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Afghanistan: Woher bekommen die Taliban Geld?

Meldung vom 20.10.2016

In Afghanistan bedrängen die Taliban wieder mehrere Städte. Man fragt sich, woher die Islamisten so viel Geld und Waffen beziehen, um so viel Druck auf das Land auszuüben. Gemeldet werden große Offensiven auf Städte und Bezirke in mindestens sechs afghanischen Provinzen. Hinzu kommen Bomben und Selbstmordattentate in vielen anderen. Von allen Seiten greifen die Taliban derzeit an. Ist ihr Nachschub unerschöpflich?

„Stadt von Taliban umzingelt, Rakete 30 Meter von uns eingeschlagen“, berichten die Ärzte der italienischen Klinik in Laschkargar, Südafghanistan, am 9. Oktober per Twitter. Nur wenige hundert Meter haben sich die Taliban formiert und wollen hinein in eine der größten Städte Afghanistans – eine unwirkliche Situation, besonders wenn man die betont optimistische große Afghanistankonferenz in Brüssel vor nur zwei Wochen vor Augen hat. Seitdem reißen die Kämpfe nicht ab. Mörser schlagen vor dem Gouverneurspalast ein. Alle Flüge wurden storniert. Laschkargar ist abgeschnitten.

Vor 15 Jahren hat die internationale Gemeinschaft Afghanistan besetzt, um das Talibanregime zu stürzen. Noch Ende 2014, vor Abzug der meisten internationalen Truppen, rechnete man fest damit, dass die Afghanen in der Lage sein würden, die Taliban in der Defensive zu halten. Heute ist die Truppe der Taliban laut NATO wieder rund 30.000 Kämpfer stark und bedrängt mindestens fünf Provinzhauptstädte.

Zwei Provinzhauptstädte – die der Nordprovinz Kunduz, Anfang Oktober, und der Südprovinz Urusgan, Mitte September – haben sie kurz schon einnehmen können und haben zehntausende Bewohner in Schrecken versetzt. Viele haben schnell ein Bündel geschnürt und das Weite gesucht – nur weg. 400.000 Afghanen, schätzen die UN, werden bis zum Ende des Jahres Binnenflüchtlinge sein.

Ein Grund für die nicht enden wollende Folge von Anschlägen und Angriffen auf Bezirks- und Provinzzentren im Herbst 2016 ist, so meinen einige Experten, die Tatsache, dass die Taliban es eben nicht geschafft haben, in diesem Jahr eine Provinzhauptstadt endgültig zu erobern. Damit hatten sie zu Beginn der Kampfsaison noch geprahlt. „Die Taliban wissen auch, dass sie das Land militärisch letztlich nicht gewinnen können. Eine Stadt oder Provinz zu regieren, würde ihnen die Grundlage geben, zu behaupten, dass sie eine funktionierende politische Alternative darstellen“, schlussfolgert der Leiter der Friedrich-Ebert-Stiftung in Afghanistan, Alexey Yusupov.

Die britische Zeitung Guardian meldete am Dienstag (18.10.2016), dass nach langer Pause Taliban und afghanische Regierung wieder in Verhandlungen miteinander getreten seien. Möglicherweise, sagte ein UN-Mitarbeiter, habe man das der Erkenntnis der Taliban zu verdanken, dass sie selbst nach einer so heftigen Kampfsaison militärisch nicht so viel Raum wie erhofft einnehmen konnten.

Andererseits, wissen Sicherheitsexperten, haben die Taliban die Zeit seit dem Abzug der internationalen Truppen genutzt, um ihre militärischen Kenntnisse auszuweiten. Schon vor einem Jahr konnte man in einem Bericht des UN-Sicherheitsrats über die „bedeutend bessere Qualität der strategischen Planung und bessere taktische Umsetzung“ lesen. Das Rechercheinstitut Afghanistan Analysts Network wusste im März 2016 von neuen Taliban-Spezialeinheiten: Es warnte vor den gut ausgerüsteten und trainierten, mobilen „Sra Qet'a“-Gruppen (in Paschto „Rote Einheiten“), die unter anderem über Scharfschützen verfügen.

Wo die Finanzen für den nun fast unablässigen Kampf herkommen, liegt immer noch im Dunklen. Zum einen diversifizieren die Islamisten offenbar recht erfolgreich ihre Einnahmequellen und haben sich – so meldete jüngst unter anderem die Menschenrechtsorganisation Global Witness – verschiedener Lapislazuli-, Talkum- und Goldminen bemächtigt. Außerdem bereichern sie sich an illegalem Marmor- und Holzhandel. Aber vor allem läuft der Drogenanbau und -handel weiter erfolgreich. Mittlerweile gehören 85 Prozent von Helmand dem Einflussbereich der Taliban an. Die Region ist Herz der milliardenschweren afghanischen Opiumindustrie.

Rein „kriegstechnisch“ erkennen Sicherheitsexperten eine Patt-Situation. Sowohl Taliban als auch die afghanische Armee könnten ihre Verluste durch Rekrutierung gerade so wieder ausgleichen. Viele von Taliban gestürmten Gebiete würden von Sicherheitskräften schnell wieder zurückerobert. Aber die intensivierten Guerilla-Angriffe, der „Krieg der Zermürbung“, haben negative Auswirkungen.

Die Moral der Streitkräfte ist im Keller. Die New York Times zählte Mitte Oktober auf, dass zwischen März und August 4.500 Soldaten und Polizisten ums Leben kamen. Mehr als 8.000 wurden verletzt. Ein neuer trauriger Rekord.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Handelsblatt“, handelsblatt.com

Schlagwörter: Afghanistan, Taliban, Krieg, Städte, Vormarsch, Militär, Waffen, Drogenhandel, Krieg der Zermürbung, Soldaten, Anschläge, Laschkargar, Kunduz, Kundus