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Indien: Der Tiger auf Diät

Meldung vom 02.04.2015

Palash ist gelb, groß, gestreift und wurde seit einigen Wochen ohne seine Zustimmung auf Diät gesetzt. Doch nicht nur der populärste Bengalische Tiger des Zoos von Mumbai, auch seine acht Artgenossen sowie die Leoparden, Löwen und Geier im Sanjay-Gandhi-Nationalpark müssen sich an einen anderen Speiseplan gewöhnen. Statt Rindfleisch bekommen sie vorerst nur noch Huhn in den Napf.

Grund dafür ist ein Streik der Schlachthäuser und der wiederum eine Reaktion auf ein neues Gesetz. Im Gliedstaat Maharashtra, dessen Hauptstadt Mumbai ist, setzten Anfang März hindu-nationalistische Kräfte eine schon lange gefordertes Dekret durch: Der Verkauf, Besitz und Verzehr von Rindfleisch wurde verboten. Aus Protest gegen die Maßnahme setzen sich die Schlachthäuser zur Wehr.

Auch Wasserbüffel, die anders als Kühe im Hinduismus nicht als heilig gelten, werden deshalb vorerst nicht mehr getötet. Aus Büffelfleisch besteht der größte Anteil verkauften Rindfleischs im Gliedstaat, sein Verzehr ist auch in Maharashtra weiterhin erlaubt. Palash verträgt die Umstellung bis jetzt ganz gut, lässt die Zooleitung wissen. Doch sei jeder Tiger auf den Blutgeschmack roten Fleisches aus. Diesen den Tieren langfristig vorzuenthalten, sei problematisch.

Natürlich werden nicht nur die Raubtiere im Mumbaier Zoo durch die neue Regelung in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch viele Menschen. Tausende von Viehhändlern und Gerbern sehen sich in ihrer Existenz bedroht. Ärmere Bevölkerungsschichten müssen Fleisch gänzlich entbehren, weil sie sich das teurere Huhn nicht leisten können.

Da in all diesen Gruppen besonders viele Angehörige religiöser Minderheiten zu finden sind, grenzt das neue Gesetz auch an Diskriminierung. Das will man in der BJP, der Partei von Indiens Premierminister Modi, die auch in Maharashtra die Regierung stellt, selbstverständlich nicht wahrhaben. Sicherheitsminister Singh gab kürzlich bekannt, man plane ein landesweites Rindfleischverbot.

Für Palash und seine Freunde stehen die Zeichen erst einmal auf Entwarnung. Die Schlachthausbetreiber haben ein Ende ihres Streiks in Aussicht gestellt, bald führt der Markt wieder rotes Fleisch. Das Gesetz und alles, wofür es steht, bleibt aber in Kraft.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Neue Zürcher Zeitung, NZZ Online“, nzz.ch

Schlagwörter: Indien, Rindfleisch, Rindfleischverbot, Tiger, Zoo, Bengalischer Tiger, Hindu-Nationalisten, Gesetz, Dekret, Vegetarismus, heilig, Kuh, Schlachter, Gerber, Streik, Schlachtereien, Mumbai, Strafe, Maharashtra