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Äthiopien: Warum Saudi-Arabien kein Eldorado ist

 
Meldung vom 25.08.2023

Äthiopien leidet unter vielerlei Krisen, immer noch gibt es Gebiete im Bürgerkrieg, Dürren schaffen Hunger und ethnische Konflikte treiben Menschen in die Flucht. Jetzt gibt es neue Berichte über Migranten aus Äthiopien, die an der Grenze zum Jemen erschossen wurden. Davon berichtet Human Rights Watch.

Hunderte, womöglich sogar tausende äthiopische Migranten wurden im Zeitraum zwischen März 2022 und Juni 2023 einem kürzlich veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) zufolge von saudischen Grenzkräften erschossen oder schwer verwundet. Darüber gäbe es zahlreiche Augenzeugenberichte, die HRW zusammen mit anderen belastenden Dokumenten in dem Report publik gemacht hat.

HRW listet Tötungen von Migranten an der jemenitisch-saudischen Grenze bereits seit 2014 auf. In den vergangenen Monaten scheine es sich aber um eine bewusst herbeigeführte Eskalation sowohl hinsichtlich der Zahlen als auch der Art der gezielten Tötungen zu handeln, sagt die Menschenrechtsorganisation in ihrem Report: „Das Muster der Misshandlungen hat sich ganz offenbar von einer Praxis gelegentlicher Schießereien zu weitverbreiteten und systematischen Tötungen verändert“, erklärt Sam Dubberley, Leiter des Digital Investigations Lab bei HRW. Womöglich seien nicht nur hunderte, sondern tausende Migranten ums Leben gekommen, ergänzt auch er.

Wäre es nicht nur massenhaft und systematisch zu Tötungen gekommen, sondern könnte auch eine Strategie der staatlichen Politik der vorsätzlichen Ermordung einer zivilen Bevölkerung dahinter stecken, dann wären sie ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, argumentieren die Autoren des HRW-Reports. Ob dem so sei, ist aber noch nicht zu belegen.

„Allerdings berichteten uns Augenzeugen detailliert über Uniformen. Das weist in Richtung des saudischen Grenzschutzes“, so Dubberly. Die Augenzeugen hätten zudem von großen Geschützen und dem Einsatz von Lastwagen gesprochen. „Daher sind wir der Überzeugung, dass der saudische Grenzschutz dafür verantwortlich ist.“

Grund für die Migration nach Saudi-Arabien dürfte die Armut in Äthiopien gewesen sein. Das Land ist für die Flüchtlinge ein Ziel, weil sie von dem dortigen Wohlstand gehört haben. Rund 750.000 äthiopische Arbeitsmigranten sind nach Saudi-Arabien eingewandert. Der überwiegende Teil von ihnen ist im Rahmen bilateraler Abkommen mit dem Flugzeug nach Saudi-Arabien gekommen. Diejenigen aber, die kein Geld für einen Flug aufbringen können oder die zur Einreise erforderlichen Papiere nicht parat haben, suchen sich einen illegalen Weg, nämlich die Landroute über den Jemen. Über diese Route ziehen nicht nur Menschen aus Äthiopien, sondern auch aus anderen Ländern rund um das Horn von Afrika.

Doch auch die in Saudi-Arabien registrierten äthiopischen Migranten erwartet kein Eldorado. „Die Frauen arbeiten meist in privaten Haushalten, als Reinigungskräfte, in der Kinderbetreuung und Ähnlichem, die Männer überwiegend auf dem Bau“, erklärt Ulf Terlinden, Leiter des Büros der Heinrich-Böll-Stiftung in Nairobi, der von dort aus die politische und ökonomische Entwicklung Äthiopiens observiert.

Die Gründe zur Auswanderung seien vielfältig. Die Wirtschaft gehe bergab, das Land leide an einem massiven Devisenmangel, es mangele an Krediten, Investoren hätten einen Rückzieher gemacht. „Hinzu kommt die Dürre in der gesamten Region, politische Instabilität und die Auswirkungen des Krieges in der Region Tigray“, so der deutsche Experte.

Gegen die Migranten verteidigten saudische Posten die Grenze offenbar brutal. Mehrere der von HRW Befragten bezeugten, die Posten hätten sie gefragt, in welche Partien ihres Körpers sie schießen sollten. Dann hätten sie aus großer Nähe abgedrückt, zitiert der Report Aussagen von insgesamt 42 äthiopischen Migranten, die HRW zwischen März und Juni 2023 befragte.

Mehrere Augenzeugen berichteten zudem, das Militär hätte sofort auf sie geschossen. In anderen Fällen hätten sie sie zunächst auf saudisches Gebiet kommen lassen, dann abgefangen und zu ihren Plänen verhört – und anschließend auf sie geschossen. Andere Befragte wurden laut eigener Aussage mit Mörsergranaten und anderen Sprengwaffen attackiert, nachdem sie die Grenze vom Jemen nach Saudi-Arabien überquert hätten. Wieder andere erklärten, die saudischen Beamten hätten sie mit Steinen beworfen und mit Metallstangen geschlagen. Einige Äthiopier behaupteten sogar, sie wurden gezwungen, überlebende Mädchen zu vergewaltigen.






Quelle:  „Deutsche Welle“, dw-world.de

Schlagwörter: Äthiopien, Flüchtlinge, Migration, Jemen, Saudi-Arabien, Grenze, Tote, Grenzposten, Einwanderung, Armut, Tigray