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Philippinen: 50. ASEAN-Gipfel – Die große Furcht vor Kim Jong Un

 
Meldung vom 27.04.2017

Die Union der Länder Südostasiens (ASEAN) kam am Mittwoch (26.04.2017) in Manila zum 50. Mal zu einem großen Gipfel zusammen. Bei diesem Jubiläumsgipfel auf den Philippinen kam jedoch keine Partystimmung auf. Die Sorge wegen Nordkoreas Drohgebärden ist groß. Die asiatischen Länder fürchten Kim Jong Uns atomare Waffen.

ASEAN – das asiatische Pendant zur EU – wird 50. Beim Jubiläumsgipfel auf den Philippinen herrschte jedoch besorgte Stimmung. Insgesamt sind die zehn Staaten doch sehr unterschiedlich. Das Ziel einer „asiatischen EU“ werde auch gar nicht verfolgt.

In seinen ersten zehn Monaten als Staatschef der Philippinen hat es Rodrigo Duterte zu zweifelhafter Berühmtheit gebracht – mit einem brutalen Vorgehen gegen die Drogenkriminalität zuhause sowie übelsten Beleidigungen ausländischer Kollegen. Beim jüngsten Gipfel der Gemeinschaft Südostasiatischer Staaten (ASEAN) betitelte er den damaligen US-Präsidenten Barack Obama als „Hurensohn“.

Nun hat der 72-Jährige sich von seiner nettesten Seite gezeigt. An diesem Mittwoch begann in Manila der Jubiläumsgipfel zu ASEANs 50-jährigem Bestehen. Duterte zeigte sich bemüht und höflich. Im offiziellen Gipfelvideo begrüßte er seine Gäste zuckersüß im Land von „7107 Inseln der Schönheit, der Wunder und des Vergnügens“. Und flötete dazu: „Mabuhay ang ASEAN!“ („Lang lebe ASEAN!“).

Zumindest ein halbes Jahrhundert hat es die Staatengruppe schon geschafft, nicht zu zerbrechen – keine Selbstverständlichkeit. Als ASEAN (Association of Southeast Asian Nations) 1967 gegründet wurde, waren nur fünf Länder im Boot: Indonesien, Thailand, Malaysia, die Philippinen und Singapur, allesamt verbündet mit den USA. Treibende Kraft war der Kalte Krieg mit seinen bedrohlichen Auswirkungen und die Furcht vor dem Kommunismus.

Heute zählt das Staatenbündnis doppelt so viele Mitglieder. Nach und nach reihten sich Brunei, Vietnam, Laos, Myanmar und Kambodscha mit ein. Auf die Warteliste hat sich Osttimor setzen lassen. Mit 625 Millionen Einwohnern – mehr als die Hälfte unter 30 – hat die ASEAN längst ein größeres Ausmaß als die Europäische Union. Und sie ist, wenn man alles addiert, mit einer Wirtschaftskraft von mehr als 2,5 Billionen Dollar drittgrößter Wirtschaftsraum des Globus.

Aber die Unterschiede lassen sich nicht wegreden: Das reicht vom Ministaat Brunei zu Inselreichen wie den Philippinen, von Armenhäusern wie Laos zum Finanzzentrum Singapur, vom kommunistischen Ein-Parteien-Staat Vietnam zur weltgrößten muslimischen Demokratie Indonesien. Auch was den Glauben angeht, besteht zwischen vielen Staaten eine tiefe Kluft: Da geht es um mehr als 240 Millionen Muslime, 150 Millionen Buddhisten, 120 Millionen Christen. Hinzu kommen Hindus, Taoisten, Konfuzianer und mehr.

Trotz aller Spannungen ist Südostasien jedoch seit Jahrzehnten eine der Regionen der Welt, in der es am wenigsten zu kriegerischen Auseinandersetzungen kommt. Der Chef des ASEAN-Studienzentrums in Singapur, Tang Siew Mun, erklärt stolz: „Größte Errungenschaft ist, mit politisch, wirtschaftlich und sozial so unterschiedlichen Staaten ein stabiles Umfeld geschaffen zu haben.“

Immer schon wird bei ASEAN die Regel befolgt, dass Entscheidungen nur einstimmig getroffen werden können. Zudem hält man sich aus den inneren Angelegenheiten der anderen grundsätzlich raus. Das hat allerdings auch den Nachteil, dass die Gruppe international eher als unverbindliche Staatengemeinschaft denn als „Global Player“ aufgefasst wird.

Immer mal wieder wird ASEAN der fast genauso alten EU gegenübergestellt. Sie verfügt über ein gemeinsames Sekretariat in Indonesiens Hauptstadt Jakarta, und seit 2015 wurde auch ein gemeinsamer Binnenmarkt geschaffen. Das sind aber auch alle Übereinstimmungen. Größer sind jedoch die Unterschiede: Es gibt keine gemeinsame Währung, kein zentrales gemeinsames Parlament, keine Kommission.

Zu den aktuell größten Herausforderungen gehört neben der atomaren Bedrohung aus Nordkorea der Konflikt um Herrschaftsansprüche an verschiedenen Inseln im Südchinesischen Meer. Viele verschiedene ASEAN-Mitglieder nennen sie ihr Eigentum, vor allem aber pocht der große Nachbar China auf seine angeblichen Rechte. Der Versuch, eine Art Verhaltenskodex aufzustellen, scheiterte bisher immer wieder. Tang sagt dazu: „Das Thema ist ein harter politischer Test für ASEAN, und bisher hat sie ihn nicht bestanden.“

Die Staaten werden immer mehr zu einer Grundsatzentscheidung gedrängt: Wie werden sich die Länder im Tauziehen zwischen den Großmächten USA und China positionieren? Die meisten Länder hatten zuletzt alles daran gesetzt, sich das Wohlwollen beider zu sichern. Aber durch zunehmend aggressivere Töne aus Peking – neuerdings aber auch aus Washington – stehen die Länder vor einer neuen Entscheidung.

Der Asien-Experte Felix Heiduk von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) prognostiziert: „Die Gruppe als Ganzes wird sich nicht auf die eine oder andere Seite schlagen. Aber einige haben das schon gemacht: Kambodscha und Laos stehen an Chinas Seite, in Singapur ankern Schiffe der amerikanischen Pazifik-Flotte. Das Ringen der Großmächte um die anderen ist in vollem Gang.“ Als unentschlossen gelten inzwischen sogar die Philippinen, einst treuer Vasall der USA. Duterte hat es in kürzester Zeit geschafft, dieses Bündnis komplett in Frage zu stellen.


Video-Beiträge zu diesem Thema

 50. ASEAN-Gipfel startet in Manila (In Englisch)




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Kleine Zeitung“, kleinezeitung.at

Schlagwörter: Philippinen, ASEAN, ASEAN-Gipfel, Manila, Rodrigo Duterte, Jubiläum, Kim Jong Un, atomare Bedrohung, Nordkorea, Südchinesisches Meer, Inselstreit, Wirtschaftsraum, EU, Staatenbündnis, Großmächte, China, USA