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Afghanistan: Zum ersten Mahl eine friedliche Machtübergabe?

 
Meldung vom 04.04.2014

Die Wahlen in Afghanistan gehen jetzt in den Endspurt. Zum ersten Mal in der Geschichte des Landes soll es zu einer friedlichen, durch Wahl bestimmten Machtübergabe kommen. Die Aufgabe des neuen Präsidenten ist eine gewaltige: Den Vielvölkerstaat nach Abzug der NATO vereint zu halten. Drei Kandidaten werben um Wähler, trotz Anschlägen und Drohungen.

Der Wahlkampf hat den Kandidaten sichtlich ausgelaugt. Fast zwei Monate lang ist Ashraf Ghani durch Afghanistan gereist, in den Provinzen zeigte sich der frühere Finanzminister und Weltbankmanager vor Tausenden Menschen, hat mit ihnen gebetet und sich dann vorgestellt.

Am Mittwochmittag nun erklimmt der hagere Mann mit der Glatze in braunen Pluderhosen und langem Hemd die Bühne der Loya-Jirga-Halle am Rand von Kabul. Eigentlich versammeln sich hier die Stammesältesten, heute dient die karge Halle als Ort des Wahlkampfabschlusses vor der Abstimmung am Samstag (05.04.2014).

Mit heiserer Stimme flüstert Ghani fast nur noch, muss sich erst einmal fassen, nimmt einen Schluck Wasser. „Ich danke Gott, dass ich ein Afghane bin“, ruft er dann. Die Menge in der Halle ist außer sich. In den ersten der rund 50 Stuhlreihen sitzen seit Stunden geduldig afghanische Würdenträger und Dorfälteste mit langen Bärten, Turbanen und traditionellen Gewändern. Hinter den VIP-Plätzen applaudieren junge Leute mit Jeans und Gel-Frisuren dem Kandidaten zu. Sie halten afghanische Fahnen in die Höhe und jubeln. „Ihr seid die Zukunft“, brüllt Ghani, „lasst uns die Aufgabe angehen!“

Die Aufgabe ist riesig. Zum ersten Mal in der Geschichte soll mit der Präsidentschaftswahl eine friedliche Machtübergabe vonstatten gehen. Ghani, wie Karzai ein Paschtune aus dem Süden, zählt zu den drei Kandidaten mit den besten Chancen. Er und seine beiden Konkurrenten, der Ex-Außenminister Zalmai Rassoul und Abdullah Abdullah, früher Sprecher des Volkshelden Ahmed Schah Massud, kämpfen 13 Jahre nach dem Ende des Taliban-Regimes um den Stuhl im Präsidentenpalast.

Politik war eher eine Nebensache bei diesem Wahlkampf. Keiner der Kandidaten hat eine richtige Agenda präsentiert. Stattdessen wollen alle drei mit Massenveranstaltungen punkten. Bei Wahlen in Afghanistan trägt der den Sieg davon, der die verschiedenen Volksgruppen in dem Vielvölkerstaat auf seine Seite bringen kann. Ghani und Rassoul zählen auf die Paschtunen aus dem Süden, Abdullah kann sich auf die Tadschiken aus dem Norden stützen. Dass ein Kandidat im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit hat, gilt als unwahrscheinlich; erst eine Stichwahl Ende Mai wird wohl die Entscheidung bringen.

Wie viel die teilweise riesigen Veranstaltungen über die Qualifikation der Kandidaten aussagen, ist schwer zu sagen. Mit millionenschweren Wahlkampfbudgets investierten die Präsidenten-Anwärter in Bustouren für ihre Auftritte. Gerade in den bitterarmen Dörfern kann man mit einem solchen Ausflug in die Stadt inklusive Mittagessen und Unterhaltungsprogramm Stimmen auf seine Seite ziehen. Trotzdem stufen westliche Diplomaten den Wahlkampf als ersten Fortschritt ein; immerhin blieben bei diesen Veranstaltungen schwere Zwischenfälle oder gar Attentate der Taliban aus.

Die Sicherheitslage ist dennoch zum Zerreißen gespannt. In den westlichen Botschaften wertet man die Situation trotzdem vorsichtig optimistisch. Ein guter Wahlausgang und vor allem ein neuer Präsident, der anders als Hamid Karzai den Weg für die angepeilte NATO-Trainingsmission nach 2014 ebnen wird, gelten bei den NATO-Nationen als Grundpfeiler für die weitere Unterstützung Afghanistans. Die fast tägliche Gewalt müsse man relativieren. Die schlimmsten Szenarios, nämlich dass während des Wahlkampfs einer der Kandidaten ermordet oder bei einem Anschlag getötet werden könnte, blieben den Afghanen bisher schließlich erspart.


Video-Beiträge zu diesem Thema

 Afghanisches Tagebuch: Afghanistan vor den Wahlen




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de

Schlagwörter: Afghanistan, Wahl, Wahlkampf, Präsident, NATO, Abzug, Wahlausgang, Machtübergabe, Taliban, Ashraf Ghani, Zalmai Rassoul, Abdullah Abdullah, Kandidat, Attentate, Gewalt, Vielvölkerstaat, Loja-Jirga-Halle, Kabul