschen müssten eine andere Einstellung bekommen. Sie müssten verstehen, dass Toiletten genauso wichtig sind wie das eigene Haus oder der Tempel. Sie müssten erkennen, dass ein Leben ohne Toilette krank machen kann.

Wenn viele Menschen auf engem Raum zusammen wohnen und im Freien auf Klo gehen, können sich Krankheiten ausbreiten. Kot und Urin verschmutzen das Trinkwasser. Der zuständige Minister hat ein neues Gesetz erlassen, dass jede indische Schule bis März 2013 Toiletten für Jungen und Mädchen vorweisen muss. Aber wenn die Toiletten dann nicht gepflegt und gereinigt werden, weil sich niemand verantwortlich fühlt, bleibt das Problem bestehen.

Als Welttoilettentag wurde der 19. November unter Mitwirkung der UN ausgerufen. Hintergrund sind der Mangel an ausreichend hygienischen Sanitäreinrichtungen für mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung und, dadurch bedingt, verschmutztes Wasser sowie daraus resultierende Krankheiten.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „ARD-Nachrichten online“, ard.de

Schlagwörter: Indien, Sanitäre Anlagen, Sanitär, Hygiene, Trinkwasser, Abwasser, Schulen, Toiletten, Klos, Gesetz, Kinder, Schüler, Grundwasser, Welttoilettentag, UN