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Afghanistan: Die einzige Autobahn verläuft immer mehr im Sande

 
Meldung vom 07.06.2016

Einst fuhren die schweren Militärfahrzeuge der ISAF auf der Ring Road. Die Ring-Autobahn in Afghanistan gehörte zu einer der größten Errungenschaften des Landes. An sie wurden große Hoffnungen geknüpft. Der Ausbau der Infrastruktur sollte die Wirtschaft des Landes ankurbeln. Doch Afghanistans Ring-Autobahn wird mehr und mehr zu einem Schlachtfeld. Die Hoffnung auf damit verbundenem wirtschaftlichem Aufschwung ist zerronnen. Die mit internationalen Milliardenspenden verwirklichte, 3.500 Kilometer lange und kreisförmige Autobahn, die Ring Road, ist zwar die Hauptverkehrsader zwischen den zwei wichtigsten Wirtschaftszentren des Landes, aber daher auch bevorzugtes Angriffsziel der radikalislamischen Taliban.

Immer wieder bemächtigen sich die Islamisten ganzer Straßenabschnitte der einzigen Autobahn. Zuletzt waren der Norden Afghanistans und die angrenzenden Länder von der afghanischen Hauptstadt Kabul isoliert. Laut Angaben der Polizei war die Ring Road an einer Nahtstelle von Kämpfern der Taliban besetzt worden. Die Konsequenz: Acht Provinzen im Norden und die Stadt Masar-i-Scharif waren nicht mehr erreichbar.

Der Angriff der Taliban in Nordafghanistan ist nur eine von deren vielen Anstrengungen, den Verkehr lahm zu legen. Erst kürzlich blockierten sie den Highway von Kabul zur pakistanischen Grenze bei Torkham. Davor verschafften sich die Taliban durch heftige Anschläge entlang der Ring Road im Süden des Landes Vorteile. Damit versuchten sie, die Verbindung zwischen den größten Städten im Süden, Kandahar und Laschkar Gah, zu blockieren. Ebenso sind der Abschnitt zwischen Kandahar und Kabul sowie Streckenteile im Westen regelmäßig hart umkämpft.

Die Bombenanschläge, Straßensperren und Besitznahme der Taliban schaden dem afghanischen Handel enorm. Nicht nur ist die Ring Road das Bindeglied zwischen den wirtschaftlich bedeutendsten und bevölkerungsreichsten Zentren Afghanistans – sie gilt auch als schnellster Zubringer zu den Nachbarstaaten und ist außerdem die einzige zuverlässige Straßenverbindung von Pakistan und Indien.

Lkw-Fahrer schaffen es mitunter in fünf Tagen, den Highway 1, die Strecke zwischen Kabul und Kandahar, zurückzulegen – drei Tage weniger, als zu Zeiten, in denen man noch über eine Sand- und Erdpiste holpern musste. Unter gewöhnlichen Umständen beträgt die Fahrtzeit auf der Autobahn lediglich zehn bis zwölf Stunden.

Die Regierung kümmert sich allerdings nicht um die Wartungsarbeiten der Straße – dafür seien keine Gelder vorhanden. Schon seit geraumer Zeit fragt sich etwa der Generalinspektor für den Wiederaufbau, John F. Sopko, ob die Regierung es in Zukunft vermag, den Status der bestehenden Straße überhaupt aufrechterhalten.

Wegen mangelnder Instandhaltung sind bereits Teile des neu gebauten Highways wieder zu Sand- und Erdstraßen geworden. Überladene Trucks, Militärfahrzeuge und Bombenanschläge der Taliban treiben die Zerstörung voran. Ahmad Shah Wahid, der frühere Minister für Öffentliche Arbeiten, erklärte: „Die Regierung stellt weder adäquate Wartung noch Schutz zur Verfügung. Wenn es so weitergeht, werden wir in zehn Jahren gar keine Straßen mehr haben.“

Außerdem mussten die Bauarbeiten am letzten Teilstück der Autobahn, einem 220 Kilometer langen Abschnitt im Westen des Landes, unterbrochen werden. Meinungsverschiedenheiten zwischen der Regierung und den Bauträgern verhindern die Vollendung der Ring Road noch nach über zehn Jahren. Das alles treibt die Geldgeber zur Weißglut: Mit internationalen Spenden im Ausmaß von mehr als 3,6 Milliarden Euro konnte das Projekt überhaupt erst in Angriff genommen werden. Laut Sopko ist die ausländische Entwicklungshilfe in Afghanistan zum großen Teil für den Ausbau von Infrastruktur bestimmt.

Die Ring Road kostete einen Durchschnittspreis von 2,2 Mio. Euro pro Kilometer, mehr als das Zwölffache der normalen Baukosten in Afghanistan. Die riesigen Kosten lassen sich vor allem auf die hohen Sicherheitsvorkehrungen zurückführen, die u. a. zum Schutz der ausländischen Bauunternehmer vorgenommen werden mussten.

Bauprojekte der USA und Russlands zielten bereits in den 50er Jahren erfolglos darauf, das Land mit einem Straßennetz zu versehen. Auch 50 Jahre später, als die USA und ihre Verbündeten Afghanistan im Jahr 2001 besetzen und die Taliban zum Rückzug zwangen, verfügte das Land neben Sand- und Erdstraßen nur über etwas mehr als 50 Kilometer asphaltierter Fernverkehrsstraßen – ein Ergebnis der lange anhaltenden Kriege.






Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „ORF“, orf.at

Schlagwörter: Afghanistan, Ring Road, Autobahn, ISAF, Spenden, Entwicklungshilfe, Straßen, Straßennetz, Taliban, Anschläge, Verkehr, Verkehrsader, Milliardenspenden, Wirtschaft, Lkws, Bombenanschläge, Straßensperren, Instandhaltung, Wartungsarbeiten, Sandstraßen, Erdstraßen, Verfall, Masar-i-Scharif, Kabul, Kandahar, Herat, Baupläne, Sicherheit