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Sambia: Der Lehrplan in der „Baumwoll-Schule“

Meldung vom 01.03.2013

Nicht unbedingt Lesen oder Schreiben, aber alles über Baumwolle lernen die Menschen in Sambia auf einer speziellen Schule. Die Cotton Schools wurden im Rahmen eines internationalen Programms eingerichtet, mit dem Ziel, afrikanische Baumwolle wettbewerbsfähig auf den Markt zu bringen. Dabei werden auch die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Baumwollbauern verbessert.

Es ist früher Nachmittag, die Männer haben sich in den Schatten dürrer Bäume gesetzt. Die Sonne glüht, während die Frauen vor dem kleinen Lehmhaus im Kreis tanzen. Ein paar Schritte vor, ein paar zurück. Manchmal vollführen sie eine Drehung. Dabei strecken sie Finger um Finger aus. Sie zählen. Sie singen den Fünf-Finger-Song. So prägen sie sich die Fünf-Finger Methode für den richtigen Baumwollanbau am besten ein.

Die eins soll an die rechtzeitige Vorbereitung des Bodens erinnern. Gestrüpp ausreißen, Steine und Zweige entfernen und Furchen graben. Die Zwei bedeutet: frühes Pflanzen. Rechtzeitig, wenn der Regen sich ankündigt. Die Drei steht für: Die Baumwollpflänzchen ausdünnen, vier gemahnt ans Jäten. Die Fünf: Schädlinge bekämpfen, damit die Pflanze prächtig gedeihen kann. Weil ein großer Teil der Männer und Frauen nicht des Lesens und Schreibens mächtig ist, werden die Lektionen in der Baumwollschule in Form von kleinen Theaterstücken vermittelt. Oder es dienen Lieder als ein Medium.

„Es ist wichtig, dass wir uns regelmäßig in der Cotton School treffen, damit die Farmer Neues lernen, über das sie sonst nie etwas erfahren würden“, sagt Kingswell Nilongo. Er ist der Vorsitzende der Cotton School. Seit drei Jahren finden Treffen wie diese in einigen Regionen Sambias statt. Die Schulen gehören zu einem internationalen Programm, das unter anderem vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und von privaten Baumwollfirmen unterstützt wird.

Man will erreichen, dass afrikanische Baumwolle auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig ist und sich dadurch die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Bauern verbessern. Denn Afrika liegt weit hinter China, Indien und den USA zurück. Dort wird auf riesigen Plantagen angebaut, es gibt Erntemaschinen und hohe Subventionen. In Afrika ist es meist das Geschäft der Kleinbauern, Baumwolle anzubauen. Oft mangelt es ihnen an Geld für Dünger und Pestizide. Der Boden ist trocken und ausgedörrt, die Ernte meist gering.

Goodness Chirwa und ihr Mann haben sich bereits gegen fünf Uhr morgens auf ihr kleines Feld begeben. Mit ihren Hacken, einem grob behauenen Stiel und einer handgroßen Metallklinge, graben sie den harten, roten, sandigen Boden um. „Außerhalb der Regenzeit gehen wir oft schon um vier Uhr aufs Feld und arbeiten bis neun. Danach wird es zu warm. Wenn es dann regnet, gehen wir erst um sechs und arbeiten bis um eins.“

Vier bis fünf Hektar gehören den meisten Familien im Schnitt. Dort ziehen sie Mais, Soja, Sonnenblumen, Erdnüsse und Gemüse. Meistens für die eigene Ernährung. Auf rund einem Drittel der Fläche gedeiht Baumwolle. Sie ist eine sogenannte „Cashcrop“ – eine Geldpflanze. Im vergangenen Jahr haben die sambischen Bauern im Durchschnitt 655 Kilo pro Hektar erwirtschaftet. Das hat ihnen einen Verdienst von brutto 250 Dollar beschert. Ihr Gewinn nach Abzug der Kosten für Saatgut und Dünger: 160 Dollar.

Nimmt man zum Vergleich andere Weltgegenden: Dort werden bis zu 2.000 Kilo pro Hektar geerntet. Dennoch ist Frans Grey positiv gestimmt. Der freundliche Mann mit dem Schnauzer ist in Sambia verantwortlich für die Baumwollsparte des international agierenden Agrarkonzerns Cargill. Er registriert deutlich ansteigende Ernteerträge.

Davon wird natürlich auch seine Firma begünstigt. Cargill streckt seinen mittlerweile weit über 100.000 Vertragsbauern zu Beginn der Pflanzsaison Saatgut und Dünger vor, was später mit dem Erntepreis verrechnet wird. Außerdem besteht mit den Bauern ein Vertrag, dass die Firma ihre Ernte kauft. Vor allem aber sind Cargill-Mitarbeiter im ganzen Land aktiv und unterrichten in den mehr als 2.000 Cotton Schools. Zunächst habe dieses Angebot vor allem den Männern gegolten, erklärt Franz Grey. Dann aber habe man verstanden, dass eine andere Gruppe noch viel mehr davon umsetzt: Die „lady farmers“ (die weiblichen Farmerinnen).

„Die weiblichen Farmer sind extrem wichtig. Mittlerweile sind ein Drittel unserer Farmer Frauen. Die Zahl ist seit zwei Jahren sprunghaft gestiegen. Sieben Prozent im einen Jahr. Und dann noch einmal sieben Prozent. Jetzt haben die Frauen ihre eigenen Cotton Schools. Die Frauen Klubs sind sehr gut angenommen worden. Und die Frauen sind extrem gute Farmer. Sie arbeiten hart und sind damit das Rückgrat der Familien in Sambia“, sagt Grey.

Mittlerweile sind über 800 dieser Women's in den Cotton Clubs versammelt. Viele Nichtregierungsorganisationen wenden sich inzwischen ganz gezielt an die Frauen, wenn sie die Themen Gesundheit, Aufklärung und andere gesellschaftliche Fragen ansprechen wollen. Für Goodness Chirwa, selbst Vorsitzende eines Women's Clubs mit 26 Mitgliedern, haben solche Treffen einen sehr hohen Wert: „Das Wichtigste ist, dass sich die Frauen regelmäßig treffen, dass sie ein bisschen Geld machen können. Dass wir als Frauen zeigen, dass wir füreinander einstehen.“

Den Mitgliedern in ihrem Frauenklub empfiehlt sie, trotz des schwankenden Baumwollpreises wegen diverser Wirtschaftskrisen, auch zukünftig bei der Baumwolle zu bleiben. Denn Baumwolle bedeute die Zukunft. Davon singen die Frauen sogar manchmal, wenn sie sich in ihrem Women's Cotton Club versammeln.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Deutschlandfunk“, dradio.de

Schlagwörter: Sambia, Baumwolle, Baumwoll-Schule, Cotton Schools, Landwirtschaft, Farmer, Pflanzen, Agrar, Saatgut, Dünger, Pestizide, Cotton Clubs, Baumwollpreis, Cashcrop, Cargill, Frauen, Gender