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Global: 8. März ist Weltfrauentag – Kein Grund, sich auszuruhen

 
Meldung vom 08.03.2019

Berlin hat den Weltfrauentag dieses Jahr zum ersten Mal zum Feiertag erkoren. Doch eigentlich sollte der Tag nicht dazu genutzt werden, zu feiern oder sich auf bereits errungenen Erfolgen auszuruhen. Tatsächlich gibt es in vielen Bereichen sogar Rückschritte im Bereich der Gleichberechtigung.

In Berlin weiß man noch nicht so recht, wie man diesen neuen Feiertag begehen soll. Die SPD drückt auf der Straße allen Frauen Blumen in die Hand. Vielleicht aus Verlegenheit, denn eigentlich müssten andere Aktionen aufgefahren werden. Andere Frauen gehen leer aus, das ist dann wenigstens so wie an allen anderen Tagen im Jahr: Sie müssen darum ringen, über ihren Körper und ihre Lebensentwürfe selbst entscheiden zu dürfen, haben schlechtere Chancen auf Führungspositionen und seit Jahren immer kritischer werdende Bedingungen, wenn sie ein Kind zur Welt bringen wollen – ganz abgesehen davon, dass sie ab diesem Zeitpunkt als Arbeitskräfte sowieso nicht mehr ernst genommen werden.

Was also macht man an einem Tag, der so weltumspannende, tiefgreifende Probleme ins Bewusstsein rücken soll? Die SPD jedenfalls verteilte in Berlin Rosen an Frauen, einen Tag zu früh, schließlich hat man am 8. März selbst jetzt in der Hauptstadt frei.

Ein kurzer Rückblick: Am 30.11.1918 trat in Deutschland das aktive und passive Wahlrecht für Frauen in Kraft. Am 19.1.1919 konnten Frauen das erste Mal ihre Stimme abgeben. 100 Jahre Frauenwahlrecht: Eine Erfolgsgeschichte, oder gehört das alles längst der Vergangenheit an? Andere Zahlen zeigen, dass die Erfolge noch gar nicht so lange zurückliegen. Erst 1949 wurde im Grundgesetz aufgenommen, dass Frauen und Männer gleichberechtigt sind. Aber erst 1977 wurde die sogenannte Hausfrauenehe als gesetzliches Leitbild der Bundesrepublik fallengelassen. Erst seit 1997 wird Vergewaltigung in der Ehe geahndet.

Die einzige Partei im Deutschen Reich, die das Wahlrecht für alle ab 1891 auf ihre Fahnen schreibt, ist die SPD. 1895 unterbreitet sie unter August Bebel dem deutschen Reichstag einen entsprechenden Gesetzentwurf. Die Männer aller Parteien, außer der SPD, weisen den Antrag unter Gelächter zurück.

Am 12. November 1918 ist das Ziel endlich trotzdem erreicht: In der Weimarer Verfassung wird das Wahlrecht für Männer und Frauen ab dem 20. Lebensjahr gesetzlich festgelegt. Als Marie Juchacz (SPD) am 19.2.1919 als erste Frau in der Weimarer Nationalversammlung vor einem deutschen Parlament das Wort erteilt bekommt, löst ihre Anrede „Meine Herren und Damen!“ Heiterkeit aus. Aber ihre Worte machen Geschichte: „Was die Regierung getan hat, das war eine Selbstverständlichkeit: sie hat den Frauen gegeben, was ihnen bis dahin zu Unrecht vorenthalten worden ist.“

Am 19.1.1919 folgten 82 Prozent der Frauen in Deutschland dem Aufruf zur Wahl, 37 Frauen zogen ins Parlament, damit wurde eine Quote von 9 Prozent erreicht. Ein Grund zur Sorge: Seit der letzten Bundestagswahl 2017 hat der aktuelle Bundestag 5 Prozent der Frauen wieder verloren. Insgesamt gibt es derzeit nur 31 Prozent Politikerinnen. Erkämpftes Land kann auch wieder verloren gehen.

Und hierbei ging es bislang nur um die Frauen in Deutschland. Der Weltfrauentag bezieht sich aber auch auf Frauen in Indien, wo im Jahr 2016 nicht weniger als 40.000 Vergewaltigungen registriert wurden. Er gilt für die kleinen Mädchen in Afrika und Südostasien, die unter Genitalverstümmelung leiden. Er gilt für die Frauen in Saudi-Arabien, deren Väter oder Brüder über App jeden Schritt von ihnen kontrollieren und die ohne deren Zustimmung den abgeriegelten Campus ihrer Frauen-Uni oder die Wohnung nicht verlassen dürfen. Und erst recht benötigen sie die Zustimmung der Männer, wenn sie einen Pass beantragen oder verreisen wollen. Er gilt für all die ausgebeuteten Hausmädchen aus Entwicklungsländern, die in Kuweit oder Hongkong für reiche Familien schuften müssen und wie Sklavinnen behandelt werden.

Nun ist es an fast jedem Tag des Jahres nett, Blumen geschenkt zu bekommen. Sogar von Parteien, da sind die Frauen ja nicht so, im Lächeln und Danke sagen kann ihnen eh keiner das Wasser reichen. Aber am Weltfrauentag kann es darauf nur eine Reaktion geben: Blumen nein danke! Die Frauen von heute wollen sich nachts auf der Straße furchtlos bewegen können, sie haben das Recht auf faire Löhne, gute Bedingungen für eine Familiengründung und Karrierechancen. Und das für alle Frauen auf der Welt!

In Sachen Gleichstellung sind übrigens manche „Entwicklungsländer“ uns weit voraus: In Äthiopien beispielsweise wurde die Parität verwirklicht. In der Regierung in Addis Abeba gibt es genauso viele Ministerinnen wie Minister. Mit der Förderung der Frauen will Premierminister Abiy das Land modernisieren und den Weg für Wirtschaftswachstum ebnen. Im Kabinett der aktuellen Regierung Äthiopiens gibt es also Geschlechterparität: Zehn der insgesamt 20 Ministerposten sind von Frauen besetzt. Unter anderem sind die Ministerinnen für Schlüsselbereiche wie Verteidigung, Handel und Industrie verantwortlich. Die Ministerin für Frieden verwaltet die Polizei und Geheimdienste. Daneben sind Top-Juristinnen im obersten Gericht vertreten, wie auch in der Kommission zur Vorbereitung der geplanten Parlamentswahlen im kommenden Jahr. Zur Präsidentin Äthiopiens wurde die ehemalige Diplomatin Sahle-Work Zewde bestimmt, sie ist das einzige weibliche Staatsoberhaupt Afrikas. In Ruanda beträgt der Frauenanteil in der Regierung sogar 63 Prozent. Grund genug, auch in Deutschland die Hände nicht in den Schoß zu legen.






Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, faz.net

Schlagwörter: Globale Projekte, Frauen, Gender, Parität, Weltfrauentag, 8. März, Frauenwahlrecht, 100 Jahre, Jubiläum, Feiertag, Berlin, Unrecht, Gleichberechtigung, Weimarer Republik, Sklavinnen, Vergewaltigungen, Politik, Politikerinnen, SPD