Indien: Indiens Küchen als Klimakiller |
Meldung vom 17.11.2015
In Indien kochen die Frauen noch auf offenem Feuer. Doch das trägt zur Luftverschmutzung bei. Jetzt will die indische Regierung die Bevölkerung zu saubereren Kochmethoden motivieren.
Kamlesh schürt das Feuer in der Feuerstelle aus Lehm, sie gießt Kerosin nach und häuft Platten aus getrocknetem Kuhdung darauf. Mehrere Stunden am Tag inhaliert sie den Rauch. Ständig tränen und brennen ihre Augen. Ihr Hals ist wie ausgetrocknet und rau. Kamlesh ist eine von Hunderten Millionen indischen Hausfrauen, die ihre Häuser täglich mit giftigen Gasen anfüllen, wenn sie für ihre Familien Nahrung zubereiten. Durch die Luftverschmutzung im eigenen Heim sterben weltweit jedes Jahr 4,3 Millionen Menschen, rund 30 Prozent davon in Indien.
Die Gefahr durch die Emissionen beim Kochen, die eine hohe Konzentration von schwarzem Kohlenstoff freisetzen, endet nicht in den Häusern. Die Emissionen belasten auch die gesamte Umwelt, verunreinigen die Ernten und beschleunigen die Klimaerwärmung. Indien, das beim Ausstoß von Treibhausgasen weltweit Platz drei belegt, hat sich seit Jahrzehnten bemüht, seine Bürger dazu zu erziehen, sich auf einen Herd umzustellen – weitgehend vergeblich.
Arme Menschen wie die 40-jährige Kamlesh sind skeptisch. Sie und ihre Nachbarn in Ganora Sheikh, einem Dorf in Nordindien rund 80 Kilometer von Neu Delhi entfernt, verschwenden überhaupt keinen Gedanken an das Klima oder schmelzende Gletscher, die Hunderte Kilometer aus der Reichweite ihrer Welt liegen. Sie denken darüber nach, wieso sie zwischen umgerechnet 30 und 60 Euro für einen neuen Herd bezahlen sollen, wenn sie Feuer machen können mit dem, was sie sich kostenlos im Wald zusammensammeln. Zudem haben die auf dem Feuer gebackenen Fladenbrote Roti und Naan einen anderen Geschmack, als die im Herd gebackenen. „Wenn wir kein Roti mehr machen können, was sollen wir dann essen?“, fragt sie. „Nichts kann Roti ersetzen.“
Auch wenn niedrigere Emissionen beim Kochen Indiens Treibhausgas-Problem wohl nur geringfügig beeinflussen – die Regierung hat das sauberere Kochen in seinen Klima-Aktionsplan aufgenommen und das Vorhaben an die Vereinten Nationen übermittelt. Ab Ende November 2015 werden die Staaten der Welt in Paris über ein neues UN-Abkommen zur Begrenzung der Treibhausgabe diskutieren.
In den 50er Jahren startete Indien die ersten Kampagnen für sauberes Kochen. Doch die Zahl der Menschen, die Holz und Kuhdung verbrennen, ist seit den 80er Jahren bei rund 700 Millionen Menschen konstant geblieben. Eine Ursache dafür ist das Bevölkerungswachstum, aber die Regierung muss auch zugeben, dass die Programme bislang nicht überzeugt haben.
„Indien ist ein besonderer Markt. In einem typischen Haushalt gibt es einen Fernseher und ein paar Mobiltelefone. Und die Küchen sind irgendwie um 50 Jahre hinter dem Rest des Hauses zurück“, weiß Neha Juneja, Mitbegründerin und Chefin des Herdentwicklers Greenway Appliances. Sie hat eine einfache Idee, wie das zu ändern wäre: „Gekocht wird meistens von Frauen. Ich hätte gerne eine Kampagne, bei der die Männer zwei Tage lang kochen müssten. Dann würde man sehen, wie sich das Kochen im Land grundlegend ändert.“
Quelle: „20 Minuten Online“, http://www.20min.ch
Kamlesh schürt das Feuer in der Feuerstelle aus Lehm, sie gießt Kerosin nach und häuft Platten aus getrocknetem Kuhdung darauf. Mehrere Stunden am Tag inhaliert sie den Rauch. Ständig tränen und brennen ihre Augen. Ihr Hals ist wie ausgetrocknet und rau. Kamlesh ist eine von Hunderten Millionen indischen Hausfrauen, die ihre Häuser täglich mit giftigen Gasen anfüllen, wenn sie für ihre Familien Nahrung zubereiten. Durch die Luftverschmutzung im eigenen Heim sterben weltweit jedes Jahr 4,3 Millionen Menschen, rund 30 Prozent davon in Indien.
Die Gefahr durch die Emissionen beim Kochen, die eine hohe Konzentration von schwarzem Kohlenstoff freisetzen, endet nicht in den Häusern. Die Emissionen belasten auch die gesamte Umwelt, verunreinigen die Ernten und beschleunigen die Klimaerwärmung. Indien, das beim Ausstoß von Treibhausgasen weltweit Platz drei belegt, hat sich seit Jahrzehnten bemüht, seine Bürger dazu zu erziehen, sich auf einen Herd umzustellen – weitgehend vergeblich.
Arme Menschen wie die 40-jährige Kamlesh sind skeptisch. Sie und ihre Nachbarn in Ganora Sheikh, einem Dorf in Nordindien rund 80 Kilometer von Neu Delhi entfernt, verschwenden überhaupt keinen Gedanken an das Klima oder schmelzende Gletscher, die Hunderte Kilometer aus der Reichweite ihrer Welt liegen. Sie denken darüber nach, wieso sie zwischen umgerechnet 30 und 60 Euro für einen neuen Herd bezahlen sollen, wenn sie Feuer machen können mit dem, was sie sich kostenlos im Wald zusammensammeln. Zudem haben die auf dem Feuer gebackenen Fladenbrote Roti und Naan einen anderen Geschmack, als die im Herd gebackenen. „Wenn wir kein Roti mehr machen können, was sollen wir dann essen?“, fragt sie. „Nichts kann Roti ersetzen.“
Auch wenn niedrigere Emissionen beim Kochen Indiens Treibhausgas-Problem wohl nur geringfügig beeinflussen – die Regierung hat das sauberere Kochen in seinen Klima-Aktionsplan aufgenommen und das Vorhaben an die Vereinten Nationen übermittelt. Ab Ende November 2015 werden die Staaten der Welt in Paris über ein neues UN-Abkommen zur Begrenzung der Treibhausgabe diskutieren.
In den 50er Jahren startete Indien die ersten Kampagnen für sauberes Kochen. Doch die Zahl der Menschen, die Holz und Kuhdung verbrennen, ist seit den 80er Jahren bei rund 700 Millionen Menschen konstant geblieben. Eine Ursache dafür ist das Bevölkerungswachstum, aber die Regierung muss auch zugeben, dass die Programme bislang nicht überzeugt haben.
„Indien ist ein besonderer Markt. In einem typischen Haushalt gibt es einen Fernseher und ein paar Mobiltelefone. Und die Küchen sind irgendwie um 50 Jahre hinter dem Rest des Hauses zurück“, weiß Neha Juneja, Mitbegründerin und Chefin des Herdentwicklers Greenway Appliances. Sie hat eine einfache Idee, wie das zu ändern wäre: „Gekocht wird meistens von Frauen. Ich hätte gerne eine Kampagne, bei der die Männer zwei Tage lang kochen müssten. Dann würde man sehen, wie sich das Kochen im Land grundlegend ändert.“
Quelle: „20 Minuten Online“, http://www.20min.ch