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Mexiko: Jagd auf einen Blogger

Meldung vom 27.02.2013

Er oder sie verbreitet im Internet brisante Details über mexikanische Kartelle und korrupte Behörden. Die Drogenmafia hat sich nun auf die Jagd nach dieser unbekannten Person begeben.

Auf sie ist ein Kopfgeld ausgesetzt, gesucht wird, genauer gesagt, ihre Identität. Jemand möchte ihren Namen in Erfahrung bringen und ihr „den Schnabel stopfen“. Es handelt sich um einen mexikanischen Blogger, der oder die im Netz anonym über die Bewegungen des organisierten Verbrechens in dem von Gewalt zerrissenen nordostmexikanischen Bundesstaat Tamaulipas nahe an der Grenze zu den USA berichtet.

Dieser Blogger ist auf seiner vor einem Jahr eingerichteten Facebook-Seite Valor por Tamaulipas („Mut für Tamaulipas“) und über sein Twitterkonto, das weder sein Alter noch sein Geschlecht offenbart, mächtigen Gruppen in die Quere gekommen, die ihn zum schweigen bringen wollen.

„Für mich wird das zu einem Wettlauf gegen die Zeit, den ich nicht werde gewinnen können. Irgendetwas müsste passieren, ein Wunder, damit das organisierte Verbrechen nicht solche Macht hat, und es gibt weder national noch international den Willen, diesen Krebs zu beseitigen“, gibt er oder sie zu.

In Ciudad Victoria, der Hauptstadt von Tamaulipas, kursieren jetzt Flugblätter, in denen 600.000 Pesos (rund 36.000 Euro) Belohnung versprochen werden für den, der die Identität des Bloggers oder seiner nächsten Verwandten verrät. „Gutes Geld, um elenden Schnüfflern den Schnabel zu stopfen, wie diesen Blödmännern, die sich für Helden halten“, lautet es auf den Flugblättern, auf denen auch eine Telefonnummer für Hinweise beigefügt wurde.

Der anonyme Blogger berichtet, es sei nicht das erste Mal, dass sie ihn bedrohten. In dieser mexikanischen Region wurden schon mindestens vier andere Internetaktivisten hingerichtet, unter ihnen die Journalistin María Elizabeth Macías (39), die für den Blog Nuevo Laredo en Vivo („Nuevo Laredo live“) schrieb. Sie wurde 2011 enthauptet aufgefunden. Neben ihrer Leiche fand die Polizei eine mit mehren „Z“ unterzeichnete Nachricht – eine Signatur des „Los Zetas-Kartells“ – sowie eine PC-Tastatur, ein CD-Laufwerk und mehrere Kabel.

Auch die klassischen Medien sind im Visier der Kartelle. Zeitungen wie El Mañana in der Grenzstadt Nuevo Laredo üben daher strenge Selbstzensur. Der Betreiber der Seite Valor por Tamaulipas ergänzt, dass er auch schon einmal daran gedacht habe, aufzugeben. Aber aus den  verschiedensten Teilen von Tamaulipas erhielt er immer wieder Berichte über Gefahrensituationen, und er erkannte, dass sie es wert seien, verbreitet zu werden, um andere Personen zu schützen.

Die Berichte, die er zugesandt bekomme, stammten zu 99 Prozent von Bürgern und der Rest von einigen Behörden, die es leid seien, dass Morde unbestraft blieben, sagt er. Trotz aller Drohungen hat der anonyme Aktivist keinen Personenschutz angefordert. Nicht nur, weil so seine Identität zu Tage treten würde, sondern auch, weil er den Behörden kein Vertrauen entgegen bringe. Die Polizei sei in Mexiko oft Komplizin der Verbrecher.

Die Strategie der Regierung des neuen Präsidenten Enrique Peña Nieto sei es, jegliche Verherrlichung von Verbrechen zu unterdrücken und deshalb Information über diese Themen zu reglementieren. „Das heißt, der Knebel für die Medien wird noch stärker“, kritisiert der Blogger. Wohl auch deshalb habe niemand von Regierungsseite Kontakt mit ihm aufgenommen, um ihn zu unterstützen.

„Ich vermute, sie wollen mir zeigen, dass ich dem organisierten Verbrechen alleine gegenüberstehe“, meint er. „In meinem Staat sind der Schmerz, das Leid, die Angst, die Unsicherheit so groß, dass es Hunderte Familien gibt, denen es wie mir geht oder noch schlechter, denn sie haben nicht den Schutz der Anonymität.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Tageszeitung“, taz.de

Schlagwörter: Mexiko, Blog, Blogger, Internet, Facebook, Facebook-Seite, Kartelle, Los Zetas, Jagd, Kopfgeld, Identität, Zensur, Tamaulipas, Medien, Pressefreiheit, Meinungsfreiheit