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Uganda: Wahlkampf im Ghetto – Bobi Wine rappt sich an die Regierungsspitze

Meldung vom 14.01.2020

Der Rapper Bobi Wine versetzt die Machtelite des Landes um das langjährige Staatsoberhaupt Yoweri Museveni zunehmend in Unruhe: Er findet großen Zuspruch als Politiker. Am Dienstagabend (07.01.2020), nachdem er festgenommen und ein paar Stunden später wieder auf freien Fuß gesetzt wurde, postete Bobi Wine eine Zeichnung auf Facebook: Darauf zu sehen sind zwei Fäuste, die in die Luft ragen. Darüber ist zu lesen: „Brich die Ketten der Unterdrückung.“

Bobi Wine, Rapper und Präsidentschaftskandidat in Uganda, weiß sich zu vermarkten, ganz besonders in den sozialen Medien. Täglich sendet er Fotos und Videos. Bei Instagram, Facebook und Twitter hat der 37-Jährige insgesamt fast zwei Millionen „Follower“.

Die Jugend Ugandas ist begeistert über Bobi Wine, der als Robert Kyagulanyi Ssentamu in einem armen Stadtteil von Kampala zur Welt kam. Als Musiker rappte er über soziale Ungerechtigkeit, als Oppositionspolitiker kritisiert er, was seiner Meinung nach in Uganda seit Jahrzehnten falsch läuft. Das bringt ihm große Sympathie der perspektivlosen Jugendlichen ein, die – wie Bobi Wine selbst – aus armen Familien stammen und keinen Ausweg aus der Armut finden, weil Korruption und Jugendarbeitslosigkeit die Gesellschaft zum Stillstand gebracht haben.

Und weil in Uganda fast 80 Prozent der Menschen jünger als 35 Jahre sind, ist ihre Gallionsfigur Bobi Wine ein Bedrohungsfaktor für die Elite um Staatsoberhaupt Yoweri Museveni geworden, und der „Ghetto-Präsident“, wie er sich selbst bezeichnet, zum echten Rivalen für den Langzeit-Präsidenten.

Anders als in anderen Ländern Afrikas, etwa Sudan oder Algerien, wo die junge Bevölkerung, enttäuscht von der politischen Klasse, ihr Schicksal selbst in die Hand genommen hat und die Diktatoren durch friedlichen Protest entmachtete, ist der Protest der Jugend in Uganda eng mit der Person Bobi Wines verknüpft.

Und auch die Person des Präsidenten Yoweri Museveni spielt bei dem Machtgerangel eine maßgebliche Rolle. Der nun 75-Jährige kam als Guerillaführer in Amt und Würden und regiert seit 1986. Er war lange Günstling westlicher Politiker, weil er Uganda in die Stabilität führte. Doch unter seiner Hand verknöcherten die staatlichen Strukturen.

Oppositionelle werden immer wieder willkürlich ins Gefängnis geworfen, doch niemand steht derzeit so sehr auf der Abschussliste des Staatsapparats wie Bobi Wine. Seit Wine 2019 ankündigte, als Präsidentschaftskandidat zu fungieren und Museveni und die korrupte Clique um ihn abzulösen, wird er noch mehr schikaniert.

Am Montagabend war es wieder einmal so weit. Es sollte die erste seiner „Sprechstunden“ stattfinden, so nennt er eine Serie landesweiter Kundgebungen, bei denen er mit den Menschen auf Augenhöhe kommunizieren will. Alleine für diesen Monat wurden sieben davon anberaumt. Er hatte seine Fans gebeten, unter dem Hashtag „Das Uganda, das ich sehen möchte“ zu posten, was sich ihrer Meinung nach ändern müsste.

Ein Nutzer bekannte, er wünsche sich ein Land, „das frei von Vetternwirtschaft ist“. Bobi Wine war gerade am Veranstaltungsort nördlich von Kampala angekommen, als die Polizei Tränengas einsetzte und ihn mit anderen Mitgliedern seiner People Power-Bewegung festnahm.

Es war nicht das erste Mal, dass er grundlos verhaftet und nach ein paar Stunden wieder entlassen wurde. Rechtswidrig sei diese Maßnahme der Polizei, ließ Bobi Wine seine Fans wissen. Sein Markenzeichen, das er auf jedem Foto zur Schau trägt, ist eine rote Mütze. Er nennt sie „Symbol des Widerstands“.

Als der Rapper zur Politik überging mit dem Vorhaben, nicht mehr nur zu besingen, was falsch läuft, sondern selbst etwas dafür zu tun, dass eine Änderung eintritt, war das eine Kampfansage an den Autokraten Museveni. Mit 80 Prozent der Stimmen konnte Wine den Sitz in seinem Wahlbezirk erringen, Jugendliche auf Motorrädern gaben ihm Geleit. Seither konnte er sich als Oppositionspolitiker im Parlament etablieren.

Doch beim Versuch, ihn zu brechen, bleiben die Beamten nicht bei grundlosen Festnahmen und fadenscheinigen Verhören stehen. Im Sommer vor zwei Jahren wurde während der Kommunalwahlen das Feuer auf seinen Konvoi eröffnet, sein Fahrer kam ums Leben, Bobi Wine wurde wieder inhaftiert. Er prangerte an, dass das Attentat ihm gegolten habe. Seinen Anwälten zufolge wurde er mit Eisenstangen gefoltert.

Nachdem er nun nach der jüngsten Festnahme wieder auf freiem Fuß war, gab Wine eine Pressekonferenz. Er stellte sie als Video ins Internet, sodass sie jeder mit einem Smartphone anschauen konnte. „Respektiert das Gesetz, respektiert die Menschenrechte“, verlangte er. Viele seiner Mitkämpfer, die er „Kameraden“ nennt, seien noch immer im Gefängnis. „Die ugandische Polizei hat gezeigt, dass sie nur im Interesse der Politik, im Interesse Musevenis handelt.“ Seine letzten Worte galten nochmal der jetzigen Regierung: „Wir werden euch 2021 besiegen.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Süddeutsche Zeitung“, sueddeutsche.de

Schlagwörter: Uganda, Bobi Wine, Yoweri Museveni, Opposition, Präsident, Präsidentschaftskandidat, Rapper, Ghetto-Präsident, Jugend, Schikane, Festnahme, Kundgebungen, Kampala, Armut, Nepotismus, Korruption, Arbeitslosigkeit