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Zur Geschichte und Problematik des Landes
Ghana ist ein vergleichsweise kleines Land in Westafrika, das hauptsächlich durch Gold weltwirtschaftliche Bedeutung erlangt hat. Das Land ist reich an kostbaren Rohstoffen. Das wussten auch die Briten, die 1820 Handelsposten an der Küste eröffneten. Im Jahr 1874 erklärten die Briten den Küstenstreifen Ghanas zur Kronkolonie. Später erweiterten sie das britisch beherrschte Gebiet bis nach Zentralghana.Zu Beginn der Kolonialzeit Ghanas verbündeten sich die Briten mit den in Ghana ansässigen Stämmen. Doch die Kolonialherren wurden immer wieder mit Widerständen der lokalen Bevölkerung konfrontiert. Schließlich gründeten die Ghanaer eine nationale Partei, die die Unabhängigkeit des Landes zum erklärten Ziel hatte. Gallionsfigur dieser Bewegung war der Gründerpräsident und Nationalheld von Ghana, Kwame Nkrumah.
Bei den Wahlen 1950 gewann Nkrumahs Partei mit großer Mehrheit nahezu landesweit. 1951 sah sich die Kolonialverwaltung gezwungen, den inzwischen festgenommenen Nkrumah aus dem Gefängnis zu entlassen und ihn in die Regierung einzusetzen. Während der Regierungszeit seiner Partei von 1951 bis 1954 wurde an der Goldküste noch unter britischer Herrschaft eine beachtliche Infrastruktur aufgebaut. Besonders in die Bereiche Verkehr und Bildung wurde viel investiert.
Am 6. März 1957 endete die Ära der britischen Kolonie Goldküste, und die Republik Ghana erklärte ihre Unabhängigkeit. Doch ganz wandte sich das Land nicht von Großbritannien ab. Ghana schloss sich als erstes schwarzafrikanisches Land dem Commonwealth of Nations an.
Nach seiner Unabhängigkeit kam Ghana nicht so schnell zur Ruhe. In den Jahren 1966, 1972, 1978 und 1979 erschütterten Militärputsche das westafrikanische Land. Unter dem Joch der kleptokratischen* Militärjunta von Ignatius Kutu Acheampong schlitterte das Land in eine Schuldenfalle. Die 70er Jahre waren von Korruption, Machtmissbrauch und Willkür geprägt.
1981 putschte sich der Luftwaffenhauptmann Jerry Rawlings an die Macht, der zunächst diktatorisch regierte. Doch 1992 bescherte er dem Land eine demokratische Verfassung, freie Wahlen, Meinungs- und Pressefreiheit und die Anerkennung der Menschenrechte. Während seiner Herrschaft gelang es Rawlings, Ghana unter anderem mit Hilfe der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) wirtschaftlich wieder zu stabilisieren.
Seit 1992 durchlief das Land mehrere erfolgreiche demokratische Wahlen, bei denen wechselnde Präsidenten im Amt bestätigt wurden. Die Wahlen gingen friedlich und ordnungsgemäß vonstatten. Das ist ein sicheres Zeichen dafür, dass Ghana zu einem der stabilsten Länder Afrikas gehört. Im Dezember 2012 wurde John Dramani Mahama mit 50,7 Prozent der Stimmen zum Präsidenten gewählt. Bei den Wahlen am 7. Dezember 2016 gingen insgesamt sieben Präsidentschaftskandidaten ins Rennen, darunter der bisherige Präsident John Mahama und der oppositionelle Kandidat Nana Akufo-Addo. Der Herausforderer Akufo-Addo erzielte 53,85 Prozent der Stimmen und wurde neuer Präsident. Mahama kam auf 44,40 Prozent. Damit musste zum ersten Mal in der Geschichte Ghanas ein amtierender Präsident sein Amt durch ein demokratisches Wahlergebnis abtreten. Im Dezember 2020 wurde Akufo-Addo als Präsident wiedergewählt.
Obwohl Ghana selbst noch als Dritte-Welt-Land eingestuft wird, ist es inzwischen im Vergleich zu den Nachbarländern zu einem höheren Grad an Wohlstand gekommen. Deswegen erweist sich das Land als Magnet für Flüchtlinge. Zehntausende Menschen aus Togo, Burkina Faso, Liberia, Niger und Nigeria sind in dem Land untergekommen, oft in überfüllten Flüchtlingslagern.
Dabei hat das Land mit vielen internen Problemen zu kämpfen. Es gibt eine massive Landflucht. Jugendliche strömen in die Städte, um Arbeit zu finden. Da sie aber nur eine geringe Bildung vorweisen können und es nicht genügend Arbeitsplätze gibt, landen die meisten auf der Straße. Allein in Accra gibt es nach offiziellen Angaben etwa 30.000 Straßenkinder.
Ghana ist kein Land, das von Dürrekatastrophen heimgesucht wird. Die Landwirtschaft produziert genug. Doch die ungleiche Verteilung der Nahrungsmittel stellt eines der ungelösten Probleme des Landes dar. So waren im Jahr 2008 noch etwa 14,3 Prozent der Kinder unter fünf Jahren unterernährt. Die Wirtschaftspolitik gilt als gut durchdacht. Dennoch zählt der Staat nach wie vor zu den ärmsten Ländern der Welt: 2007 lebten noch 28,5 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze.
* Als „kleptokratisch“ bezeichnet man Personen in hohen Ämtern, die sich bereichern, indem sie ihre privilegierte gesellschaftliche Stellung zum Schaden anderer ausnutzen (griechisch „klepto“ = „stehlen“ und „kratia“ = „Herrschaft“).