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Kenia: Sauberes Wasser! Ein ganzes Dorf hat Grund zum Feiern (Projektbericht)

Bericht vom 19.03.2015


Frauen zapfen frisches Wasser am Wasserkiosk.


Die Sonnenkollektoren im Einsatz.


Der Hochtank – eine stabile Konstruktion.


Eine bessere Zukunft – genug Wasser für alle.

Vom 16. bis 21. März 2015 hielten sich zwei Mitarbeiter von Gebende Hände in Kenia auf. Gemeinsam mit dem dortigen Projektpartner The Lifewater Kenya mit Sitz in Nakuru besuchten sie Wasserprojekte, die mit Spendengeldern aus Deutschland realisiert werden konnten. Höhepunkt und Hauptgrund ihrer Reise war jedoch die feierliche Einweihung des Wasser- und Solarprojektes in Lalwet. Hier ist ihr Bericht zu diesem denkwürdigen Tag:

Der 19. März 2015 ist ein Donnerstag. Eigentlich beginnt im März die Regenzeit in Kenia, aber auch heute strahlt die Sonne wieder vom fast wolkenlosen blauen Himmel. Es ist heiß und staubig, der Regen lässt auf sich warten. Menschen, Tiere und Pflanzen sehnen sich nach Wasser. Uns Mzungus (swahili für „Weiße“) kommt die Trockenheit am heutigen Tag – offen gestanden – dennoch recht, denn wir haben Großes vor. An diesem Morgen sind wir für 9.30 Uhr in der kleinen Geschäftsstelle von The Lifewater Kenya im Herzen Nakurus verabredet. Als alle Mitarbeiter und Gäste dort versammelt sind, überrascht uns David Maina, Wasser-Ingenieur und Direktor von The Lifewater, mit der Nachricht, dass das Büro heute sogar geschlossen bleibt, damit seine Mitarbeiter allesamt an der Einweihungsfeier in Lalwet teilnehmen können. Auch seine Familie wird dabei sein.

In seiner sorgsamen Art hat David Maina alles gut organisiert. Er händigt uns den Programmablauf aus und erläutert kurz, wie er die Fahrt durch das Dorf zu den einzelnen Projektstationen vorgesehen hat. Nach einem Gebet für diesen großen Tag steigen wir in die wartenden Autos und fahren los. Bald schon lassen wir den Stadtverkehr hinter uns und biegen ab von der einzigen geteerten Hauptstraße in Richtung Dorf. Nun müssen unsere Fahrer wieder ihr ganzes Geschick aufbieten, um Fahrzeuge und Insassen sicher um zahlreiche tiefe Schlaglöcher zu manövrieren. In großen Wolken wirbelt der Staub auf. Die wenigen grün gebliebenen Sträucher und Bäume sind braun überpudert. Überhaupt ist Braun – abgesehen vom blauen Himmel – der vorherrschende Farbton. Auf den kleinen Äckern stehen nur noch einige verdorrte Stängel und dürre Pflanzengerippe. Hier hatten die Menschen Mais, Bohnen und anderes Gemüse angebaut. Weil der Regen ausblieb, ist alles vertrocknet. Schafe, Ziegen und magere Rinder knabbern am Wegrand auf der Suche nach Futter alles an, was Sättigung verspricht.

