Uganda: Ein Land feiert 50 Jahre Unabhängigkeit

 
Meldung vom 09.10.2012

Uganda feiert sein 50-jähriges Bestehen als unabhängiger Staat. Am 9. Oktober 1962 wurde Uganda nach 70 Jahren Kolonialherrschaft unabhängig. In den vergangenen 50 Jahren ist viel passiert. Doch noch immer kommt es zu Menschenrechtsverletzungen, Unterdrückung und Vetternwirtschaft.

Milton Obote schwor vor 50 Jahren den Amtseid und wurde erster Präsident Ugandas. Am 9. Oktober 1962 feierten die Menschen im Herzen Afrikas stürmisch ihre Unabhängigkeit. Obote hatte seine politische Karriere in Kenia aufgenommen und später in Uganda mehrere Parteien ins Leben gerufen, die im kolonialen Scheinparlament gegen die Kolonialherrschaft Stellung bezogen.

Im Gefolge protestantischer Missionare und der kommerziellen Vorhut der Imperial British African Company hatte das britische Empire Uganda 1894 zum Protektorat ausgerufen. Fast 70 Jahre regierten die Kolonialherren über Uganda und behandelten die Bevölkerung nach dem bewährten Prinzip des „Teile und Herrsche“. Buganda im Süden bot die meisten wirtschaftlichen Anreize für die Besatzer: Elfenbeinhandel, später Kaffee- und Baumwollanbau waren sehr lukrativ. Überdies hatte der nach Vorherrschaft strebende König von Buganda Missionare und Gouverneure herzlich willkommen geheißen.

Also installierten die Kolonialherren Chiefs aus Buganda in nicht-bugandisches Gebiet, was den Gegensatz zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen zuspitzte. Im wenig fruchtbaren Norden, in dem nilotische Gruppen ansässig waren, hatten die Briten keine soziale Infrastruktur vorgefunden. Daher wurden die „Northerner“ weitestgehend ignoriert und lediglich in Militär und Polizei einberufen.

Doch ab den 20er-Jahren bildeten schwarze Ugander – Intellektuelle, Landbesitzer, Händler und Beamte – eigene Organisationen und verlangten mehr Mitspracherecht bei den Geschicken des Landes. Der Druck auf die britische Kolonialmacht nahm zu. 1958 wurden erstmals direkte Wahlen zum Legislativrat erlaubt und nach den Wahlen von 1962 wurde Milton Obote als Führer einer Koalition Regierungschef des Landes und geleitete es in die Unabhängigkeit. Aber Milton Obote verstand wenig vom Regierungsgeschäft und stürzte das Land ins Chaos. Sein Nachfolger, Armeechef Idi Amin, der sich 1971 an die Macht putschte, erwies sich als brutaler Diktator.

Der General, gebürtig aus dem Südsudan, wurde Schlächter genannt, denn er ließ in den 70er-Jahren 300.000 Oppositionelle kaltblütig umbringen. 1980 kam nach manipulierten Wahlen erneut Milton Obote an die Herrschaft. Unter ihm erlitten die Bewohner Bugandas furchtbare Folterungen, eine Million Menschen wurde massakriert, auch im Krieg gegen die Guerilla von Obotes hartnäckigstem Gegner, Yoweri Museveni.

Als der „Befreiungsheld“ 1986 die Regierung übernahm, ging zum ersten Mal ein Aufatmen durch das Land. Der Westen begrüßte Yoweri Museveni als Vertreter der neuen, modernen Generation afrikanischer Anführer. Er verschaffte sich Respekt mit seiner vorbildlichen AIDS-Politik, neo-liberaler Wirtschaftspolitik und mit seiner guten Beziehung zu den USA. In den meisten Landesteilen kehrte Stabilität ein.

Doch der bekannte ugandische Politikwissenschaftler Mahmood Mamdani bemängelt: „Museveni schloss die Tür für die Politiker des Nordens. Seine Bewegung lehnte eine politische Lösung mit den Anführern des Volkes der Acholi ab, zum Beispiel mit dem Priester Joseph Kony.“ Der Oppositionspolitiker Ronald Okumu gibt zu bedenken: „Präsident Museveni mochte die Acholi nicht, die [unter Obote] die Armee dominiert hatten. Als er die Macht übernahm, sagte er zu uns: ,Ich werde Euch Acholi wie Heuschrecken in eine Flasche einschließen. Ihr werdet Nahrung suchen, aber keine bekommen. Dann beginnt Ihr, euch gegenseitig aufzufressen.’“

Seit mehr als 20 Jahren verfolgt die ugandische Armee die mittlerweile stark geschwächte Lord's Resistance Army Joseph Konys, eine der grausamsten Milizen Afrikas. 25.000 Kinder verschleppte sie bisher und drillte sie zu Soldaten. Doch auch Museveni ging mit äußerster Gewalt vor: Auch er hatte in seinem Guerilla-Kampf gegen Obote Kindersoldaten befehligt. Viele Acholi wurden in Lager weggesperrt, in denen Tausende an Hunger und Krankheiten starben.

Heute gilt Uganda als relativ sicher. Die Wirtschaft wächst um etwa sieben Prozent. Seit der Unabhängigkeit hat sich das Pro-Kopf-Einkommen von knapp 50 Euro auf rund 1.000 erhöht. Uganda entwickelte sich zum Vorzeigeschüler im Kampf gegen HIV/Aids und übernahm im Rahmen internationaler Truppeneinsätze eine wichtige Rolle bei der Befriedung der Region.

Dennoch gibt es auch Schattenseiten der „Perle Afrikas“, wie Uganda genannt wird. Die Infrastruktur ist rückständig und „Landgrabbing“ stellt ein großes Problem dar, zudem werden Vorwürfe von Menschenrechtsverstößen immer lauter. Laut nationalem Entwicklungsplan würde es rund zehn Mrd. Euro kosten, um in den kommenden Jahren eine Infrastruktur anzulegen, die dem Land den erhofften Sprung zum Schwellenland erlauben würde.

Oppositionelle Bestrebungen und Demonstrationen der Bevölkerung werden allerdings niedergeschlagen. Jüngste Proteste gegen hohe Benzin- und Lebensmittelpreise wurden von Soldaten mit scharfer Munition zum Schweigen gebracht. Korruption gehört zum Alltag in Uganda und die Meinungsfreiheit besteht nur sehr eingeschränkt. Mit einer Mischung aus Repression und Klientelpolitik klammert sich Museveni nach wie vor hartnäckig an die Macht.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Deutschlandradio“, dradio.de