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Äthiopien: Ein Land und seine vergessenen Kinder (Reisebericht) |
Bericht vom 05.06.2009
Eines der „vergessenen“ Kleinen, denen wir Überlebenshilfe brachten. |
Warum dann diese Not? Es ist eine „grüne Dürre“, wie man hier sagt – geringe Niederschläge führen zu geringen Ernten, diese führen zum Hunger, und so verhungert ein Volk freundlicher warmherziger Menschen, ihre Kinder sterben. Auch wenn dies keine Hungersnot bisher erlebten Ausmaßes ist, es ist doch eine ernstzunehmende Krise.
Wir erreichen das Dorf, in dem die erste Lebensmittelverteilung stattfinden soll, und wie immer ist die dumpfe Verzweiflung in der wartenden Menge beinahe mit Händen zu greifen. Fast alle hier haben stundenlange Fußmärsche hinter sich. Man möchte den flehentlichen Blicken der Mütter gern ausweichen, mit denen sie auf die Krankheit und Not ihrer Kinder aufmerksam machen wollen, aber manches Mal muss ein Lächeln genügen – es ist alles, was man geben kann – dieses Mal.
Wir werden zu einem überdachten Bereich geführt, wo dicht gedrängt Mütter mit ihren Babys sitzen. Die wenigen „Auserwählten“. Auserwählt deshalb, weil sie in der schlimmsten Verfassung sind. Denen, die draußen warten, geht es kaum besser, aber wir können unmöglich jedem helfen.
Wir gehen durch die Reihen der wartenden Mütter, und uns graut bei dem, was wir sehen. Es ist mehr als offensichtlich, dass unsere Hilfe für einige dieser Kinder schon zu spät kommt, und das bricht uns das Herz. Beinahe alle haben geschwollene Beine und Füße, die, wenn sie gedrückt werden, Vertiefungen zurückbehalten. Andere haben verquollene Köpfe und Augen, die kleinen Bäuche sind aufgebläht, wieder andere sind erbärmlich dünn und haben merkwürdig verfärbte Haut und Haare. Alle sind für ihr Alter hoffnungslos klein. Das alles sind Zeichen einer ernsten, fortgeschrittenen Unterernährung.
Mit Kindern verbindet sich fast immer der Klang von Lachen, Klatschen, Rennen und Spielen. Nicht bei diesen Kindern: Sie haben nicht einmal genug Kraft, um zu schreien. Ihre einzige Beschäftigung besteht in dem verzweifelten Kampf ums Überleben, noch einen weiteren Tag, und die Gesichter ihrer Mütter zeigen, dass ihnen dies nur zu gut bewusst ist ...
Wir verteilen an verschiedenen Orten Nahrungsmittel; oft liegen mehrere Stunden Fahrt dazwischen. Am Schluss sind wir erschöpft, schmutzig und voller Verzweiflung. Überall bietet sich uns das gleiche Bild – es gibt kein Happy End.
Kinder, kleine Kinder in Äthiopien sterben vor Hunger, – und die Welt hat sie vergessen.
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