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Haiti: Kriminelle Gangs und Politik – eine unheilvolle Allianz |
Meldung vom 29.10.2021
Port-au-Prince wird unsicher gemacht von kriminellen Banden. Die waffentragenden Gangs haben in den letzten Jahren ihre Übergriffe auf Zivilisten verstärkt. Sie profitieren vom Fehlen staatlicher Strukturen in weiten Teilen des Landes.
Dabei waren die Machenschaften der Banden lange Zeit auf die Armenviertel der Hauptstadt begrenzt. Doch das ist jetzt überholt: Morde, Entführungen, Erpressungen, Raubüberfälle sind in den besten Vierteln an der Tagesordnung. Dabei scheinen viele Banden sich auf Rückhalt aus der Elite des Landes verlassen zu können.
Mitte Oktober hat die „400 Mawozo“-Bande 17 nordamerikanische Staatsbürger gekidnappt – und droht damit, sie hinzurichten. Frédéric Thomas, Forscher am CETRI (Centre Tricontinental) in Louvain-La-Neuve, Belgien, erklärt: „Es gibt eine lange Tradition bewaffneter Banden in Haiti.“
Wie viele Banden es gibt, kann man nur schwer beziffern. „Aber bis vor wenigen Jahren waren sie nur wenige, und nicht sehr aktiv. Die Lage hat sich in den letzten drei Jahren auch deshalb verschlechtert, weil die sozialen Proteste immer stärker geworden sind. Seit Juli 2018 nutzen politische oder wirtschaftliche Akteure diese Banden, um Druck auf die Menschen auszuüben, die protestieren.“
Die Gangs lassen sich auch kaum näher identifizieren, erklärt der Forscher. „Die Rede ist von etwa hundert bewaffneten Banden, von denen drei Viertel in der Hauptstadt Port-au-Prince aktiv sind. Am bekanntesten sind die ‚400 Mawozo‘, die (am 16. Oktober 2021) die amerikanischen und kanadischen Missionare entführt haben, wegen ihrer spektakulären Entführungsaktionen. Die zweite, bekannteste Bande ist die ‚G9‘, ein Zusammenschluss von neun bewaffneten Banden. Er wird von einem ehemaligen Polizisten angeführt, dessen Verbindungen zur Regierung bekannt sind.“
Doch zu diesen großen Gruppen kommen inzwischen noch weitere kleinere Banden hinzu, über die wenig bekannt ist. Sie seien „schwer zu identifizieren“, meint Thomas. Eine wichtige Frage, die sich stellt, ist, wie all diese kriminellen Zusammenschlüsse überhaupt an Waffen kommen.
„Es geht um illegale Waffen, die in Haiti im Umlauf sind und hauptsächlich aus den Vereinigten Staaten und der Dominikanischen Republik stammen. Was die Finanzierung der bewaffneten Banden angeht, so wissen wir, dass sie Verbindungen zur politischen Klasse und zu Geschäftsleuten haben. Die nutzen die Banden, um Gebiete zu kontrollieren und sich bei Wahlen Stimmen zu sichern. Die Haupteinnahmequelle war aber in den letzten Jahren das Entführen von Menschen.“
Noch zu Zeiten des Präsidenten Jean-Bertrand Aristide begann diese unheilvolle Allianz zwischen Politik und Kriminalität: Die politische Klasse begann zu Beginn des Jahrhunderts damit, sich bewaffneter Banden zu bedienen. „Es ging darum, die Kontrolle über bestimmte Stadtviertel zu sichern, sich Stimmen zu sichern und eine Art Klientelwesen zu betreiben. Die Glaubwürdigkeit dieser politischen Klasse ist sehr gering, sie ist bei der Bevölkerung diskreditiert – das zeigt sich an der Wahlbeteiligung, die bei etwa 20 Prozent liegt.“
Quelle: „Vatican News“, www.vaticannews.va
Schlagwörter: Haiti, Gangs, Banden, Erpressungen, Entführungen, Politik, Kriminalität, Gewalt, Waffen
Dabei waren die Machenschaften der Banden lange Zeit auf die Armenviertel der Hauptstadt begrenzt. Doch das ist jetzt überholt: Morde, Entführungen, Erpressungen, Raubüberfälle sind in den besten Vierteln an der Tagesordnung. Dabei scheinen viele Banden sich auf Rückhalt aus der Elite des Landes verlassen zu können.
Mitte Oktober hat die „400 Mawozo“-Bande 17 nordamerikanische Staatsbürger gekidnappt – und droht damit, sie hinzurichten. Frédéric Thomas, Forscher am CETRI (Centre Tricontinental) in Louvain-La-Neuve, Belgien, erklärt: „Es gibt eine lange Tradition bewaffneter Banden in Haiti.“
Wie viele Banden es gibt, kann man nur schwer beziffern. „Aber bis vor wenigen Jahren waren sie nur wenige, und nicht sehr aktiv. Die Lage hat sich in den letzten drei Jahren auch deshalb verschlechtert, weil die sozialen Proteste immer stärker geworden sind. Seit Juli 2018 nutzen politische oder wirtschaftliche Akteure diese Banden, um Druck auf die Menschen auszuüben, die protestieren.“
Die Gangs lassen sich auch kaum näher identifizieren, erklärt der Forscher. „Die Rede ist von etwa hundert bewaffneten Banden, von denen drei Viertel in der Hauptstadt Port-au-Prince aktiv sind. Am bekanntesten sind die ‚400 Mawozo‘, die (am 16. Oktober 2021) die amerikanischen und kanadischen Missionare entführt haben, wegen ihrer spektakulären Entführungsaktionen. Die zweite, bekannteste Bande ist die ‚G9‘, ein Zusammenschluss von neun bewaffneten Banden. Er wird von einem ehemaligen Polizisten angeführt, dessen Verbindungen zur Regierung bekannt sind.“
Doch zu diesen großen Gruppen kommen inzwischen noch weitere kleinere Banden hinzu, über die wenig bekannt ist. Sie seien „schwer zu identifizieren“, meint Thomas. Eine wichtige Frage, die sich stellt, ist, wie all diese kriminellen Zusammenschlüsse überhaupt an Waffen kommen.
„Es geht um illegale Waffen, die in Haiti im Umlauf sind und hauptsächlich aus den Vereinigten Staaten und der Dominikanischen Republik stammen. Was die Finanzierung der bewaffneten Banden angeht, so wissen wir, dass sie Verbindungen zur politischen Klasse und zu Geschäftsleuten haben. Die nutzen die Banden, um Gebiete zu kontrollieren und sich bei Wahlen Stimmen zu sichern. Die Haupteinnahmequelle war aber in den letzten Jahren das Entführen von Menschen.“
Noch zu Zeiten des Präsidenten Jean-Bertrand Aristide begann diese unheilvolle Allianz zwischen Politik und Kriminalität: Die politische Klasse begann zu Beginn des Jahrhunderts damit, sich bewaffneter Banden zu bedienen. „Es ging darum, die Kontrolle über bestimmte Stadtviertel zu sichern, sich Stimmen zu sichern und eine Art Klientelwesen zu betreiben. Die Glaubwürdigkeit dieser politischen Klasse ist sehr gering, sie ist bei der Bevölkerung diskreditiert – das zeigt sich an der Wahlbeteiligung, die bei etwa 20 Prozent liegt.“
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Quelle: „Vatican News“, www.vaticannews.va
Schlagwörter: Haiti, Gangs, Banden, Erpressungen, Entführungen, Politik, Kriminalität, Gewalt, Waffen