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Südsudan: Nur mit dem nackten Leben davongekommen – auf der Flucht vor den Rebellen (Einsatzbericht)

Bericht vom 19.10.2010


Dem Massaker gerade noch entkommen: Severina, Paula und Nora mit ihren Kindern.


Glückliche Gesichter bei der Lebensmittelausteilung!

Sie massakrieren, vergewaltigen, entführen Kinder, morden und brandschatzen – die berüchtigten Rebellen von Joseph Konys „Lord’s Resistance Army“ (LRA). Die LRA treibt in der Grenzregion zwischen dem Kongo und dem Sudan ihr Unwesen und greift besonders die Dörfer entlang der Grenze an. Tausende Menschen haben vor den Gewalttaten dieser Armee die Flucht ergriffen. Wer es bis nach Kassia, einem Ort in der Nähe von Yambio im südlichen Sudan, geschafft hat, ist oft nur mit dem nackten Leben davongekommen.

Unser Einsatzleiter hat im September 2010 eine Lebens-mittellieferung nach Kassia durchgeführt. Dort, in einer Region des Elends und der Rettung zugleich, befinden sich viele versprengte Flüchtlinge. Er berichtet:

Die „Lord’s Resistance Army“ (LRA), eine brutale Rebellengruppe, attackiert immer wieder Dörfer im Kongo. Sie brennen alles nieder, plündern, stehlen Nahrungsmittel, enthaupten Männer, vergewaltigen Frauen und entführen Kinder, um sie für ihre eigenen Zwecke zu missbrauchen. Tausende von Familien fielen diesen Attacken schon zum Opfer. Diejenigen, die diesen Massakern entkommen können, fliehen in den Dschungel und hausen in Hütten aus Laub und Zweigen auf dem nackten Boden.

In den letzten Monaten haben die Überfälle dramatisch zugenommen. Tausende sind vertrieben worden und haben alles verloren. Unsere Freunde im Sudan schickten mir einen verzweifelten Hilferuf. Wir stellten Nachforschungen an und fanden heraus, dass zu diesen Flüchtlingen noch keine Hilfsorganisation vorgedrungen ist. Sie sind in ihrer Not völlig auf sich gestellt. Da ihnen alles genommen wurde, können sie auch keine Nahrungsmittel mehr anbauen.

Die Sicherheitslage dort ist schlecht und die Risiken für einen solchen Hilfseinsatz sind sehr hoch. Aber diese armen Familien benötigen dringend Hilfe. Wir entschieden uns trotz aller Gefahr dazu, Lebensmittel hinzubringen. Unser Team machte sich auf den Weg, kaufte die nötigen Nahrungsmittel und teilte sie direkt an die Opfer aus.

Der Weg nach Yambio war lang und gefährlich. Es ist Regenzeit und die staubigen Wege verwandeln sich dann in Schlammgruben. Unsere Lastwagen blieben immer wieder stecken. Wir konnten uns mit höchstens 25 Stundenkilometern vorwärts bewegen. Angespannt spähten unsere Männer auf der Fahrt bei Einbruch der Nacht durch die Dunkelheit. Sie fürchteten, dass Rebellen unseren Konvoi angreifen könnten. Manchmal waren Brücken eingerissen und wir mussten die Flüsse durchqueren.

Als wir in Kassia ankamen, erwarteten uns elende Verhältnisse. Bei meinem Gang durch das Flüchtlingslager lernte ich Charles kennen. Seine 25-jährige Frau wurde im September 2010 von den Rebellen während eines Überfalls auf sein Dorf entführt. Er und seine drei Söhne flohen in den Dschungel. Sie konnten sich bis nach Kassia durchschlagen. Er hat seitdem nichts mehr von seiner Frau gehört und befürchtet, dass sie tot ist.

Ich sprach auch mit einer Gruppe von drei Frauen. Alle waren traumatisiert. Sie mussten mit ansehen, wie ihre Männer von den Rebellen massakriert wurden. Die drei mutigen Frauen ergriffen ihre Kinder und rannten um ihr Leben. Auch sie schafften es bis nach Kassia, wo sie jetzt unter schlimmsten Bedingungen leben.

Alle Flüchtlinge waren von Schmerz und Hunger gezeichnet. Unsere Hilfslieferung wurde dringend benötigt. Unser Konvoi hatte 47 Tonnen Lebensmittel geladen. Die Lebensmittel wurden in Yei gekauft, einer Stadt im Sudan. Durch den Kauf einheimischer Nahrungsmittel unterstützen wir die lokalen Märkte in diesem Land und vermeiden gleichzeitig hohe Transportkosten und Einfuhrsteuern.

1.880 Familien haben jeweils einen Sack mit 25 kg Lebensmitteln erhalten. Insgesamt können daraus 313.000 Mahlzeiten zubereitet werden. Dankbar schleppten die Flüchtlinge ihre Säcke in ihre Behausung. Auf vielen Gesichtern erschien zum ersten Mal wieder eine Andeutung von einem Lächeln.

Die Flüchtlinge ergreifen trotz allem, was sie durchgemacht haben, das Leben. Aus den zersplitterten Familien haben sich die Söhne und jungen Männer zusammengetan und sich mit Macheten, Messern, Pfeil und Bogen ausgerüstet, um im Notfall ihre Familien verteidigen zu können. Diese selbstorganisierte Truppe überwachte auch die Austeilung der Lebensmittel. Wir waren unendlich dankbar, dass wir sicher und unversehrt nach Kassia gekommen sind und so vielen Familien in größter Not helfen konnten.

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