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Indien: Zahnbehandlung am Straßenrand |
Meldung vom 03.06.2015
Busse fahren laut dröhnend vorbei, Autos parken ein, inmitten des tosenden Stadtverkehrs und der vorbeihastenden Passanten passt Allah Baksh in Bangalore einem Kunden die Zahnprothese ein. Seine Ausrüstung besteht aus Plastikschemel, Spiegel und selbstgefertigten Zahnkronen. Er gehört zu den Hunderten Straßenzahnärzten in Indien, die ihr Handwerk zum Spartarif in improvisierten Praxen unter freiem Himmel anbieten. Wie bei Schuhputzern, Köchen oder Friseuren setzen sich ihre Kunden auf einen Schemel auf die Straße. Mit zunehmender Modernisierung des Landes aber werden sie zum Angriffsziel ihrer ausgebildeten Kollegen.
„Millionen Arme in diesem Land können sich eine kostspielige Zahnbehandlung nicht leisten“, verteidigt sich dagegen Baksh, während er in seiner Freiluftpraxis eine rosa Paste knetet. „Auch sie haben das Recht auf Behandlung und gutes Aussehen. Ich weiß, dass es überhaupt nicht hygienisch ist, aber wenn ich anfange, anspruchsvolles Material zu verwenden, kommen die Armen nicht mehr.“
Eine klassische Ausbildung zum Zahnarzt hat der 54-Jährige nie erhalten. Er lernte das Handwerk von seinem Vater, den es 1984 nach Bangalore zog. Damals war die südindische Stadt noch provinziell, inzwischen ist sie zu einer von Indiens High-Tech-Metropolen aufgestiegen.
Mit Bruder, Sohn und seinem Neffen rief Baksh vor 14 Jahren die Freiluftklinik an einer Bushaltestelle ins Leben. Etwa 20 Patienten behandelt die Familie jeden Tag. Aus China bestellen sie Zähne in allen Formen und Größen, aus Indien stammt der Zahnzement. Ein Satz Kronen, in einer halben Stunde geformt und zum Einsetzen fertig, gibt es für elf Euro, einen einzelnen neuen Zahn kann man schon für 70 Cent erstehen. Die Instrumente werden nur mit Wasser und Seife gesäubert. Die Prothesen werden in weichen, rosafarbenen Klebstoff gepresst, der ans Zahnfleisch angeglichen wurde. Mindestens vier Jahre Lebensdauer hätten ihre Konstruktionen, sagen die Straßenzahnärzte.
Nach einem Gesetz von 1948 dürfen in Indien nur lizenzierte Zahnmediziner praktizieren, doch die vage Formulierung verschafft den Straßendentisten eine rechtliche Grauzone. In großen Städten wie Delhi oder Mumbai verringert sich ihr Vorkommen jetzt. Das liegt an dem steigenden Hygienebewusstsein, dem höheren Einkommen und dem größeren Angebot an qualifizierten Zahnärzten. Doch in kleineren Städten sind sie aus dem Alltag nicht wegzudenken, wenn auch nur wenige von ihnen sich auf Wurzelbehandlungen oder Füllungen verstehen.
„Es müssen noch mehrere tausend sein“, vermutet der Generalsekretär der indischen Zahnarztvereinigung, Ashok Dhoble. „Aber wir haben nicht einmal Zahlen darüber, wie viele qualifizierte Zahnärzte es in Indien gibt.“ Obwohl jedes Jahr 30.000 ihre Ausbildung beenden, muss nach Angaben der US-National Library of Medicine in Indiens Städten lediglich ein Zahnarzt 10.000 Einwohner versorgen. In den ländlichen Gebieten kommt nur einer auf 250.000 Einwohner. Straßenzahnärzte sind für Generalsekretär Dhoble trotzdem Betrüger und Quacksalber. „Sie gehören verboten. Man kann diese Praktiken nicht mit dem niedrigen Preis rechtfertigen.“
Satvinder Singh ist einer dieser „Quacksalber.“ Bereits in dritter Generation verdingt er sich als Straßenzahnarzt in Delhi. „Früher hatte ich 30 Kunden pro Tag, heute kaum noch zwei“, beschwert sich Singh. Vor einigen Jahrzehnten noch hätten die Händler des nahe gelegenen Gewürzmarktes sich in lange Schlangen eingereiht – um falsche Silber- und Goldzähne als Statussymbole eingesetzt zu bekommen. „Damals kamen Reiche und Arme gleichermaßen, doch nun schauen sie auf uns herab.“ Dabei kümmere er sich doch nur um die Armen, meint Singh. Er betont: „Wir haben Tausende zufriedene Kunden, die uns dafür segnen, dass wir da sind.“
Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Süddeutsche Zeitung“, sueddeutsche.de
Schlagwörter: Indien, Zahnärzte, Straßenzahnärzte, Prothesen, Zahnbehandlung, Zähne, Armut, Kronen, Gebiss, Bangalore, Neu Delhi, Mumbai, Ausbildung, Handwerk, Hygiene, Instrumente
„Millionen Arme in diesem Land können sich eine kostspielige Zahnbehandlung nicht leisten“, verteidigt sich dagegen Baksh, während er in seiner Freiluftpraxis eine rosa Paste knetet. „Auch sie haben das Recht auf Behandlung und gutes Aussehen. Ich weiß, dass es überhaupt nicht hygienisch ist, aber wenn ich anfange, anspruchsvolles Material zu verwenden, kommen die Armen nicht mehr.“
Eine klassische Ausbildung zum Zahnarzt hat der 54-Jährige nie erhalten. Er lernte das Handwerk von seinem Vater, den es 1984 nach Bangalore zog. Damals war die südindische Stadt noch provinziell, inzwischen ist sie zu einer von Indiens High-Tech-Metropolen aufgestiegen.
