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Uganda: Der Gletscher in den Mondbergen verabschiedet sich still und leise

Meldung vom 21.07.2016

Uganda kämpft mit vielen Problemen. Eines davon ist der Klimawandel. Jetzt verabschiedet sich still und leise der einzige Gletscher des Landes. Die Entwicklung ist unumkehrbar. Damit schmilzt Afrikas letzte Eis- und Wasserreserve dahin. Nur noch 15 Jahre räumt der britische Geologe Richard Taylor dem Gletscher im Ruwenzori-Gebirge in Westuganda ein. Der Eispanzer auf rund 5.000 m Seehöhe versorgt immerhin den Nil und den Kongo mit Wasser, die zwei größten Flüsse Afrikas. Durch den Gletscher besteht auch der größte See des Kontinents, der Victoria-See. Schwerwiegende Konsequenzen hätte es, wenn diese hochwertige Wasserressource bis 2030 versiegt, wie Taylor sich ausgerechnet hat. Eine Expedition hat die Gletscherreste Anfang Juli 2016 inspiziert.

Das von dichten Regenwäldern umgebene Ruwenzori-Massiv befindet sich nur wenige Kilometer nördlich des Äquators und wurde bereits vor 2.000 Jahren auf den Landkarten des griechischen Geographen Ptolemäus als „Mondgebirge“ festgehalten. 1906, als die Ruwenzori-Gletscher erstmals vom italienischen Aristokraten Luigi Amadeo von Savoyen begutachtet wurden, lag noch eine Schicht von 6,5 Quadratkilometer Eis auf dem Massiv. Heute ist davon nur noch knapp ein Quadratkilometer übrig, so das Resultat von Feldstudien und Satellitendaten. Allein zwischen 1987 und 2003 hat sich die Eisfläche um die Hälfte verringert.

Dass der Temperaturanstieg auch eine Veränderung der Niederschlagsmengen und der Niederschlagszeiten nach sich zieht, sei erwiesen, so Experten. Lokale Bergführer meldeten, dass die Trocken- und Regenzeiten immer mehr ineinander übergingen und das Wetter generell nicht mehr sicher prognostiziert werden kann. Hier beeinträchtigt der Klimawandel dann direkt Tourismus, Landwirtschaft und Ökosysteme – die Menschen leiden unter längeren Dürrezeiten und dann wieder Überschwemmungen und Schlammlawinen. Auch eine Ausbreitung der Malaria in bisher nicht betroffenen Regionen und das Verschwinden seltener endemischer Pflanzen könne man nicht ausschließen.

Kommunen im Ruwenzori-Gebiet ringen bereits heute mit immer häufiger werdenden Hochwasserereignissen, die Häuser, Ernten, Gehwege, Transport- und Verkehrsverbindungen sowie Wasserkleinkraftwerke beschädigen. Längere mit der Intensivierung der Niederschläge im Zusammenhang stehende Dürren schaden der Agrarproduktion, so dass aufwändige Bewässerungssysteme angestrebt werden müssen. Da die Klimaerwärmung das Vorkommen von Überschwemmungen und Dürren weiter vermehrt, muss sich das Land Anpassungsstrategien überlegen. Doch diese stecken noch in den Kinderschuhen.

Eine endgültige Beurteilung der Gründe für die vehemente Gletscherschmelze ist durch das Fehlen laufender meteorologischer Beobachtungen in dem Gebiet nicht leicht, doch scheinen steigende Lufttemperaturen und die immer öfter aufbrechende Wolkendecke die größten Schädlinge für das Eis zu sein. Die Eisfelder bedecken derzeit nur noch einen schmalen Höhenbereich zwischen 4.800 und 5.100 Metern. Vor einhundert Jahren zog sich der Tropengletscher noch bis auf 4.100 m hinunter, in den 1960er Jahren befand sich die Elena Schutzhütte (4.541 m) noch direkt an den Ausläufern des Gletschers, bis 1991 schmolz er schon bis auf 4.633 m zurück.