Nach etwa einer halben Stunde erreichen wir unseren Treffpunkt auf einem höher gelegenen freien Plateau, von dem aus gute Rundumsicht auf das umliegende Land möglich ist. Nur Schatten gibt es hier keinen. Weitere Gäste sowie die Vertreter des kenianischen Solartechnik-Unternehmens werden erwartet. Gut, dass wir Mzungus uns vor der Sonne zu schützen wissen. Wir kramen nach der Sonnencreme – und müssen feststellen, dass sie im Hotel geblieben ist. Nun heißt es im wahrsten Sinne des Wortes „Farbe bekennen“! Immer mehr Dorfbewohner und Gäste treffen ein, hin und her werden herzliche Begrüßungen ausgetauscht. Die Mitglieder des Wasserkomitees tragen voller Stolz T-Shirts mit der Aufschrift „ihres“ Wasserprojektes vorn und einem tropfenden Wasserhahn auf dem Rücken. Schon werden Smartphones und Kameras gezückt und die ersten Fotos gemacht. David Maina erklärt den Neuankömmlingen den geplanten Ablauf, und dann setzt sich ein regelrechter Konvoi in Bewegung. Zwei etwas mitgenommen aussehende, aber geländetaugliche Motorräder sind unsere Vorhut. Im Schritttempo bewegt sich die Kolonne zum Wasserkiosk Nr. 5, begleitet von fröhlich winkendem „Fußvolk“, das sich dieses seltene Ereignis nicht entgehen lassen will. (Ein „Wasserkiosk“ ist ein winziges Häuschen, an dem gegen einen kleinen Obulus Wasser gezapft werden kann.)

Nun spielt sich in immer gleicher Weise bei jedem der fünf Wasserkioske das gleiche Zeremoniell ab: Wir steigen aus und werden von einer Handvoll begeistert klatschender und singender Frauen empfangen. Nachdem die ersten beiden Kanister gut unter den Wasserhähnen platziert sind, dürfen die Gäste aus Deutschland im Inneren des mit künstlichen Bougainvillea-Blüten geschmückten Kiosk abwechselnd die Zulaufhähne öffnen. Draußen herrscht jeweils großes Gedränge: Die einen wollen das Ereignis fotografisch festhalten, die anderen füllen so viele Kanister wie möglich mit Wasser, denn zur Feier des Tages gibt es das kühle Nass kostenlos. Bevor wir den letzten Wasserkiosk neben der Pumpstation ansteuern, erklimmen wir die etwa 800 m entfernte Anhöhe, auf der der gemauerte Speichertank thront. Von hier eröffnet sich ein wunderbarer Ausblick auf die Stadt Nakuru und den gleichnamigen See neben ihr. Leider ist sein stark salzhaltiges Wasser nur den Flamingos nützlich, die sich gern an den Schwarzalgen darin gütlich tun.

Der Wasserspeicher fasst rund 45.000 Liter. Im schmalen Schattenrand des Mauerwerks hat sich ein Hund niedergelassen, ihm scheint es hier zu gefallen. Zwei junge Männer haben eine kleine Holzleiter organisiert – ein Meisterstück afrikanischer Handwerkskunst. Flugs lehnen sie diese an den Tank und laden die Gäste zum Hochklettern ein. Pastor Tobon, der Leiter des Wasserkomitees, und die Vertreter des Solar-Unternehmens sind bereits oben, als wir Weißen die Sprossen noch leise zweifelnd beäugen. Werden sie uns wohl tragen? Beherzt steigen wir nacheinander hinauf. Oben strecken sich uns hilfsbereite Hände entgegen. Und dann können wir vom wirklich höchsten Punkt aus die schöne Aussicht und sogar eine kühlende Brise genießen. Nachdem die unvermeidlichen Fotos gemacht sind, geht es wieder hinunter und nun dem Höhepunkt des Tages entgegen – der feierlichen Einweihung von Pumpstation und Solaranlage.

Das Grundstück, auf dem im vergangenen Jahr lediglich ein schmuckloser Pflock im Boden das Vorhandensein einer Wasserquelle anzeigte, ist kaum wieder zu erkennen. Neben der Photovoltaik-Anlage mit 51 Sonnenkollektoren wurden Wasserkiosk Nr. 1 samt Hochbehälter und ein zwei Räume umfassendes Bürohäuschen errichtet. Die Anlage macht einen äußerst soliden Eindruck, sie ist umgeben von einem neuen Zaun aus Holz und Maschendraht, an dem entlang in bewährter Weise junge Bäumchen und Sträucher gepflanzt wurden. In der linken hinteren Ecke gibt es sogar ein Latrinenhäuschen – ein ganz besonderer Luxus!

