Unser Service für Sie


 [ » Newsletter ]

[ » zum Kontakt-Formular ]

[ » Material bestellen ]

[ » Geschenke bestellen ]



Videos aus unseren Projekten finden Sie auf unserem Youtube-Kanal.
[ » Gebende Hände – Youtube-Kanal ]


Verlassene Kinder in Rumänien: Eltern schicken allenfalls noch Geld

Meldung vom 08.10.2007

Ihre materielle Not treibt rumänische Eltern zum Arbeiten ins Ausland. Die Kinder sind – wie so oft – die Leidtragenden. In den vergangenen Monaten haben zwölf von ihnen Selbstmord begangen.

Der Abschiedsbrief war an die Mutter gerichtet. „Jetzt brauchst du mir auch kein Geld mehr zu schicken“, schrieb ihr der 12-jährige Stefan Ciurea, bevor er sich erhängte. Der Junge aus Curtea de Arges in den Südkarpaten hatte das Schicksal von bis zu 170.000 Kindern in Rumänien geteilt: Seine Mutter ließ ihn zurück, um in Italien zu arbeiten. Zwölf Kinder haben sich in den letzten Monaten das Leben genommen.

Die Arbeitsemigration ist eines der meist diskutierten Themen in Rumänien. Seit 2002 ist die Zahl der Arbeitsemigranten explosionsartig gestiegen: Offiziellen Schätzungen zufolge arbeiten bis zu drei Millionen Rumänen im Ausland – das sind 14 Prozent der Gesamtbevölkerung. Meistens sind es junge Erwachsene, viele davon haben kleine Kinder.

„Die Problematik der verlassenen Kinder hat sich in den letzten fünf Jahren entwickelt“, so der Bukarester Soziologe Ovidiu Voicu, der für die Soros-Stiftung eine Studie zum Thema abgeschlossen hat. Dass die Hauptaufnahmeländer Italien, Spanien und Frankreich den Bewohnern des neuen EU-Landes keinen Familiennachzug gestatten, ist dabei „nur einer von mehreren Faktoren“: Etwa die Hälfte bis zwei Drittel der Auslandsrumänen arbeiten ohnehin illegal – ein für schulpflichtige Kinder nicht vertretbarer Status.

Einer repräsentativen Befragung von Schülern und Lehrern zufolge müssen zwischen 16 und 18 Prozent aller rumänischen Kinder von 10 bis 14 Jahren auf ein Elternteil verzichten: 80.000 auf den Vater, 55.000 auf die Mutter und 35.000 auf beide Eltern. Auch die Behörden räumen ein, dass es ein Problem gibt: Über 20.000 Kinder wurden von beiden Eltern verlassen. Bei zwei Dritteln von ihnen kümmern sich die Großeltern um die Kinder, bei einem Viertel Tanten und Onkel, und 11 Prozent werden, zumindest offiziell, von Nachbarn oder Fremden versorgt.

Die 20.000 elternlosen Kinder sollen „sozial begleitet“ werden. „Bis heute gibt es aber keine effiziente Sozialarbeit in Rumänien“, sagt Voicu. Materiell geht es den verlassenen Kindern oft besser als ihren Altersgenossen. „Die meisten bekommen von ihren Eltern regelmäßig Geld überwiesen“, so Voicu. Dennoch neigen die Kinder zu Depressionen und zu Alkoholmissbrauch und kommen nicht selten mit dem Gesetz in Konflikt.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Südwest-Presse“, swp.de