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Somalia: Hilfsgüter-Transport in ein „No-Go“-Gebiet (Einsatzbericht)

Bericht vom 20.11.2011


Bei der Verteilung der Hilfsgüter kann schnell Gewalt ausbrechen.


Die Frauen haben sich ihre Lebensmittelration gesichert.

Somalia ist derzeit eines der gefährlichsten Länder der Welt. Wer die Grenze von Äthiopien nach Somalia überquert, befindet sich in einer Welt, in der es keine Gesetze, keinen Schutz, keine Regeln mehr gibt. Doch genau dort, jenseits der äthiopischen Grenze auf somalischem Boden warten Tausende verzweifelte Menschen auf Hilfe. Sie sitzen dort im Niemandsland fest und haben nichts mehr zu essen. Die meisten Hilfsorganisationen haben aufgegeben, in Somalia zu helfen. Im Auftrag von Gebende Hände machte unser Projektleiter das scheinbar Unmögliche möglich und fand einen Weg zu den Flüchtlingen. Hier sein Bericht:

Auf meiner Suche nach logistischen und bürokratischen Wegen, Hilfsgüter nach Somalia zu transportieren, hörte ich immer nur eins: Unmöglich! Zu gefährlich! Kein Weg schien über die Grenze von Äthiopien nach Somalia zu führen. Die Äthiopische Regierung hat die Grenze zu einem Land abgeriegelt, in dem die islamistische Al-Shabaab-Miliz mit Terror und Gewalt wütet. Die pragmatische Entscheidung lautete „Abriegelung!“. Die Menschen jenseits der Grenze werden sich selbst überlassen.

Ich habe viele Anläufe unternehmen müssen, um Hilfsgüter-Lieferungen nach Somalia zu organisieren. Mehrere vorangehende Erkundungsreisen waren nötig, um einen Weg zu finden, wo vorher keiner war. Bei Dolo Ado konnten wir die Grenze nicht passieren. Erst bei Djibouti fanden wir einen Weg, der nicht gesperrt war.

Diesmal haben wir mehr als 12 bewaffnete Männer mitgenommen. Die Einheimischen raten uns, nicht nachts zu fahren. Es ist einfach zu gefährlich. Während der Fahrt sehe ich überall verstreute Grüppchen von Flüchtlingen. Sie lagern auf dem nackten Boden, mitten im Nichts. Es gibt kaum Wasser. Sie ernähren sich von trockenen Blättern und von dem, was sie sonst in der Hitze noch an Essbarem finden. Es ist mir völlig unerklärlich, wie sie bis jetzt überleben konnten.

Richtige Straßen gibt es in Somalia nicht. Tiefe Schlaglöcher und Treibsand bedrohen immer wieder unsere Fahrt. Und tatsächlich: unser Lastwagen gerät in ein tiefes Loch und bleibt mit einer Reifenpanne stecken. Eine normale Reparatur ist unmöglich. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als einen zweiten Lastwagen herbeizuordern. Wir warten eine gefühlte Ewigkeit in der brütenden Hitze. Endlich erscheint eine größer werdende Staubwolke am Horizont und der angeforderte Lastwagen nähert sich uns. Nun müssen alle anpacken und die Lebensmittelsäcke umladen – eine harte Strapaze.

Dann geht die Fahrt weiter. Bald halten wir nahe bei einer großen Ansammlung von Flüchtlingen. So weit mein Blick reicht, sehe ich nur Frauen und Kinder, Frauen und Kinder. Die somalische Durchschnittsfamilie besteht aus einer Mutter und 5 Kindern. Die Männer sind im Bürgerkrieg ums Leben gekommen oder zu Hause geblieben, um das Hab und Gut zu verteidigen. Die Somalis haben ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Sie helfen einander. Besonders die Frauen haben sich zusammengetan. Die somalischen Frauen sind mutig. Trotz des Elends bewahren sie Fassung. Die bunten Schleier, die ihre Gesichter eng umrahmen, bilden leuchtende Tupfen in der öden Landschaft. Sie sind wie Zeichen der Hoffnung mitten im Tod.

20 Tonnen Lebensmittel haben wir mitgebracht. Die Verteilung ist riskant. Die Menschen können wegen des Hungers, der sie zu Verzweiflungstaten treibt, immer wieder außer Kontrolle geraten. Dann heißt es, so schnell wie möglich wegfahren und mit mehr bewaffneten Sicherheitsbeamten wiederkommen.

Auf dem Weg sehe ich ein heruntergekommenes Camp der UNHCR nahe bei einer Schule. Dort sind 6.000 Kinder untergekommen. Bei meinen Verhandlungen mit Mitarbeitern der UN stellt sich heraus, dass für die nächsten 6-12 Monate noch dringend Nahrungsmittel-Unterstützung von einer Nichtregierungsorganisation für diese Kinder gesucht wird. Hier bietet sich eine große Chance für Gebende Hände, regelmäßig schlimmste Not zu lindern. Ich schaue mich um – auch hier sehe ich in Kinderaugen, in denen schon soviel Leid gezeichnet steht. Diese Augen haben sich mir fest ins Herz gebrannt und darum setzen wir alles daran, wiederzukommen – hoffentlich mit weiteren Hilfsgütern.

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