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Südsudan: Ein Land steuert auf eine Katastrophe zu

Meldung vom 23.07.2014

Internationale Hilfsorganisationen senden einen dringenden Notruf an die Welt. Der jüngste Staat der Erde, der Südsudan, droht in einer Katastrophe zu enden. Die Felder liegen wegen der Kämpfe brach. Ab September 2014 steht eine Hungersnot riesigen Ausmaßes zu befürchten.

Das öde Wüstenbraun geht in sattes Grün über – aus der Luft ist die Grenze zwischen dem Sudan und dem Südsudan genau wahrnehmbar. Doch in dem fruchtbaren und ölreichen Land, dessen Staatsgründung in der Hauptstadt Juba vor drei Jahren von Zehntausenden Menschen überschwänglich bejubelt wurde, wird im September eine Hungersnot zu erwarten sein, in der Hunderttausende, vielleicht sogar Millionen Ostafrikaner sterben werden. Das besonders Brutale daran: Die Spenden-Galas könnten schon jetzt datiert, die Bittbriefe in den Druck gegeben werden. Denn diese Katastrophe ist exakt vorhersehbar, weil durch die Kämpfe rivalisierender Gruppen die letzte Ernte nicht mehr eingeholt werden konnte und anschließend auch keine Aussaat mehr erfolgt ist. Daher ist es keine Überraschung: Es wird bald keine Nahrung mehr geben im Südsudan. Der kurze Traum von Unabhängigkeit hat sich in einen Alptraum verkehrt.

Seit Monaten bekriegen sich im Südsudan Anhänger von Präsident Salva Kiir und dessen Rivalen Riek Machar. Auch um Wasser und Weideplätze für die großen Viehherden zwischen insgesamt 60 Stämmen gibt es Gerangel. Zu allem Überfluss sucht seit Mai eine Cholera-Epidemie das Land heim, der Impfstoff gegen die Durchfall-Krankheit wird rar – das Leid wächst ins Unermessliche.

Die Zahlen schockieren: Weit mehr als 1,5 Millionen Menschen mussten seit dem Ausbruch der Gefechte Ende 2013 fliehen, 400.000 sind in Nachbarländer ausgewichen. Vier bis fünf Millionen verzweifelte Menschen benötigen gespendete Nahrungsmittel, und geschätzte 250.000 Kinder warten dringend auf Behandlungen gegen akute Mangel- und Unterernährung, klagt der Südsudan-Experte Ekkehard Forberg von der christlichen Hilfsorganisation World Vision Deutschland. „Es ist Regenzeit, die Flüchtlingslager wie das in Malakal stehen komplett unter Wasser.“ World Vision versorgt in Malakal 16.000 Menschen.

Die Vereinten Nationen haben die Entwicklung scheinbar präzise erfasst. Doch Forberg zweifelt daran: „Eine Herausforderung ist, dass verlässliche Zahlen fehlen. Die Verbindung zu den Regionen im Busch ist abgebrochen, in die meisten Dörfer kommen wir nicht mehr.“ Nur in den überfüllten Lagern lasse sich absehen, was da auf die Menschen zukommt: „Mehr und mehr Kleinkinder sterben schon jetzt an Unterernährung. Das ist kein gutes Zeichen.“

Die Schreckensberichte der Hilfsorganisationen ähneln sich: „Dies ist eine von Menschen verursachte Katastrophe“, meint Raphael Gorgeu, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen im Südsudan. „Wir erleben jetzt die schockierenden Konsequenzen der Massenvertreibung. Etliche Menschen sind seit sechs Monaten auf der Flucht. Sie trinken Sumpfwasser und essen Pflanzenwurzeln, um zu überleben.“

Vor allem in den vom Konflikt besonders betroffenen Bundesstaaten Unity, Jonglei und Upper Nile ist die Zahl der hungernden Kinder sprunghaft nach oben geschnellt. In der Stadt Leer in Unity hat die Organisation Ärzte ohne Grenzen vor dem Konflikt 40 mangelernährte Kinder im Monat versorgt – jetzt werden monatlich mehr als 1.000 gebracht, berichtet Sarah Maynard, die Projektleiterin in Leer.

In den Lagern waten Tausende Menschen jetzt durch knietiefen Schlamm und hausen auf engstem Raum, so dass Infektionskrankheiten ein leichtes Spiel haben. „In dieser äußerst angespannten Lage innerhalb der Camps und bei der wachsenden Bedrohung von außen bekommen Kinder nicht die nötige Unterstützung“, warnt Witkowski. „Tausende könnten bald an Krankheiten sterben und Hunderttausende zu einer verlorenen Generation werden.“

Die Welt schließt nicht die Augen davor, wie der afrikanische Staat untergeht. Doch das Geld reicht nicht, um breite Hilfe zu leisten. „Es gibt lediglich 120 Kilometer geteerte Straßen. Aber der Lebensmitteltransport mit Lastwagen wäre ohnehin zu gefährlich“, berichtet Ekkehard Forberg. Man könne nur mit „Food-Drops“ etwas erreichen, den Hilfsgüter-Abwürfen durch Hubschrauber. Die Vereinten Nationen könnten von Kenia aus mit gemieteten Helikoptern in gefährdete Regionen vordringen.

Auf 1,8 Milliarden US-Dollar (13,3 Milliarden Euro) haben die UN die Kosten für die Hilfsaktionen im Südsudan insgesamt beziffert. Davon wurde noch nicht einmal die Hälfte generiert. Die Welt leidet derzeit einfach unter zu vielen Katastrophen: Nach UN-Berichten sind die durch die internationale Gemeinschaft beschlossenen Kriseninterventionspläne derzeit nicht nur für den Südsudan finanziell nicht gedeckt. So konnten im Fall des benachbarten Somalia 83 Prozent und für das Bürgerkriegsland Syrien 60 Prozent der benötigten Mittel nicht aufgebracht werden.

Deutschland hat nach Angaben des Auswärtigen Amtes in diesem Jahr 12,5 Millionen Euro humanitäre Hilfe fließen lassen, um die Lage im Südsudan abzufedern. Des Weiteren wurden 1,7 Millionen Euro für südsudanesische Flüchtlinge in den Nachbarstaaten Uganda und Äthiopien freigegeben. „Wir sollten nicht den Fehler machen, die Schuld auf die UN zu schieben. Die Regierung im Südsudan muss in die Verantwortung genommen werden“, kritisiert Forberg. Auch muss verstärkt internationaler Druck ausgeübt werden, um die beiden Parteien zu einem Waffenstillstand zu bewegen: „Die Bundesregierung muss sich nachdrücklich um eine Fortsetzung der Friedensgespräche in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba kümmern.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „RP Online“, rp-online.de

Schlagwörter: Südsudan, Hungersnot, Ernte, Aussaat, Katastrophe, Flüchtlinge, Cholera, Kämpfe, Riek Machar, Salva Kiir, Kinder, Lager, Regenzeit, Camps, Schlamm, Hilfsgelder, Nahrungsmittellieferungen