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Ghana: Wo Kinder für 2,20 Euro täglich Gold schürfen müssen

Meldung vom 13.10.2016

Kinderarbeit ist in Ghana untersagt, doch das Gesetz wird nicht konsequent angewandt. Ein Drittel aller Goldexporte wird in Minen zu Tage gefördert, in denen Minderjährige für einen Hungerlohn arbeiten müssen. Einblick in eine gewissenlose Branche.

Seit er acht Jahre alt ist, wäscht Emmanuel von morgens bis abends Gestein, um winzige Goldpartikel in einem Tuch herauszufiltern. In einem zerrissenen T-Shirt, das ihm über die Schultern rutscht, vermengt der Elfjährige die Steinchen mit bloßen Händen mit hochgiftigem Quecksilber. Um das Gold aus dem Gemisch herauszulösen, erhitzt Emmanuel die Flüssigkeit. Dass er dabei giftige Dämpfe einatmet, ist ihm nicht bewusst.

Er zählt zu tausenden Kindern im westafrikanischen Ghana, die als billige Arbeitskräfte im Bergbau ausgebeutet werden und für einen Hungerlohn mit ihrer Gesundheit bezahlen. Vom Staub, den die Steinmühlen ausstoßen, sind Emmanuels Augen rot und entzündet. Doch am meisten beunruhigen ihn die offenen Wunden unter seinen Füßen, die vom stundenlangen Stehen im schlammigen Wasser herrühren und sich nicht schließen wollen.

„Ich habe Unfälle gesehen, Verletzte. Das macht mir Angst“, berichtet er in Twi, seiner Muttersprache. Er erinnert sich an Unfälle, die wegen Erdrutschen, Sprengstoff oder Arbeitsgeräten vorkamen. Trotzdem schuftet er weiter in der Goldmine. Denn für die 2,20 Euro, die er am Tag erhält, kann er drei Mahlzeiten kaufen. Als Emmanuel noch den Unterricht besuchte, musste er oft hungern.

Ghana wird nach Angaben des Geologischen Dienstes der Vereinigten Staaten zu den zehn größten Goldproduzenten der Welt gerechnet. Das Edelmetall wird hauptsächlich in die Schweiz, die Vereinten Arabischen Emirate, Südafrika, die Türkei, den Libanon und die USA ausgeführt und dann an Banken, Juweliere und die Elektroindustrie weiter veräußert.

Geschätzt ein Drittel von Ghanas Gold wird in kleinen, oft illegalen Minen gefördert, wie der, in der Emmanuel arbeitet. Daraus ergibt sich Regierungsangaben zufolge ein Handelswert von mehr als 1,3 Milliarden Euro pro Jahr. Ein Gesetz verpflichtet Händler darauf, Menschenrechtskriterien beim Kauf zu berücksichtigen. Aber das Gold aus Kinderarbeit findet sich dennoch auf internationalen Märkten wieder.

„Die von uns befragten Händler haben weder versucht, sich über die Arbeitsbedingungen noch die Legalität der Minen zu informieren“, erklärt Juliane Kippenberg von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Sie hat über viele Wochen in Ghana recherchiert und die zuständigen Leute dort befragt. Ihr Ergebnis: Für die Händler kommt es nur auf eins an – das Gold.

Etwa ein Drittel der 120 Arbeiter, die zusammen mit Emmanuel jeden Tag in der Mine schürfen, sind minderjährig. Ihr Chef, der Minenmanager Emmanuel Appiah, gibt sich noch nicht einmal die Mühe, das zu verbergen – obwohl Ghanas Gesetze und internationale Richtlinien Kinderarbeit im Bergbau untersagen. Appiah bestätigt nicht nur, dass er in der Mine Kinder arbeiten lässt, sondern auch, dass er ihnen flüssiges Quecksilber verkauft.

„Manchmal bleibt es an meinen Handflächen kleben“, berichtet der 15-jährige Richmond Asiamah. Er ist einer der wenigen, die wissen, dass das Schwermetall das zentrale Nervensystem schädigt. „Ich weiß, dass es dich töten kann, wenn du lange damit arbeitest.“ Richmond will eigentlich nicht im Bergbau tätig sein. Doch seit sein Vater gestorben ist und seine Mutter für ihn und seine acht Geschwister nicht mehr sorgen kann, hat er keine Alternative.

Minenmanager wie Appiah gehen offenbar wenig Risiko ein, wenn sie Minderjährige für sich arbeiten lassen. „Wir wissen, es ist ein gravierendes Problem, aber wir haben kein Budget“, meint Lisbeth Akanbombiri, Leiterin der Bereichs Kinderarbeit innerhalb des Arbeitsministeriums. Damit habe die Abteilung keine Möglichkeiten einzugreifen. Kritiker erkennen daran deutlich, dass der Regierung der politische Wille fehlt, das Problem in Angriff zu nehmen.

Mehr als die Hälfte aller Schüler der Grundschule, in die Emmanuel früher auch gegangen ist, arbeiten nach dem Unterricht in einer Mine. Das jüngste Kind sei gerade mal sechs Jahre alt, weiß Lehrer Emmanuel Boateng. „Wir versuchen, die Kinder über die Gefahren des Bergbaus aufzuklären. Aber sie gehen trotzdem hin, sie brauchen das Geld.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de

Schlagwörter: Ghana, Kinderarbeit, Gold, Goldminen, Minen, Bergbau, Quecksilber, Goldexporte, Menschenrechte, Kinderrechte, Gesundheit, Edelmetall, Hunger