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Zur Geschichte und Problematik des Landes



 
Honduras verbindet eine lange, mitunter leidvolle Geschichte mit den USA. Nicht umsonst behandelt das bekannteste Werk der honduranischen Gegenwartsliteratur, der Roman „The Big Banana“ von Roberto Quesada (*1962), das Leben honduranischer Exilanten in New York. Der Autor zieht mit dem Titel einen symbolischen Vergleich zwischen „The Big Apple“ (New York) und „The Big Banana“ (Honduras als „Bananenrepublik“ Amerikas), um klarzustellen, dass auch Honduraner im Exil und unter sehr schweren Lebensbedingungen Nationalstolz besitzen.

 
Die wechselvolle Geschichte von Honduras spielte sich eine lange Zeit immer zwischen den Gegensätzen Fremdbestimmung und Selbstbestimmung ab. Begonnen hatte die Fremdbestimmung, als Christoph Kolumbus im Jahre 1502 bei Trujillo im Norden von Honduras erstmals seinen Fuß auf das amerikanische Festland setzte. Er verlieh dem Land in Anspielung auf die große Tiefe des Wassers vor der Karibikküste den Namen „Honduras“ (Spanisch: hondura = Tiefe).

Besiedelt war das Land zu der Zeit von zahlreichen indigenen Stämmen. Die Geschichte der Besiedlung von Honduras reicht aber noch weiter in die Vergangenheit zurück: Es gibt Ruinen von Bauwerken der Maya, die auf 1.000 v. Chr. datiert werden. Doch wie viele Stadtstaaten der Maya wurden auch diese aus mysteriösen Gründen um etwa 900 n. Chr. verlassen.

 
Honduras durchlief dann eine für die Ureinwohner schmerzhafte und blutige Zeit der Kolonialisierung. Die spanischen Konquistadoren hatten ein Auge auf den Landstrich geworfen. Cristóbal de Olid ging am 3. Mai 1523 an Land und eroberte es im Auftrag der spanischen Krone. Als die Spanier bei ihrem Vormarsch 1524 in das ehemals von den Maya besiedelte Gebiet eindrangen, trafen sie auf zahlreiche untereinander verfeindete Indiostämme, die sich zunächst erbittert zur Wehr setzten.

Nach mehreren weiteren Kriegszügen konnten die Spanier schließlich 1536 den von Häuptling Lempira geführten Aufstand niederschlagen. Die Tatsache, dass die heutige honduranische Währung „Lempira“ heißt, zeigt, wie sehr sich die Bevölkerung mit dem indigenen Häuptling, der lange Zeit Widerstand gegen die Besatzer geleistet hat, identifiziert. Das sagt viel über den verletzten Nationalstolz der Honduraner aus.

Schon bald errichteten die Spanier zahlreiche florierende Städte, darunter auch die heutige Hauptstadt Tegucigalpa. Sie wurde 1579 als Siedlung in der Nähe von Gold- und Silberminen gegründet. Auf die Erbeutung von Edelmetallen waren die Spanier hauptsächlich aus. Kriege, üble Behandlung bei der Zwangsarbeit und eingeschleppte Krankheiten reduzierten die Bevölkerung der Ureinwohner von über 1,2 Millionen auf ca. 88.000 im Jahre 1778. Die Indios durften zwar Gemeindeland zur Selbstversorgung weiter bewirtschaften, mussten sich aber als Arbeitskräfte für Bergwerke und Ländereien der Kolonisten versklaven lassen. Die heutige Bevölkerung besteht hauptsächlich aus sogenannten Mestizen, einer Mischung aus indigenen Ureinwohnern und spanischen Einwanderern. Es gibt aber auch noch einige vollständig indigene Stämme.

1821 erklärte die Provinz-Oligarchie Honduras für unabhängig. Sie schloss sich mit dieser Entscheidung der Rebellion der anderen zentralamerikanischen Provinzen gegen die spanische Krone an. Leider stritten von Beginn der „Freiheit“ an mehrere Fraktionen der Oligarchie um die Macht, so dass von 1821 bis 1876 rund 85 Regierungen einander ablösten.

 
Erst 1876 konnte sich eine stabile Regierung etablieren, und Präsident Marco Aurelio Soto bewirkte eine liberale Wende: Er säkularisierte den Kirchenbesitz, setzte die Zivilehe durch und entwickelte ein staatliches Bildungswesen. Gleichzeitig setzte sich Soto für die Weltmarktöffnung des isolierten Landes ein. Großzügige Konzessionen zogen US-Konzerne an – eine Entwicklung, die Honduras schließlich zur sogenannten „Bananenrepublik“ der USA degradierte.

Damit wurde ein weiteres Kapitel der kolonialähnlichen Fremdbestimmung aufgeschlagen. Drei US-amerikanische Konzerne kauften riesige Flächen im karibischen Tiefland auf. Sie investierten in den Bau von Straßen, Eisenbahnen und Wohnviertel für ihre Arbeiter und entwickelten sich zum größten Arbeitgeber im Land.

