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Ghana: Energiekrise – Samstagabend in Accra und alles wird dunkel

Meldung vom 02.11.2015

Wer auf Wirtschaftswachstum setzt, benötigt Energie – doch daran mangelt es in Ghana. Tagtäglich bricht in dem Land das Stromnetz zusammen. Viele Menschen haben sich darauf eingestellt. Aber die Wirtschaft nimmt Schaden. Nun sollen erneuerbare Energien das Problem lösen.

Plötzlich ist es finster und still. Die jungen Menschen, die sich extra für diesen Abend schick gemacht und ausgelassen zur Musik getanzt haben, verharren bewegungslos auf der Tanzfläche. Die Billardspieler an der Fensterfront müssen ihr Spiel ebenfalls kurz unterbrechen. Dann zücken sie ihre Smartphones, leuchten mit der eingebauten Taschenlampe auf Tisch und Kugeln – und weiter geht's.

Der Stillstand währt nur ein paar Minuten, dann kehren das grelle Licht und der laute Bass schlagartig zurück. Der Generator wurde eingeschaltet. Es ist Samstagabend kurz vor Mitternacht in Ghanas Hauptstadt Accra, der Stromausfall ist für die meisten hier nicht der erste an diesem Tag. Seit vier Jahren kann man in diesem Land von einer Energiekrise sprechen. Die Ghanaer haben einen eigenen Begriff dafür geschaffen: Dumsor sagen sie, wenn es wieder einmal stockfinster wird. Es wird aus den beiden Wörtern für An und Aus der westafrikanischen Sprache Ga zusammengefügt.

Die Problematik ist in Ghana allgegenwärtig. Daher gibt es über das Phänomen einen Dumsor-Song und Dumsor-Apps – zum Beispiel die Dumsor-Taschenlampe fürs Handy. „Es sind nicht nur Stromausfälle, die gab es vorher auch schon. Diese Krise ist anders, schlimmer“, meint Noble Wadzah von der Organisation Oil Watch.

Die Regierung schränkt den Strom ein – Stadtteil für Stadtteil wird zum Beispiel in Accra der Stromzufuhr für je zwölf Stunden abgestellt. Hinzu kommen die unangekündigten Ausfälle. Das hat schlechte Auswirkungen auf das Land. „Die Energiekrise trifft uns in allen Lebensbereichen, eigentlich ist sie auch eine Gesundheits- und Wirtschaftskrise“, betont Wadzah.

Insbesondere für kleine Unternehmen ist die Energiekrise ungeheuer geschäftsschädigend. Autolackierer oder Lebensmittelläden sind dringend auf Strom angewiesen. Bei tagelangen Blackouts bleibt ihnen nichts anderes übrig, als ihre Arbeit ruhen zu lassen. Zudem unterbrechen die Stromausfälle die Kühlketten und gefährden die Existenz zahlreicher Betriebe. Wer Geld dafür hat, wirft während der Stromausfälle einen Dieselgenerator an. Die Kosten dafür sind allerdings beträchtlich, sie machen sich bemerkbar in einer häufig vier- bis fünfmal höheren Stromrechnung.

Für die Krise gibt es viele verschiedene Ursachen: Die Regierung macht die ausbleibenden Gaslieferungen aus Nigeria und die schwachen Regenfälle dafür verantwortlich. Die Hälfte der einheimischen Stromproduktion wird aus den Wasserkraftwerken in der Voltaregion bezogen, doch die Pegel sind stark gesunken. Eigene Erdgasvorkommen kann das Land nicht fördern, weil die Aufbereitungsanlage noch nicht steht.

Kritiker beschuldigen die Regierung, in den vergangenen Jahren in ihrer Planung nicht das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum berücksichtigt zu haben. Nach Protesten versicherte Präsident John Dramani Mahama vom sozialdemokratischen National Democratic Congress (NDC), das Problem bis zu den nächsten Wahlen 2016 anzugehen. Dafür sollen unter anderem Kraftwerksschiffe aus der Türkei herbeigeschafft werden – eine teure Überbrückungs-Lösung.

Der Energiehunger wächst schneller als die Herstellung. Energieminister Kwabena Donkor rechnet dieses Jahr mit einer erforderlichen Kapazität von mehr als 2.100 Megawatt (MW), geliefert werden könnten jedoch nur knapp 1.500. „Jedes Jahr steigt die Nachfrage – dem muss man erst einmal begegnen“, weiß Steffen Behrle. Er ist Teamleiter der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Accra und steht als Berater der ghanaischen Regierung in Fragen zu erneuerbaren Energien zur Seite.

Politik und Wirtschaft sind inzwischen offen für erneuerbare Energien wie Solar-, Wind- und Biomasse als Lösung des Problems. Bis 2020 sollen zehn Prozent des Strommixes aus diesen Quellen generiert werden. Ein ehrgeiziges und kaum zu erreichendes Ziel der Regierung, bislang beläuft sich der Anteil erneuerbarer Energien auf nur ein Prozent.

Doch Noble Wadzah sieht die Krise als positive Herausforderung: „Sie ist ein Weckruf, wir brauchen alternative Energiequellen.“ „Die Rahmenbedingungen in Ghana sind gut. Es gibt Wasserkraft, Wind, Sonne und Biomasse und dazu mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz auch attraktive Einspeisetarife“, unterstreicht Behrle. Das gerade erst ratifizierte Gesetz soll Investitionen in erneuerbare Energien anziehender machen und so Investoren gewinnen.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de

Schlagwörter: Ghana, Energie, Strom, Stromausfälle, Accra, Energiehunger, Wirtschaftswachstum, Bevölkerungswachstum, erneuerbare Energien, Energiekrise, Rationierung, Generator, Stromrechnung, Wasserkraftwerke, Regen, Dürre, Solarenergie, Windenergie, Biomasse