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Haiti: Politische Wirren, Kriminalität auf den Straßen – Ein Abgrund tut sich auf

Meldung vom 04.10.2021

Haiti befindet sich derzeit in freiem Fall. Die Wahlen werden zum vierten Mal verschoben, eine stabile Regierung ist nicht in Sicht und die Gewerkschaften fordern die Menschen zu einem Generalstreik auf. Dabei steht sowieso schon alles still: Die Versorgung der Menschen könnte schlimmer nicht mehr sein, bewaffnete Gangs führen das Regiment auf den Straßen.

Die Menschen in Haiti und besonders in der Hauptstadt Port-au-Prince haben sich damit abgefunden, inmitten des alltäglichen Chaos über die Runden zu kommen. Doch in diesen Tagen sind selbst die karibischen Überlebenskünstler am Limit. Auf den engen Straßen, die mit fliegenden Händlern und fast zu Schrott verkommenen Autos verstopft sind, sitzt man stundenlang fest. Denn vor den wenigen Tankstellen, die überhaupt noch in Betrieb sind, bilden sich lange Schlangen, der Rückstau blockiert ganze Stadtviertel.

Ob der Zusammenbruch der Benzinversorgung das vorerst letzte Kapitel der tragischen Ereignisse in Haiti in diesem Jahr ist, bleibt abzuwarten. Bewaffnete Banden, die mittlerweile große Teile von Port-au-Prince im Griff haben, scheinen auch die Kontrolle über die Benzinversorgung an sich gerissen zu haben. Seit einigen Wochen kontrollieren sie den Zugang zum Erdölterminal Varreux, der rund 70 Prozent des Benzinbedarfs des Landes abdeckt. Nun gedeiht der Schwarzmarkt. Am Straßenrand kann man in Plastikflaschen abgefülltes Benzin für bis zu 800 Gourde pro Gallone erstehen, über 8 Dollar für rund 4 Liter. Das ist das Vierfache des offiziellen Preises.

Auch die Sicherheitslage hat sich weiter verschlimmert. Einfache Geschäfte werden von Wachpersonal mit Holzlatten bewacht, Hotels von schwer bewaffneten Security-Männern. In einigen Regionen von Port-au-Prince ist die Zahl von Entführungen wieder hochgeschnellt.

Angesichts dieser Wirren hat Premierminister Ariel Henry die für den 7. November angesetzten Präsidenten- und Parlamentswahlen sowie ein Verfassungsreferendum erneut vertagt. Zwar wurden mit dem Verfassungsreferendum im Februar und Neuwahlen Ende 2022 neue Termine festgezurrt. Doch kaum einer schenkt diesen Terminen mehr Glauben, und einen zuverlässigen Kurs zum Thema Wahlen sucht man bei der Interimsregierung vergeblich.

Das spiegelt sich auch durch die Tatsache wider, dass Henry die für die Organisation der Urnengänge zuständige Wahlkommission entlassen hat. Wann eine neue einberufen wird, steht in den Sternen. Mit der bereits vierten Verschiebung der Wahlen wiederholt der Premierminister eine zum Ritual gewordene Maßnahme, die Haiti überhaupt erst in die jüngsten Krisen absinken hat lassen.

Für den kommenden Montag (11.10.2021) wollen nun einige Gewerkschaften einen Generalstreik gegen die Benzinknappheit und die Gewaltwelle durchführen. Sie beschuldigen Henry, bewusst nichts gegen die ausufernde Gewalt der Gangs zu unternehmen. Der Premierminister befürworte die chaotische Situation sogar, um das ohnehin leidende Volk weiter ausbluten zu lassen und seine Macht zu zementieren. Die Streiks werden das Land, das ohnehin still steht, noch weiter in die Knie zwingen.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Neue Zürcher Zeitung, NZZ Online“, nzz.ch

Schlagwörter: Haiti, Chaos, Anarchie, Unruhen, Krawalle, Kriminalität, Generalstreik, Verschiebung, Wahl, Wahlkommission, Benzin, Benzinversorgung, Banden, Gangs, Schwarzmarkt, Entführungen, Ariel Henry