Mit Bruder, Sohn und seinem Neffen rief Baksh vor 14 Jahren die Freiluftklinik an einer Bushaltestelle ins Leben. Etwa 20 Patienten behandelt die Familie jeden Tag. Aus China bestellen sie Zähne in allen Formen und Größen, aus Indien stammt der Zahnzement. Ein Satz Kronen, in einer halben Stunde geformt und zum Einsetzen fertig, gibt es für elf Euro, einen einzelnen neuen Zahn kann man schon für 70 Cent erstehen. Die Instrumente werden nur mit Wasser und Seife gesäubert. Die Prothesen werden in weichen, rosafarbenen Klebstoff gepresst, der ans Zahnfleisch angeglichen wurde. Mindestens vier Jahre Lebensdauer hätten ihre Konstruktionen, sagen die Straßenzahnärzte.
Nach einem Gesetz von 1948 dürfen in Indien nur lizenzierte Zahnmediziner praktizieren, doch die vage Formulierung verschafft den Straßendentisten eine rechtliche Grauzone. In großen Städten wie Delhi oder Mumbai verringert sich ihr Vorkommen jetzt. Das liegt an dem steigenden Hygienebewusstsein, dem höheren Einkommen und dem größeren Angebot an qualifizierten Zahnärzten. Doch in kleineren Städten sind sie aus dem Alltag nicht wegzudenken, wenn auch nur wenige von ihnen sich auf Wurzelbehandlungen oder Füllungen verstehen.
„Es müssen noch mehrere tausend sein“, vermutet der Generalsekretär der indischen Zahnarztvereinigung, Ashok Dhoble. „Aber wir haben nicht einmal Zahlen darüber, wie viele qualifizierte Zahnärzte es in Indien gibt.“ Obwohl jedes Jahr 30.000 ihre Ausbildung beenden, muss nach Angaben der US-National Library of Medicine in Indiens Städten lediglich ein Zahnarzt 10.000 Einwohner versorgen. In den ländlichen Gebieten kommt nur einer auf 250.000 Einwohner. Straßenzahnärzte sind für Generalsekretär Dhoble trotzdem Betrüger und Quacksalber. „Sie gehören verboten. Man kann diese Praktiken nicht mit dem niedrigen Preis rechtfertigen.“
Satvinder Singh ist einer dieser „Quacksalber.“ Bereits in dritter Generation verdingt er sich als Straßenzahnarzt in Delhi. „Früher hatte ich 30 Kunden pro Tag, heute kaum noch zwei“, beschwert sich Singh. Vor einigen Jahrzehnten noch hätten die Händler des nahe gelegenen Gewürzmarktes sich in lange Schlangen eingereiht – um falsche Silber- und Goldzähne als Statussymbole eingesetzt zu bekommen. „Damals kamen Reiche und Arme gleichermaßen, doch nun schauen sie auf uns herab.“ Dabei kümmere er sich doch nur um die Armen, meint Singh. Er betont: „Wir haben Tausende zufriedene Kunden, die uns dafür segnen, dass wir da sind.“
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Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Süddeutsche Zeitung“, sueddeutsche.de
Schlagwörter: Indien, Zahnärzte, Straßenzahnärzte, Prothesen, Zahnbehandlung, Zähne, Armut, Kronen, Gebiss, Bangalore, Neu Delhi, Mumbai, Ausbildung, Handwerk, Hygiene, Instrumente