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Syrien: Die Stadt der hundert Rollstühle (Einsatzbericht)

Bericht vom 11.09.2020


Ein Blick in traurige Augen...


Kinderprothesen – der Krieg zeigt sich von seiner schlimmsten Seite!

Der letzte Einsatz unseres Projektleiters Derek H. in einer türkischen Stadt an der syrischen Grenze war besonders. Besonders deshalb, weil die Begegnungen dort besonders herausfordernd waren, besonders schwer zu verarbeiten, besonders schwer in Worte zu fassen: Begegnungen mit syrischen Kindern, die bei den kriegerischen Auseinandersetzungen verwundet, verstümmelt oder entstellt worden waren. Derek schreibt:

Seit über 25 Jahren begegne ich bei meiner Arbeit den Verwüstungen, Traumata und Tragödien, die Naturkatastrophen wie Erdbeben, Tsunamis, Dürre und Überschwemmungen hinterlassen, die aber genauso auch durch Kriege verursacht werden. Das hat mich zwar abgehärtet, aber es gibt viele Erfahrungen und Bilder, die so eindrücklich oder verstörend waren, dass ich sie nie wieder vergessen kann. Dieser letzte Einsatz für syrische Flüchtlingsfamilien in der Türkei ist eine solche Erfahrung.

Meine Frau und ich fahren in die türkische Grenzstadt Reyhanli. Als Erstes fallen mir die zahllosen Rollstühle ins Auge: Sie sind einfach überall, in den Straßen, auf den Gehwegen, vor den Türen von Geschäften und Wohnhäusern. Als wir das erste Haus betreten, sehe ich dort ein Paar Kinder-Beinprothesen stehen. Daneben auf dem Fußboden ihr „Eigentümer“, ein neunjähriger Junge, der bei einem Luftangriff beide Beine von den Knien abwärts verloren hat. Der Blick aus seinen dunklen Augen spricht Bände darüber, was er durchgemacht hat. Er ist tiefernst, nicht einem Kind seines Alters entsprechend. Seine Traurigkeit brennt sich schmerzhaft in mein Herz.

Damit beginnt eine Reihe schwieriger Besuche bei schwer verletzten Kindern und ihren Familien – oder denen, die davon übrig geblieben sind. Die Verluste sind überwältigend, nichts ist mehr heil – nicht das Zuhause, die Familie, der Körper – und manchmal nicht einmal der Verstand. Der Anblick der Kinder, die wir treffen, ist ein einziger Aufschrei zerschmetterter Körper und zerstörter Leben. Hoffnungen, Träume und Pläne: für immer verloren. Eine Traurigkeit, deren Tiefe kaum noch zu fassen ist. Und dann sind da noch die toten Kinder. Aber vielleicht haben sie es sogar besser…

Ich liebe Kinder, bin selbst Vater. Diese Begegnungen haben mich tief getroffen. Junge, unschuldige Kinder, die nun einem langen schmerzhaften Aufarbeitungsprozess entgegensehen – alle Opfer eines sinnlosen, brutalen und blutigen Krieges.

Gebende Hände möchte auch weiterhin helfen, Liebe und Hoffnung weiterzugeben. Danke an alle Spender, die mit uns die schwer gezeichneten syrischen Kinder unterstützt haben!



Schlagwörter: Syrien, Kinder, Krieg, Bürgerkrieg, Traumata, Prothesen, Bombardierungen, Luftangriffe, Flüchtlinge, versehrt, verkrüppelt, Baschar al-Assad