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Somalia: Erst sterben die Tiere, dann die Menschen

 
Meldung vom 01.03.2017

Seit Monaten hat eine verheerende Dürre den Osten Afrikas fest im Griff. Die UN und das Welternährungsprogramm schlagen bereits seit vielen Tagen Alarm. Wenn nicht sofortige Hilfe eintrifft, werden Tausende Menschen sterben.

„Wir hatten mal 400 Ziegen und 80 Kamele“, sagt Wilo Mohamed Awil, „davon sind heute noch 40 Ziegen und Schafe und fünf Kamele übrig.“ Der dürre steinige Boden, auf dem die Mutter von vier Kindern steht, ist voller vertrockneter Kadaver ihrer Tiere. Hier wächst nichts Grünes mehr – eine Steinwüste, soweit das Auge blickt. Es ist trocken und heiß. Am Horizont kann man schemenhaft die Häuser des Dorfes Usgure ausmachen. Die Provinz Puntland im Norden Somalias ringt mit einer schweren Dürre, so wie das ganze Land am Horn von Afrika.

Wilo Mohamed hat einen tagelangen Fußmarsch hinter sich, ihre Kinder und die Tiere immer im Schlepptau. Usgure war ihr Ziel, denn dort, so hatte sie durch Gerüchte gehört, habe es im Dezember ein bisschen geregnet, dort sei noch Nahrung für die Tiere vorhanden. Außerdem gäbe es dort ein Flüchtlingslager, in dem internationale Organisationen Dürre-Opfer versorgen. Sie musste sich von ihrem Mann und den beiden ältesten Söhnen trennen, denn diese brachen in Richtung Küste auf, um dort Jobs zu suchen. So zerreißt die Dürre Familien, auf der Suche nach Möglichkeiten, die Existenz zu sichern.

Was sich zurzeit in Somalia, im Südsudan, aber auch in Teilen Kenias und Äthiopiens ereignet, ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Seit dem Frühjahr 2015, seit nunmehr vier Regenzeiten, hat es am Horn von Afrika nicht mehr genügend geregnet. Die letzten Futterreservoirs sind verzehrt. Millionen Menschen können in den kommenden sechs bis acht Wochen nicht mehr ohne Lebensmittelhilfe überleben. Ihnen droht der Hungertod, wenn die Weltgemeinschaft nicht eingreift.

„Wir erwarten für 2017, dass ca. 945.000 Kinder in Somalia unterernährt sein werden“, meldet Hassan Noor, Chef des Somalia-Länderbüros einer Hilfsorganisation in Nairobi. „185.000 Kinder sind heute bereits lebensbedrohlich unterernährt. Das heißt, wenn sie nicht innerhalb kürzester Zeit Hilfe bekommen, werden sie sterben.“ Wie die Hilfsorganisationen senden die Vereinten Nationen und andere Helfer in diesen Tagen einen dringenden Hilferuf aus, um eine Katastrophe wie vor sechs Jahren zu verhindern.

Im Jahr 2011 kündigte sich die Not ganz ähnlich an. Auch damals sorgten lange Trockenperioden für eine Hungersnot. Doch abgelenkt von anderen humanitären Katastrophen taten sich die Geberländer schwer, auf die Not angemessen zu reagieren, und die Zahlungen blieben lange Zeit hinter dem Bedarf zurück. Als dann die Hilfe endlich in Gang kam, gab es schon viele Tote. Die somalische Regierung hat 150.000 Dürre-Tote gezählt, die Vereinten Nationen beziffern die tragische Zahl auf bis zu 250.000. Ein solches Desaster sollte sich keinesfalls wiederholen.

Im Krankenhaus der Provinzhauptstadt Garowe stellen sich täglich neue Patienten ein. Meist handelt es sich um Kinder, knochendürr und schwach. Ihre kleinen Körper können Krankheitserregern keinen Widerstand mehr leisten, die Kinder leiden unter Durchfall und Erkältungskrankheiten. Es wurden auch bereits erste Cholerafälle registriert. „Ein Kind starb, weil sich die Erkältung zu einer Lungenentzündung entwickelt hatte“, erklärt Abdisamed Ahmed, der Leiter des Krankenhauses. „Wir können den Kindern Aufbaunahrung und Nährtransfusionen geben. Aber wer kümmert sich nachher um sie, wenn sie hier raus sind? Die Menschen brauchen etwas zu essen.“

Im Flüchtlingslager von Usgure transferiert eine Hilfsorganisation den ärmsten Familien hundert Dollar pro Monat mittels Handy. Mit dem Geld sollen sie sich Lebensmittel auf den lokalen Märkten beschaffen. „Wenn wir jetzt mit Lebensmittellieferungen beginnen“, erläutert Mohamed Abdulkadir, Feld-Manager von Save the Children, „dann machen wir die lokalen Märkte kaputt.“ Doch bald wird es keine Alternative mehr geben, denn viele Märkte sind bereits leer. „Ich habe kein Geld, um Waren einzukaufen“, klagt Abshiro Abdirahman, die im Dorf Usgure einen kleinen Lebensmittelladen unterhält, „denn viele Kunden kaufen auf Pump. Die haben auch nichts mehr.“

Wilo Mohamed hat ein paar Kartoffeln, Trockenmilch für die Kinder und Teeblätter in eine Plastiktüte gefüllt und bezahlt von dem Geld, das ihr die Hilfsorganisation auf ihr Mobiltelefon transferiert hatte. „Von den hundert Dollar sind jetzt noch neun Dollar übrig“, erklärt Wilo Mohamed, „mit dem Geld muss ich noch eine Woche auskommen.“ Noch haben sie und ihre Kinder gerade genug zu essen. Aber das Geld reicht kaum aus, und ohne fremde Hilfe wird es ihr nicht gelingen, die nächsten trockenen Monate zu überstehen.






Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „ZDF“, heute.de

Schlagwörter: Somalia, Hunger, Hungersnot, Dürre, Lebensmittel, Nahrung, Kinder, Dürre-Opfer, UN, Alarm, Regen, Niederschlag, Regenzeit, Tiere, Nomaden, verdurstet, Flüchtlingslager, Ziegen, Kamele, Garowe, Aufbaunahrung, Usgure, Hungertod