Doch ihnen wurde auch große soziale Ungerechtigkeit nachgesagt: Sie entrichteten nur geringe Steuern, obwohl ihr Profit den Staatshaushalt übertraf. Sie sorgten dafür, dass die „Enklave“ zum weltgrößten Exporteur von Bananen aufstieg, aber bestachen die Politiker und statteten die folgenden willfährigen Diktatoren mit Geld und Waffen aus. Die Arbeiter auf den Plantagen dagegen erhielten einen Hungerlohn. Als die Diktatoren mehrere ausbrechende, heftige Streiks und Unruhen nicht mehr niederschlagen konnten, entsandte Washington Interventionstruppen.

 
Während der Weltwirtschaftskrise in den 1930er-Jahren kaufte die United Fruit Company den Cuyamel-Konkurrenten auf und agierte fortan als „Staat im Staate“. Der Streik von rund 25.000 Arbeitern auf den US-amerikanischen Bananen-Plantagen im Jahre 1954 bedeutete einen Wendepunkt. Die Macht des US-Konzerns wurde beschnitten. Ab dem Zeitpunkt griff der Staat stärker in die Produktion und Vermarktung der Bananen ein. Die riskante Monokultur der Banane wurde aufgehoben. Der Anteil der Bananen am Gesamtexport verringerte sich von rund 50 % in den 1960er-Jahren auf ein Drittel in den 1990er-Jahren. Besonders Kaffee wurde zum neuen erfolgreichen Exportgut. Doch den Ruf als Bananenrepublik hat Honduras bis heute nicht verloren.

Politisch gesehen war das Land sehr lange instabil: Es gab 125 Militärputsche innerhalb von 150 Jahren. Erst seit Ende der 1980er Jahre sind die jeweiligen Staatspräsidenten aus freien und demokratischen Wahlen hervorgegangen. Doch der Einfluss der USA blieb immer präsent: Das von Schuldenkrisen geschwächte Land hängt immer wieder am Tropf ausländischer Überlebenshilfe (insbesondere aus den USA), die es jedoch nicht ohne Gegenleistungen gibt. Die Regierung musste beispielsweise wohl oder übel hinnehmen, dass Honduras als Brückenkopf der USA im unerklärten Krieg gegen Nicaragua benötigt wurde. Die Tradition der Fremdbestimmung wurde um eine neue Variante bereichert, das Wort „Bananenrepublik“ erhielt eine neue Begründung.



Die Wahlen 2005 gewann Manuel Zelaya Rosales. Als sich Zelaya nach vier Jahren Amtszeit entgegen der Verfassung an die Macht klammerte, wurde er 2009 durch das Militär gestürzt. Der Putsch sorgte über Nacht für einen Alptraum: Sämtliche Radio- und Fernsehsender wurden gesperrt, das Internet blockiert, 48-stündige Ausgangssperren verhängt. Die vom Militär aufgezwungene Interimsregierung wurde international nicht anerkannt. Sämtliche EU-Staaten und sämtliche Staaten Amerikas, mit Ausnahme der USA, zogen ihre diplomatischen Vertretungen ab. Nicaragua, El Salvador und Guatemala schlossen ihre Grenzen zu Honduras. Der Putsch scheiterte. Im November 2009 fand wie geplant die Wahl statt. Neuer Präsident wurde Porfirio Lobo Sosa.

Als Nachfolger von Porfirio Lobo Sosa ist der Rechtsanwalt Juan Orlando Hernández seit Januar 2014 Präsident von Honduras, nachdem er bei der Wahl im November 2013 gegen Xiomara Castro gewann. Im Nachgang zu den Wahlen im November 2017, welche Hernández knapp gewonnen hatte, wurden Manipulationsvorwürfe erhoben und die Opposition mit dem Kandidaten Salvador Nasralla lehnte das Ergebnis ab. Folgende Unruhen wurde durch ein hohes Polizeiaufgebot und viele Verhaftungen niedergeschlagen.

 
Honduras leidet unter vielen wirtschaftlichen und sozialen Problemen. Es gilt als eines der unsichersten Länder der Welt. In den Städten ereignen sich täglich unzählige Morde, Überfälle, Vergewaltigungen, Einbrüche und Entführungen. Für viele Verbrechen sind sich bekämpfende Jugendbanden (maras) verantwortlich, die die Städte und Armenviertel terrorisieren. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 40 Prozent und der Durchschnittslohn beträgt rund 200 Euro monatlich. Mehr als die Hälfte der Einwohner führt ein Dasein unterhalb der Armutsgrenze, ein Fünftel sind Analphabeten. Jedes Jahr emigrieren viele Honduraner ins Ausland, hauptsächlich in die USA. Anzeichen von Unter- und Fehlernährung sind überall zu finden. Zusätzlich ist das Land durch Wirbelstürme gefährdet – in schlimmer Erinnerung bleibt noch die große Zerstörung durch Hurrikan Mitch 1998. Die medizinische Versorgung ist mangelhalft und fehlt in manchen Teilen des Landes vollständig.