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Somalia: Ein Krankenhaus für Mogadischu

Meldung vom 10.05.2013

Wenn ein Krankenhaus in Mogadischu wieder seinen Betrieb aufnimmt, kann man daran wirklich den Fortschritt in Somalia ablesen. Die Kinder zu impfen ist zum Beispiel ein ganz praktischer Schritt zum Neuanfang in der zerschossenen Hauptstadt. Ein Besuch im größten Krankenhaus der Stadt zeigt Signale der Hoffnung.

Mohammed öffnet ein Auge und fängt an zu weinen. Die Haut des kleinen Jungen sieht verbrannt aus und bereitet ihm offensichtlich Schmerzen. Er hat aber Masern. „Es gibt Komplikationen“, erklärt Doktor Yahya Scholeh, Kinderarzt im Banadir-Krankenhaus in Mogadischu. Der Isolationssaal ist voll belegt mit Kindern. Es greift mal wieder eine kleine Epidemie um sich.

Zwanzig Jahre Staatszerfall und Gewalt haben Somalia zu einem der schlimmsten Orte der Welt für Kinder gemacht. Nur ungefähr 30 Prozent aller somalischen Kinder erhielten eine Impfung. Aber heute freut sich Doktor Scholeh, weil sein Land über eine Million Vakzinationen erhält, finanziert von der öffentlich-privaten Partnerschaft Gavi und praktisch umgesetzt von der UN und der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Der neue indische Impfstoff wird nun anstelle der alten DTP-Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten angewandt. Pentavalent bewahrt neben den drei Krankheiten Kinder auch vor Hepatitis B und HIB, einer Bakterie, die Meningitis, Lungenentzündung und Blutvergiftung verursacht.

„Momentan sterben 180 von tausend Kindern vor ihrem fünften Lebensjahr. Mit Pentavalent und der Impfkampagne können wir viele Kinder retten“, meint der 27-jährige Arzt mit einem frohen Lachen.

Im Jahr 2007 bestand das Banadir-Krankenhaus, das größte in Mogadischu, überwiegend aus leeren Räumen. Patienten waren auf kaputten Matratzen auf dem Boden untergekommen. Im OP-Saal gab es gerade mal einen Tisch und eine Sauerstoffflasche. Jetzt sieht man überall Betten mit Moskitonetzen, das Operationszimmer ist gut ausgestattet. Seit die islamistischen Rebellen der al-Schabaab-Miliz 2011 aus Mogadischu vertrieben wurden, hat das Krankenhaus viel ausländische Unterstützung erhalten.

„Ich bekam mein Gehalt von den Hilfswerken, aber seit Somalia kein Nothilfeland mehr ist, müssen wir für uns selbst sorgen. Also kein Gehalt mehr. Aber wir behandeln Kinder umsonst“, berichtet Doktor Scholeh. Neben seiner 12-Stunden-Schicht, sechs Tage die Woche, bekommt er ein wenig Geld von der medizinischen Fakultät der Universität. „Aber eines Tages möchte ich heiraten, und dann brauche ich ein richtiges Gehalt“, betont er zum Abschied.

Auf der holprigen Straße vor dem Krankenhaus plagt sich ein müder Esel mit einer Karre mit einem Zementmixer. Mogadischu ist im Baufieber. Häuser und Geschäfte, zerfallen oder kaputt geschossen in den letzten zwanzig Jahren, werden wieder aufgebaut. Die somalische Hauptstadt wandelt sich zaghaft von einer Ruine zur Stadt.

Doch die Sicherheit ist noch fragil. Al-Schabaab versetzt die Bevölkerung noch regelmäßig mit Selbstmordanschlägen in Schrecken – vermehrt in den letzten Tagen. Die Villa Somalia, der Präsidentenpalast und Regierungssitz, ist stark abgeschottet. Kontrollen, Betonsperren und hohe Mauern sollen Angreifer behindern. Helfer und Besucher sind mit kugelsicheren Westen und Helmen ausgestattet und fahren in gepanzerten Fahrzeugen durch die Gegend.

Aber ihre Konvois sind auch den andauernden Staus ausgeliefert: Unzählige neue glänzende Wagen, gefahren von frisch aus dem Exil heimgekehrten Somalis, tummeln sich auf den Straßen, wo noch vor wenigen Jahren nur wenige rostige alte Autos das Straßenbild prägten. Die Heimkehrer haben aber meist ihre Frauen und Kinder noch im Exil gelassen.

Al-Schabaab tötet nicht nur mit Anschlägen“, empört sich die Ministerin für Soziales, Maryan Qasim. Sie ist verantwortlich für Gesundheit, Jugend, Frauen und Bildung und ist erleichtert über das neue Impfprogramm. „Im Schabaab-Gebiet werden Kinder weiter an Krankheiten sterben, die im Rest der Welt kaum noch vorkommen – weil sie nicht geimpft werden können.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Tageszeitung“, taz.de

Schlagwörter: Somalia, Krankenhaus, Medizin, Mogadischu, Impfung, Impfstoff, Banadir-Krankenhaus, Diphterie, Tetanus, Keuchhusten, OP-Saal, Aufbau, Al-Schabaab, Kinder