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Nicaragua: Geplanter Kanal gefährdet einzigartiges Biotop

Meldung vom 21.02.2014

In Nicaragua laufen die Planungen zu einem großen Kanal auf Höchsttouren. Wird der Kanal gebaut, geht das auf Kosten von Natur und Mensch, meint der Evolutionsbiologe Axel Meyer, der in Nicaragua forscht.

Seit der Zeit der Konquistadoren träumt man in Nicaragua von dem großen Kanal, der den Pazifik mit dem Atlantik verbindet. Umgesetzt wurde dieser Traum nie. Für Naturforscher bestünde daher kaum ein Anlass zur Sorge, dass sich daran etwas ändert, wenn sich jetzt nicht die Chinesen einmischen würden. Evolutionsbiologe Axel Meyer meinte dazu: „Als ich hörte, dass nun die Chinesen das machen wollen, schellten bei mir alle Alarmglocken. Wenn die sich etwas vornehmen, tun sie es wirklich. Ich forsche auch in Afrika und habe gesehen, wie China etwa in Burundi und Sambia Straßen und Bahnlinien baut, um an Rohstoffe zu gelangen. China ist ja nun einmal leider nicht bekannt für seine Liebe zur Umwelt.“

In Nicaragua geht es eben nicht nur um eine Schifffahrtsstraße, sondern auch um Rohstoffe. An das Projekt sind Planungen angeschlossen, die eine Eisenbahnlinie, eine Ölpipeline, Häfen, einen internationalen Flughafen und Freihandelszonen an beiden Enden des Kanals vorsehen. Außerdem wurde vertraglich festgehalten, dass die Betreiber die natürlichen Ressourcen entlang der Wasserstraße ausbeuten dürfen.

In den Panama-Kanal werden derzeit gerade sechs Milliarden US-Dollar investiert, so dass dort in Zukunft Schiffe durchfahren können, die 366 Meter lang und 49 Meter breit sind. Der Nicaraguakanal soll ebensolche Kapazitäten haben, das heißt, er wird für Schiffe der sogenannten Post-PanaMax-Klasse gebaut. Finanzexperten bezweifeln, dass ein Kanal, der rund 280 Kilometer lang ist und erst nach 2020 fertig sein soll, sich je rentieren wird. Für die Passage durch den Panamakanal benötigt man 15 bis 17 Stunden, während es in Nicaragua drei bis vier Tage wären.

Auch wenn die Profitchancen erst einmal zu gering erscheinen, gibt es noch andere Gründe für das ehrgeizige Vorhaben. China, Nicaragua und Venezuela verbinden wichtige wirtschaftliche Beziehungen. Viele vermuten, dass es um geopolitisches Kalkül der Chinesen geht: darum, venezolanisches Öl sicher durch den eigenen Kanal nach China zu transportieren.

Nicaragua wurde möglicherweise mit lukrativen Versprechungen zur Einwilligung gedrängt. Die Aussicht auf viele Arbeitsplätze ist ein wichtiger und auch nachvollziehbarer Faktor. Es geht dabei um eine Investition von immerhin 40 Milliarden US-Dollar im zweitärmsten Land Amerikas. Tausende Arbeitsplätze würden geschaffen, um den Kanal zu bauen und in den nächsten 100 Jahren zu bewirtschaften. Die meisten Menschen sind der Meinung, dass der Kanal dem Land einen Aufschwung bringen könnte. Doch es gibt auch Skepsis: Die Fischer am Nicaraguasee beispielsweise sind besorgt; sie fürchten um ihre wirtschaftliche Grundlage, wenn plötzlich Superfrachter den Lebensraum ihrer Fische beeinträchtigen würden.

Auch die Natur ist von dem Projekt bedroht: „Um das Projekt zu bewerkstelligen, werden in Nicaragua 400.000 Hektar Regenwald und Feuchtgebiete zerstört. Außerdem kann man die Idee von einem natürlichen Korridor im Osten Mittelamerikas endgültig beerdigen. Wie soll der Jaguar aus Honduras je noch Costa Rica erreichen können, wenn eine solch gigantische Wasserstraße das Land zerschneidet – und damit Lebensräume“, sagt Meyer.

Mit dem Projekt sind große Risiken verbunden: Der Nicaraguasee ist das größte Süßwasserreservoir Zentralamerikas – der Unfall eines Tankers könnte erhebliche Konsequenzen mit sich führen. Auch der Bau und Betrieb würde diesen einmaligen See negativ verändern. Außerdem wäre der Kanal ein Einlasstor für neue Tier-Arten, was dramatische Folgen für die einheimische Fauna und Flora mit sich bringen dürfte. Ebenso würde sich das Projekt auch auf viele empfindliche Ökosysteme auswirken, unter anderem die Sumpflandschaften um San Miguelito und Bluefields. Der Bau von Tiefwasserhäfen wird sicher die Vogelbrutgebiete an Pazifik und Atlantik, die Nistplätze der Meeresschildkröten, die Korallenriffe und Mangrovenwälder schädigen. Ungewöhnlich an diesem Projekt ist auch, dass die Kanalbauer sich an keine rechtlichen Ansprüche aufgrund von Umweltschäden gebunden sehen. So steht es zumindest im Vertrag.

Der Forscher Axel Meyer arbeitet mit seinem Team hauptsächlich in den Kraterseen. Dort findet man ein einmaliges „natürliches Experiment“ der Evolution vor. Aber die endemischen Fische dort kommen ursprünglich aus den beiden großen Gewässern des Landes, dem Managua- und dem Nicaraguasee. Meyer erklärt: „Deshalb sind diese Ursprungspopulationen so wichtig für das Verständnis der Artentstehung. Einer meiner Doktoranden untersucht jetzt die geografische Verteilung der genetischen Variation verschiedener Arten im Nicaraguasee. Ich habe ihm gesagt, dass dies ein historischer Moment sei: Wenn erst einmal die Chinesen anfangen zu baggern, ist es zu spät. Dann wird nichts mehr so sein, wie es mal war.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Zeit Online“, zeit.de

Schlagwörter: Nicaragua, Kanal, Nicaragua Kanal, Pazifik, Atlantik, Bau, Pläne, China, Rohstoffe, Arbeitsplätze, Natur, Umwelt, Umweltzerstörung, Kraterseen, Nicaraguasee, Süßwasser, Süßwasserreservoir, Regenwald, Feuchtgebiete, Fische, Fischfang, Frachter, Schiffe, Evolution, Korallenriffe, Mangrovenwälder, Meeresschildkröten, Biotop, Ökosystem, Tiere, Arten, Artenvielfalt