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Mexiko: Urlaubsparadies Cancún versinkt im Drogenkrieg

Meldung vom 21.03.2017

In Mexiko macht der Drogenkrieg auch vor Urlaubsorten nicht mehr Halt. Mehrere Kartelle kämpfen seit Jahresbeginn um ihre Vorherrschaft an der mexikanischen Karibikküste. Die Regierung hat bereits die Armee in Yucatán stationiert.

Giselle war 14 Jahre alt, filigran, hatte lange, dunkle Haare – und ein freundliches aufgeschlossenes Wesen. Sie war ein ganz normaler Teenager. Wie an jedem Freitagnachmittag hatte sie es sich am Tisch des Familienrestaurants ihrer Eltern im mexikanischen Touristenort Cancún bequem gemacht und erledigte ihre Hausaufgaben. Ein Kunde bestellte eine Cola, doch die Getränke waren ausgegangen. Zusammen mit ihrem älteren Bruder ging Giselle über die Straße, um im Supermarkt gegenüber ein paar Flaschen einzukaufen, als unvermittelt ein Schussgefecht eröffnet wurde. Giselle kam sofort im Kugelhagel ums Leben, ihr Bruder konnte mit Schusswunden gerettet werden.

Seit Jahresbeginn vollzieht sich an der Karibikküste Mexikos ein erbitterter Krieg verfeindeter Kartelle. Im Januar stürmten Bewaffnete den Nachtclub Blue Parrot im Ferienort Playa del Carmen, dabei wurden fünf Menschen erschossen. Dann geriet die Staatsanwaltschaft ins Visier und ein Wachmann starb. In dieser Woche wurden zwei Polizisten getötet, als sie von Killern auf Motorrädern verfolgt wurden.

Die Regierung, die sich sorgt, dass das Tourismus-Geschäft Schaden nehmen könnte, entsandte die Armee zur Verstärkung in die Stadt. Doch die Schießereien und Racheakte gehen weiter. Im Vergleich zum Vorjahr schnellte die Zahl der Morde in den ersten Monaten des Jahres in die Höhe und nahm um 169 Prozent zu.

Die meisten Gewalttaten werden im Stadtzentrum oder der Peripherie und fernab der Touristenmeile verübt. Die Botschaften der USA und Kanadas gaben trotzdem eine Reisewarnung heraus – kurz vor den Hochschulferien, dem sogenannten „spring break“. Das ist die Hauptreisezeit junger Leute aus Nordamerika, die gerne zu den Stränden Mexikos fahren. Der Vorsitzende des Hotelierverbandes, Carlos Gobbelin, befürchtet deshalb bis zu 5.000 Stornierungen.

„Cancún und die ganze Halbinsel Yucatán sind ein strategischer Umschlagplatz der Kartelle“, weiß der Journalist und Drogenexperte José Reveles. Hier ankern schon immer die Schnellboote mit der heißen Ware oder von Kleinflugzeugen wurden Drogenpakete abgeworfen. Yucatán hat sich zu einem Geldwäscheort entwickelt. Die Touristen konsumieren die Drogen und der illegale Handel blüht. Experten beziffern einen Umsatz von 1,5 Milliarden US-Dollar jährlich. Hier hat Mario Villeneuve gewirkt, von 1993 bis 1999 Gouverneur des Bundesstaates und einer der ersten Politiker, die schon in den 90er Jahren wegen Drogenhandels und Geldwäsche angeklagt wurden.

Dennoch blieb Yucatán lange Zeit unberührt von den blutigen Gefechten. Reelles begründet das so: Zunächst hatten das Kartell von Juarez und das Golfkartell Yucatán die Gegend in einer Art „Gentlemen Agreement“ unter sich aufgeteilt. Als beide an Macht und Einfluss verloren, riss eine Gruppe ehemaliger Bundespolizisten unter der Führung der Agentin Leticia Rodríguez alias Doña Levy den Drogenverkauf und die Schutzgelderpressungen an sich. Sie warben Abtrünnige der alten Kartelle ab, nahmen ehemalige Häftlinge und Ex-Polizisten in ihre Dienste und bauten gute Beziehungen zu Justiz und Verwaltung auf. Drogenfahndern zufolge sind nun innerhalb dieser Gruppe Konflikte ausgebrochen, ein Teil habe sich mit der aus dem Golfkartell hervorgegangenen Bande der Zetas zusammengetan, ein anderer dem aufsteigenden Kartell Jalisco Nueva Generación angeschlossen, das sich bemüht, in Yucatán Fuß zu fassen. Beide Gruppen sind eng verflochten mit internationalen Mafiabanden aus Russland, China und Südamerika.

Dieses Durcheinander ist der Internetplattform Insight Crime zufolge charakteristisch für die neue Struktur des organisierten Verbrechens in Mexiko. „Dass Bündnisse gewechselt werden oder neue Gruppen aus Deserteuren entstehen, zeigt, wie komplex, dezentral und flexibel die kriminellen Organisationen inzwischen sind“, lautet es. Für die Behörden wird es so immer problematischer, die Kriminalität einzudämmen und die Übersicht zu behalten. Zumal wenn die Sicherheitskräfte, wie in diesem Fall, an einem Strang mit den Kriminellen ziehen und die Politiker bewusst die Augen davor verschließen, sagt Sicherheitsexperte Reveles.

Der um sein Geschäft bangende Unternehmerverband in Cancún hat nun eine Werbekampagne angestoßen. Er hofft, damit die schlechten Meldungen zu übertönen. „Das alles wird hochgespielt. Am besten hören wir auf, darüber zu reden“, empfiehlt der Vorsitzende der Restaurantbesitzer, Juan Pablo Aguirre, lokalen Medien. Der Tourismus ist für Mexiko eine sehr wichtige Einnahmequelle. 2016 bereisten mehr als 32 Millionen Menschen das Land und ließen 17,5 Milliarden US-Dollar in den Urlaubsorten. Mehr als ein Drittel hatte Cancún und die Karibikküste zum Ziel.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Der Tagesspiegel“, tagesspiegel.de

Schlagwörter: Mexiko, Drogenkrieg, Drogen, Drogenkartelle, Kartelle, Urlaub, Tourismus, Cancún, Yucatán, Karibik, Karibikküste, Einnahmequelle, Mafia, Banden, Gefechte, Schießereien, Umschlagplatz, Geldwäsche, Armee, Soldaten, Korruption