„Wir haben den Klimawandel nicht verursacht, aber er schadet uns massiv“, klagt der ugandische Bergführer Jostus vom wichtigsten Trekking-Unternehmen der Region, dem Rwenzori Mountain Service (RMS): „Natürlich wird sich der Gletscherschwund auf den Tourismus auswirken“, kritisiert er. Aber der Ranger Guide und weitere 100 Bergführer, 50 Köche und 1.600 Träger aus dem kleinen Ort Mihunga unterhalb des Nationalparks sind dennoch optimistisch gestimmt und haben vor, die jährlichen Besucherzahlen zu steigern. „Wir haben Kapazitäten für bis zu 10.000 Wanderer pro Saison“, behauptet Jostus. „Und wir können auch sonst einiges mehr bieten als vergleichbare andere Gebiete in Afrika.“

Da ist der Ruwenzori Nationalpark als UNESCO Weltnaturerbe mit 996 km² Fläche wirklich einzigartig. Aufsehen erregende Regen- und Bergwälder mit stürzenden Wasserfällen und üppiger Vegetation wie in einem Märchenland – bizarre Baumformationen mit leuchtend grünen Flechten, Schlammfelder, seufzende Moore und bemooste Felsblöcke, Bambuswälder, Riesenlobelien und übermannshohe Sezenien versprechen ein außergewöhnliches Trekking-Erlebnis, auch wenn das Eis sich endgültig verabschiedet hat.

Der dichte Regenwald birgt zudem seltene und zum Teil endemische Tiere, Panther und Leoparden, Meerkatzen und Felsschliefer, Buschböcke und Riesenwaldschweine, manchmal auch Elefanten und Büffel, ganz häufig auch verschiedene Chamäleonarten. Auch eine eigene Schimpansenkolonie soll in Kürze hier wieder ausgewildert werden. Die Baumgrenze geht weit über 4.000 m hinauf. Auch in höheren Lagen sind vielzählige bunte Vogelarten in den weitläufigen Sümpfen und Tälern beheimatet, z. B. Nektarvögel, Turakos, Schwarzenten und Alpensegler. Bis in die Gipfelregionen wagen sich Geierraben und Bergbussarde.

Da sich die wenigen Gletscherreste rund um das Stanley-Plateau immer mehr rarmachen, müssen auf dem Weg nach oben – zum Peak Margherita auf 5.109 Meter – alljährlich neue Kletterrouten und Pfade erschlossen werden. Und auch wenn das Eis von Flugstaub, schwarzem Ruß, vielfältigen Emissionen und Vulkangeröll dunkelgraue Farbe angenommen hat und man nach dem Eisklettern wie ein Rauchfangkehrer aussieht – das Eispanorama ist dennoch atemberaubend. Braun gezuckerte Firnfelder, türkis fließende Eishänge, gefrorene Wasserformationen, gewaltige Gletscherspalten in vielen Farbtönen. Nur rund 300 der jährlich 3.000 Besucher des Nationalparks sind allerdings so sportlich, dass sie den Gipfelanstieg bewältigen und den Gletscher sehen können.

„Schicken Sie uns viele Besucher, solange der Gletscher noch liegt“, empfiehlt Joseph Muhndo, ein anderer RMS-Guide. Englischsprachige Medien werben schon mit der „Last chance to see“ – Afrikas Alpen schmelzen weg. In 15 bis 20 Jahren könnte das tropische Süßwasserreservoir am Ruwenzori ausgetrocknet sein. Es könnte das Ende vieler Pflanzen- und Tierbestände bedeuten und den Wasserhaushalt des ganzen schwarzen Kontinents auf den Kopf stellen. Vielleicht ist das aber auch nur eine übertriebene Theorie, die ein paar Klimaforscher aufgestellt haben. Und eingreifen kann man sowieso nicht mehr: Die Entwicklung ist nicht mehr umkehrbar.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: africa-live.de

Schlagwörter: Uganda, Gletscher, Mondberge, Klima, Klimawandel, Gletscherschmelze, Temperaturen, Eis, Wasser, Wasserreservoir, Lake Victoria, Viktoria-See, Wasserfälle, Ruwenzori-Gebirge, Regen, Niederschlag, Dürren, Überschwemmungen, Lufttemperatur, Tourismus, Landwirtschaft, Natur, Tiere, Naturschutz, UNESCO Weltnaturerbe, Ruwenzori Nationalpark, Peak Margherita