Am weit geöffneten Tor werden wir ehrenvoll empfangen und bekommen glitzernde Girlanden umgehängt. An drei Seiten des Grundstücks sind schattenspendende weiße Zeltdächer aufgebaut, darunter Reihen von Kunststoffstühlen, von denen viele schon besetzt sind. Die Schar der Besucher wird immer größer. Sogar zwei junge Massai in ihrer traditionellen roten Tracht haben sich in der Nähe der Pumpstation niedergelassen. Mit unbewegten stolzen Mienen verfolgen sie schweigend das fröhliche Treiben. Es scheint, als habe sich wirklich das ganze Dorf versammelt. Alles in allem mögen wohl 350 Menschen zusammengekommen sein.

In den nächsten zwei Stunden – die Mittagszeit ist längst vorüber – folgt das eigentliche Festprogramm. Dafür haben die Dorfbewohner sich mächtig ins Zeug gelegt. Sogar eine kleine Verstärkeranlage mit Mikrofonen und Anschluss für eine E-Gitarre wurde organisiert. Zuerst führen die Frauen des Wasserkomitees zwei fröhliche Tänze zur Live-Musik auf. Dann sprechen nacheinander alle Verantwortungsträger und Ehrengäste der verschiedenen Gremien ihre Grußworte und halten ihre Dankesreden. Selbst der Leiter der Bezirkspolizei ist mit seinem Stellvertreter zugegen und richtet einige Worte an das Festpublikum. Den bewegendsten Moment aber erleben wir zum Schluss, als sich eine gebückte alte Frau aus der Projektgruppe erhebt und zum Mikrofon greift. Sie erzählt, dass sie 40 Jahre lang das schmutzige Wasser aus dem Fluss auf dem Rücken nach Haus habe schleppen müssen, und wie glücklich sie sei, dass sie jetzt sauberes Wasser direkt am Haus habe.

Nachdem der Gebende Hände-Repräsentant unter dem Jubel und Klatschen aller Gäste das Schleifenband am Wasserkiosk durchschnitten und die Widmungstafel enthüllt hat, erhalten die Ehrengäste handgearbeitete kleine Geschenke. Aber auch die Mitglieder des Wasserprojektes Lalwet werden geehrt. David Maina bedankt sich bei ihnen für ihren guten Zusammenhalt und ihr Durchhaltevermögen, ohne das sie ihr großes Ziel nicht so schnell hätten erreichen können.

Im Hintergrund hat sich währenddessen Verheißungsvolles getan: Mehrere waschkorbgroße Bottiche wurden herangeschleppt. Einen Teller nach dem anderen füllen die Frauen nun hoch voll mit den Köstlichkeiten daraus. Dampfender Ugali (der traditionelle stichfeste Maisbrei), Kartoffeln, rote Bohnen und anderes Gemüse werden ausgeteilt. Das Festessen, dem sicher schon mancher Gast mit knurrendem Magen entgegenfieberte, kann beginnen!

Noch reichlich eine Stunde vergeht mit fröhlichem Schmausen und Unterhaltung. Während die letzten Dorfbewohner noch mit Essen versorgt werden, tragen sich alle Ehrengäste und auswärtigen Besucher in das Gästebuch der Dorfgemeinschaft ein. Dann ist es für uns Zeit, Abschied zu nehmen. Ein letztes Mal drücken die Bewohner von Lalwet uns mit Umarmungen, Händeschütteln und überschwänglichen Worten ihre Dankbarkeit aus. Gern nehmen wir einen großen Sack voller Dank und Grüße mit nach Deutschland, um ihn dort an all jene weiterzugeben, die an der Verwirklichung dieses umfangreichen Projekts beteiligt waren – allen voran ein Unternehmen aus Süddeutschland, das mit einer großzügigen Spende die finanzielle Hauptlast des Wasser- und Solarprojekts Lalwet in Kenia getragen hat.



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