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Südafrika schließt alle Flüchtlingslager

Meldung vom 03.11.2008

Nach den ausländerfeindlichen Ausschreitungen gegen Einwanderer hält die Regierung die Lage wieder für stabil. Alle Flüchtlingslager werden nun geschlossen. Doch die Ausländer fühlen sich weiterhin bedroht und haben Angst.

Tshanguvu Makala ist beunruhigt. „Das hier ist kein Spiel, es ist mein Leben“, erklärt der groß gewachsene Flüchtling aus dem Kongo und deutet auf das Foto, das er an die Plane im Vorraum seines Zelts gehängt hat. Es zeigt das Bild eines brennenden Mannes, über den im vergangenen Mai schwarze Südafrikaner während ihrer fremdenfeindlichen Verfolgungsjagd herfielen. Das Bild ging durch die Medien. Makala befindet sich in einem der weißen Zelte mit dem blauen Logo des UN-Flüchtlingswerks, die südlich von Kapstadt im „Blue Waters“-Camp dicht aneinander stehen. An den Planen rüttelt starker Wind.

Der 25-Jährige fühlt sich im Lager sicher. Vor vier Jahren ergriff Makala aus der kongolesischen Kivu-Region vor dem Krieg die Flucht und ging nach Südafrika. Er arbeitete dort als Friseur. Das lief gut, bis vor sechs Monaten die fremdenfeindlichen Angriffe begonnen. Ob auch er Opfer der Gewalt wurde? Makala holt ein Foto. Darauf ist sein Bruder abgebildet. „Sie haben ihn umgebracht“, sagt er. Zusammen mit rund 70.000 anderen Ausländern hat er im Mai vor den Pogromen die Flucht ergriffen. Seitdem lautet sein offizieller Status: „internally displaced person“, ein Vertriebener im eigenen Land. Viele von ihnen fanden in Lagern wie hier in „Blue Waters“ Zuflucht.

Nun läuft die „Schutzzeit“ aus. Jetzt wird auch „Blue Waters“ geschlossen, das letzte Camp dieser Art in Südafrika. Das bedeutet aber nicht gleichzeitig, dass nun Frieden herrscht. Einen Tag vor der Schließung hausen hier noch rund 1.000 Menschen. Sie gehören zu denjenigen, die am längsten in den notdürftigen Lagern ausgehalten haben, weil sie nicht in die Städte zurückkehren wollen. „Die Regierung will uns sterben lassen“, meint Makala. Wenn die Behörden heute die Zelte abbauen, die Essenslieferungen einstellen und irgendwann auch Strom und Wasser abdrehen, werden trotzdem manche weiter dort bleiben. Das geschieht beispielsweise in Pretoria, wo 700 Vertriebene noch immer in einem vor Wochen geschlossenen Camp aushalten, ohne Wasser, Strom oder sanitäre Anlagen.

Die Behörden sind unnachgiebig: „Wir haben von Anfang an gesagt, dass diese Zufluchtsorte keine permanente Lösung sein können“, erklärt Kapstadts Bürgermeisterin Helen Zille. In einer Stadt, in der es sowohl ausländischen als auch südafrikanischen Bürgern an allem fehle, müssten die Mittel „fair und ausgeglichen verwendet werden“, so Zille. Die Camps wurden von den National- und Provinzregierungen zusammen mit den Vereinten Nationen und Nichtregierungsorganisationen verwaltet und unterstützt.

Aber die Angst der Vertriebenen hat Ursachen: Die Fremdenfeindlichkeit ist nicht zu Ende. Anfang Oktober wurde eine somalische Mutter mit ihren drei Kindern in ihrem neu eröffneten Geschäft brutal umgebracht. Sie hatten sich gerade vor einen Monat aus dem Schutz des Sicherheitscamps begeben, um sich in Queenstown in der Ostkapregion niederzulassen – eine Gegend, die laut Empfehlungen sicher sei. Vor zwei Wochen kam es zu heftigen Unruhen in einer Stadt bei Kapstadt. Geschäfte wurden ausgeraubt und ein Mosambikaner verletzt.

Im „Blue Waters“-Camp hört man jeden Tag Geschichten über neue Verbrechen an Rückkehrern. Den Vertriebenen steht zwar offen, in ihr Heimatland zurückzukehren – doch das ist ein langwieriger Prozess. Für Menschen aus Krisenregionen wie dem Kongo ist es ohnehin kein Ausweg. Und auch der Wunsch von Flüchtlingen, in ein Drittland abzuwandern, stößt bei der Regierung auf Ablehnung. In regierungsnahen Kreisen munkelt man darüber, dass die afrikanische Vorzeigedemokratie Südafrika sich das schon allein aus Imagegründen nicht leisten könne. Viele Südafrikaner befürworten, dass die Camps nun schließen. Sie sehen sie als „Komfortzone, die Abhängigkeit schafft“. Die Ereignisse im Mai hätten nach Meinung vieler eine übertriebene Angst geschürt.

In „Blue Waters“ glauben das aber nur wenige. Sie wollen nicht zurück in die südafrikanischen Städte. Der Kongolese Makala denkt daran, in „50 Tagen nach Simbabwe zu laufen“. Viele andere im Lager zieht es einfach nur nach Hause, auch wenn dort Krieg herrscht.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Welt Online“, welt.de